Literarische Zitate (14) – Love Letters to the Dead
Gerade vor ein paar Stunden habe ich „Love Letters to the Dead“ von Ava Dellaira beendet. Ganze sechs Tage habe ich daran gelesen – dafür, dass das Buch so einen großen Hype erlebt hat, ist das eine ganz schön lange Zeit. So richtig weiß ich immer noch nicht, wie ich das Buch fand, da es ein Auf und Ab war. Aber ich habe viele schöne, berührende Stellen gefunden, weshalb ich spontan beschlossen habe, diesem Buch eine eigene Ausgabe der „Literarischen Zitate“ zu widmen. Eine Rezension wird es natürlich auch noch geben, sobald eine abschließende Bewertung feststeht.
Ich wünschte, du könntest mir sagen, wo du jetzt bist und warum du nicht mehr leben wolltest. Du warst der Lieblingssänger meiner Schwester May. Seit sie nicht mehr da ist, fällt es mir irgendwie schwer, ich selbst zu sein, weil ich nicht mehr genau weiß, wer ich eigentlich bin. Dabei wäre es wichtig für mich, das möglichst schnell rauszufinden.
(Seite 7)
Ich glaube, wenn man etwas verliert, das einem wirklich viel bedeutet, ist das so, als würde man ein Stück von sich selbst verlieren.
(Seite 20)
Vielleicht ist das so, wenn man verliebt ist. Man saugt alles in sich auf, ohne jemals satt zu werden, nur glücklicher.
(Seite 162)
„Angst zu haben und sich danach zu sehnen, beschützt zu werden, sind die beiden elementarsten Gefühle im Leben.“
[…] „Aber wenn das die beiden wichtigsten Gefühle sind, was ist dann mit der Liebe?“
„Warum glaubst du, ist die Liebe das tiefste Gefühl, das Menschen empfinden? Weil sie beides zugleich ist. Solange wir lieben, fühlen wir uns beschützt und haben dabei doch trotzdem ständig Angst.“
(Seite 188)
Man kann mutig und idealistisch und schön sein, und das bewahrt einen trotzdem nicht davor, abzustürzen.
(Seite 273)
Manchmal sind wir so randvoll mit allen möglichen Gefühlen, dass wir nicht merken, wie unser Verhalten auf jemand anderen wirkt.
(Seite 288)
Manchmal sind es die kleinsten Gesten, die den größten Raum einnehmen.
(Seite 349)
Jedem passieren Dinge im Leben, die nicht fair sind. Entweder sind wir für alle Zeiten deswegen auf irgendjemanden wütend und fühlen uns ungerecht behandelt oder wir entscheiden uns dafür, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das Beste daraus zu machen.
(Seite 360/361)
Aber Menschen sind nun mal nicht transparent. Wenn wir wollen, dass uns jemand wirklich kennenlernt, müssen wir uns öffnen und über das sprechen, was in uns vorgeht.
(Seite 361)
Man bildet sich ein, jemanden zu kennen, und vergisst darüber, dass jeder Mensch sich ständig verändert, auch man selbst. Plötzlich verstand ich, dass genau das ein Zeichen unserer Lebendigkeit ist. Wir haben unsere eigenen tektonischen Platten in uns, die ständig in Bewegung sind und sich immer wieder neu ausrichten, während wir uns langsam zu dem Menschen entwickeln, der wir sein werden.
(Seite 375)
Wenn es uns gelingt, das, was wir erleben und empfinden, in Worte zu fassen und aufzuschreiben, dann fühlen wir uns vielleicht nicht mehr ganz so hilflos.
[…] Wenn wir die Geschichten selbst erzählen – ganz egal, wie schlimm sie sind -, nehmen wir sie dadurch in Besitz und haben Macht über sie. Vielleicht ist das etwas, was man lernt, wenn man erwachsen wird: dass man nicht dazu verdammt ist, ein Charakter in einer Geschichte zu sein, dem Dinge passieren, sondern dass man auch derjenige sein kann, der die Geschichte schreibt.
(Seite 381)
Menschen können einen verlassen, aber sie können auch zurückkommen.
(Seite 390)
Manchmal ist da nur Stille, nachdem man etwas gesagt hat. Oder bloß ein Echo. Wie Schreie aus unserem Inneren. Und dann fühlt man sich wirklich einsam. Aber das passiert nur, wenn man nicht richtig hinhört. Es bedeutet, dass man noch nicht bereit ist, zu hören. Denn jedes Mal, wenn wir etwas sagen, ist da eine Stimme. Eine ganze Welt, die uns antwortet.
(Seite 396)
3 Kommentare
Leave a Reply
Weiter mit:
Adventskalender 2014 – Türchen Nr. 24
Das sind eine ganze Menge Zitate aus dem Buch, wow. Ich bin mir immer noch unschlüssig ob ich es lesen möchte – die Rezensionen sind bislang zu durchwachsen. Aber diese Zitatesammlung ist sehr ermutigend, danke. :)
Schön, dass Dir die Zitat-Auswahl gefällt. Ich muss gestehen, dass ich selbst überrascht war, dass ich so viele schöne Stellen gefunden habe, weil das Buch an sich mich nicht so sehr überzeugen konnte, zumindest nicht durchweg. Aber gerade weil die Bewertungen so durchwachsen sind, sollte jeder selbst entscheiden, ob er es lesen möchte oder nicht :)
Wirklich tolle Zitate. Viele davon so weise, dass sie fast wie Sprüche aus irgendeiner alten Überlieferung klingen. Ich finde es toll, wie sorgsam du diese ganzen Textstellen zusammengetragen hast!