A Wish For Us (Tillie Cole)
Klappentext:
Seine Küsse waren wie Farbexplosionen in der Dunkelheit,
seine Liebe wie Musik in einer stummen Welt
Cromwell Dean ist der erfolgreichste Musiker Europas. Mit gerade einmal neunzehn Jahren liegt ihm die Welt zu Füßen – doch seine Musik bedeutet ihm insgeheim nichts. Um sein Talent nicht weiter zu verschwenden, beginnt er ein Musikstudium in den USA, wo er Bonnie Farraday kennenlernt. Ehrgeizig und von Musik begeistert könnten das Mädchen aus einfachen Verhältnissen und Superstar Cromwell unterschiedlicher nicht sein. Doch als sie für ein Kompositionsprojekt zusammengesetzt werden, regen sich nicht nur Gefühle in Cromwell, die er noch nie gespürt hat, sondern auch eine alte Sehnsucht, die mit aller Macht vergessen bleiben muss. Auch wenn es ihn seine Liebe zu Bonnie kosten könnte …
Rezension:
Als erfolgreichster EDM-DJ legt Cromwell Dean regelmäßig vor Menschenmassen auf und jedes Mal liegt die Menge ihm zu Füßen. Doch die Musik hat vor einiger Zeit jede Bedeutung für ihn verloren. Trotzdem verletzt es Crom, als er nach einem Auftritt von einem Mädchen in einem purpurnen Kleid gesagt bekommt, dass seine Musik keine Seele hat. Dieses Feedback gibt unter anderem schließlich den Ausschlag für seine Entscheidung, ein Stipendium in den USA anzunehmen und Musik zu studieren. Als er dort ausgerechnet auf das Mädchen vom Strand trifft und vom Professor dann auch noch mit Bonnie für eine Partnerarbeit zusammengesteckt wird, kann er sich nicht länger davor verstecken, sich mit dem Grund seiner Veränderung auseinanderzusetzen. Denn Bonnie lebt für die Musik und hat einen großen Traum – sie möchte, dass ihre Musik von einem großen Symphonie-Orchester aufgeführt wird, und dazu braucht sie Cromwells Hilfe. Wenn er sich nur nicht so sehr gegen seine bemerkenswerte Gabe sträuben würde und solch ein unausstehlicher Arsch wäre.
Bereits auf den ersten Seiten erkennt man, dass Tillie Cole einen ergreifenden Schreibstil hat, der den Leser sofort in seinen Bann ziehen kann. Mit ausschweifenden, sehr bildhaften Beschreibungen und fast schon lyrischer Sprache erzeugt sie eine Atmosphäre, aus der man sich kaum losreißen kann. Gerade in Bezug auf die musikalische Szene, in der sich Cromwell normalerweise bewegt, und auf die Synästhesie, die ihn jede Musiknote in Farben sehen lässt, versteht die Autorin es, dem Leser glaubwürdig zu vermitteln, wie ein solches Leben aussieht. Auch die Hintergründe der Story bleiben die meiste Zeit authentisch, auch wenn sie an mancher Stelle zu geballt auf den Leser einprasseln und dieser dadurch kaum dazu kommt, das Gelesene wirklich zu verarbeiten. Was ein wichtiger Punkt ist, da A Wish For Us verschiedene schwierige Themen aufgreift und durch die Arbeit an einer Komposition ohnehin sehr umfangreiche Informationen mit sich bringt. Wo auf der einen Seite jedoch zu wenig Spielraum für Verarbeitung und eigene Gedanken ist, werden auf der anderen Seite immer wieder Dinge wiederholt, die bereits mehrfach erwähnt wurden.
So wird Cromwell zum Beispiel nicht müde, immer wieder auf Bonnies „hübsches Gesicht“ und ihre „großen braunen Augen“ hinzuweisen. Das mag zwischendurch mal ganz süß sein, wird auf Dauer aber ziemlich anstrengend. Hier hätte das Lektorat gerne öfter mal den Rotstift ansetzen dürfen. Und es bleibt nicht der einzige Punkt, bei dem der Leser kritisch die Augenbraue hebt. Sowohl Crom als auch Bonnie haben ihre Geheimnisse, die Tille Cole eine ganze Zeit lang vor dem Leser zu „verheimlichen“ versucht, für das geübte Auge aber recht schnell zu erkennen sind. Und obwohl die Vergangenheit jeweils gute Gründe für ihr Verhalten liefert, können die Charaktere ihre Eigenarten nicht richtig zum Leser transportieren. Croms unmöglicher Umgang mit seinen Mitmenschen, seine passive Aggressivität und der übermäßige Alkoholkonsum sind die meiste Zeit eher anstrengend als liebeswert, auch mit dem Wissen um die schicksalhaften Wendungen seines Lebens im Hinterkopf. Und Bonnies einerseits offenherzige, andererseits aber auch zurückhaltende Art bleibt zu lange ohne Begründung, als dass man sich als Leser wirklich damit anfreunden könnte.
Wie das Leben als Synästhetiker aussieht und sich anfühlt, kann A Wish For Us hingegen wirklich gut rüberbringen. Tillie Cole beweist hier Fingerspitzengefühl und bemüht sich sehr, dieses Phänomen von verknüpften Wahrnehmungen dem Leser zugänglich zu machen. An der einen oder anderen Stelle wird allerdings zu sehr mit Farben und Eindrücken um sich geworben, sodass teilweise ganze Zeilen oder gar Abschnitte nur quergelesen werden. Statt sich mit diesen ausschweifenden Beschreibungen aufzuhalten, hätten die Charaktere – allen voran Bonnies Bruder Easton – gerne etwas mehr Farbe bekommen können. So strengt das Lesen trotz hohem Page-Turner-Potenzial oftmals etwas an und manche Passagen wirken tatsächlich überflüssig. 50 oder 100 Seiten weniger hätten dem Roman mit dem zauberhaften, zum Inhalt passenden Cover durchaus nicht geschadet. Für Fans von dramatischen und romantischen Geschichten, die auch ein Stück weit Wissen und neue Informationen transportieren, ist A Wish For Us trotzdem zu empfehlen.
Fazit:
A Wish For Us lebt vor allem von ausschweifenden Beschreibungen, in welchen Farbtönen der synästhetische, passiv-aggressive Protagonist die Musik sieht. Obwohl als New Adult veröffentlicht, darf der Leser nicht allzu viel Erotik erwarten, dafür jede Menge aufgestaute Emotionen und Charaktere, die zeitweise berühren, die meiste Zeit aber ziemlich nerven. Tillie Cole hat einen ergreifenden Schreibstil, schafft es jedoch nicht, das vorhandene Potenzial voll auszuschöpfen. So bleibt der Roman trotz Page-Turner-Effekt leider nur Mittelmaß.
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