5 Tage im Sommer (Kate Pepper)
Klappentext:
Fünf Tage Zeit, bis der Täter wieder zuschlägt
Auf dem Parkplatz eines Supermarktes verschwindet eine junge Mutter. Als ihr Ehemann eine Vermisstenanzeige aufgeben will, nimmt ihn die Polizei nicht ernst.
Nur John Geary, ein Ex-FBI-Agent, ist alarmiert. Vor genau sieben Jahren wurde eine andere Frau entführt. Fünf Tage danach verschwand ihr siebenjähriger Sohn. Und tauchte nie wieder auf. Im Gegensatz zu seiner Mutter. Doch die hat seitdem kein einziges Wort gesprochen.
Rezension:
Emily spürt das Wogen des Wassers. Sie wurde auf den feuchten Planken hin und her geworfen. Und dieser Geruch. Moder. Salzige Luft.
Sie war nackt. Die Innenseiten ihrer Oberschenkel brannten. Ihre rechte Seite war gefühllos. Die Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden, offenbar mit einem dicken Tau, die Beine an den Knöcheln zusammengezurrt. Ihre Haut brannte von einigen Abschürfungen. Hatte sie sich zur Wehr gesetzt?
[…]
Ihr Körper trieb davon wie ein Stück Holz, nicht mehr Teil ihrer selbst. Und in einem Akt des Widerstandes reagierte ihr Geist hypersensibel. Sie nahm alles wahr, jede Veränderung war ihr bewusst.
Wasser brandete gegen das Boot. Sie bewegte sich. Irgendwohin. Er nahm sie mit.
Wohin?
(aus dem sechsten Kapitel)
Emily und ihre drei Kinder verbringen die Ferien bei Emilys Mutter Sarah in Cape Cod, Ehemann und Vater Will ist in New York, um sich um sein Restaurant zu kümmern. Eigentlich plant die kleine Familie schon ihre Heimreise am nächsten Tag, als Emily beim Einkaufen entführt wird – es ist der 3. September. Sarah meldet sie bei der Polizei als vermisst, Will kommt aus New York angereist, doch die Polizei hält an ihren Gewohnheiten fest: Erwachsene werden erst nach 24 Stunden als offiziell vermisst eingetragen. Der FBI-Agent im Ruhestand John Geary nimmt sich des Falles schließlich an, weil er bei der Recherche für sein Buch über einige ungeklärte, ähnlich gelagerte Fälle gestolpert ist und dort Verbindungen sieht.
Ein Auf und Ab während der Ermittlungen, gespickt mit familiären unwichtigen Details, und ein spektakulär gewolltes, aber eher ernüchterndes Ende erwarten den Leser.
Für einen Roman, der die Genre-Bezeichnung „Thriller“ trägt, ist 5 Tage im Sommer verhältnismäßig schwach ausgerüstet. Mit einer Grundstory, die man bereits zahlreich von anderen Autoren gelesen hat, unglaubwürdigen Charakteren, die sich nur im Mittelfeld bewegen, zu vielen unwichtigen und nebensächlichen Details, die die Geschichte wahrscheinlich auflockern sollen, aber nur vom Geschehen ablenken, ist das Lesevergnügen ein eher zweifelhaftes.
Trotzdem dürfte der Roman von Kate Pepper dem einen oder anderen Leser im Gedächtnis bleiben. Speziell Familien werden sicher eine besondere Bindung zu einzelnen Charakteren aufbauen können. Die Autorin spielt gut mit den Emotionen und der Hölle, die Väter und Mütter durchmachen, wenn es um das Wohl ihrer Kleinen geht. Vor allem das rettet dem Buch einige Sympathiepunkte, die durch die teilweise lustlos wirkende Schreibweise stark verringert werden.
Echte Thrillerfans werden hier schnell gelangweilt sein, weil sie einerseits schnell den Täter erkennen und andererseits vergeblich nach einem wirklich guten Grundstock suchen. Genrefremde Leser haben wahrscheinlich eher ihren Spaß an diesem Buch, das für eine lockere Lektüre zwischendurch überaus geeignet scheint.
Fazit:
Ein Thriller, der emotional unter die Haut geht und jeden Leser anspricht, der selbst Familie hat oder haben möchte. Ein Horrorszenario, das man dem ärgsten Feind nicht wünschen würde. Kein herausragendes Stück der Thriller-Szene, aber in seiner Machart erinnerungswürdig und durchaus lesenswert.
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