American Devil (Oliver Stark)
Piper, 1. Auflage November 2010
Originaltitel: American Devil
Aus dem Amerikanischen von Gabriele Weber-Jarić, Bettina Zeller
Kartoniert, 448 Seiten
€ 9,95 [D], € 10,30 [A], sFr 15,90
ISBN: 978-3-49225-923-1
Leseprobe
Genre: Thriller
Klappentext:
Ich töte, was du liebst.
»Nichts ist grausamer, als jemanden zu töten, den man liebt. Seit Jahren hat der Teufel ihm Dinge ins Ohr geflüstert, die ihm unvorstellbar erschienen. Aber jetzt, endlich, war er allein mit dem Mädchen, das er liebte …«
Chloё Mestella war erst fünfzehn, als sie nachts in ihrem Kinderzimmer brutal vergewaltigt und ermordet wurde. Zwanzig Jahre später wird New York von einer beispiellosen Mordserie erschüttert: fünf junge Frauen – reich, blond, schön – werden in nur einer Woche vergewaltigt und regelrecht abgeschlachtet. Fieberhaft suchen Detective Harper und seine Kollegen nach dem »American Devil« – doch der ist ihnen stets einen Schritt voraus …
Rezension:
Wohlbehütet aufgewachsene, junge und schöne Frauen fallen seit einigen Tagen einem grausamen Mörder zum Opfer. Dieser bringt sie jedoch nicht einfach nur um, sondern spioniert sie vorher aus, nimmt Kontakt zu ihnen auf und präsentiert sie nach dem Mord schließlich in einer Art, die sich dem Ermittlungsteam dauerhaft ins Hirn brennt. Bei jedem Mädchen setzt er ein anderes Zeichen, vermittelt eine andere Botschaft, stellt die Polizei vor ein neues Rätsel – und entwischt ihnen dabei jedes Mal um Haaresbreite.
So scheint es jedenfalls. Denn der American Devil legt seine Spuren geschickt und führt die Ermittlungen auf verschiedene Irrwege. Immer dann, wenn das Team anscheinend kurz vor der Lösung des Falles zu stehen und die Schlinge sich immer enger um den Hals des Mörders zu ziehen scheint, macht dieser einfach einen Schritt zur Seite und damit sämtliche Arbeit zunichte. Während New Yorks Frauen sich die Haare färben und nicht mehr allein aus dem Haus gehen, arbeitet Harper – der eigentlich wegen eines tätlichen Angriffs gegenüber einem Vorgesetzten vom Dienst suspendiert ist – mit Hilfe der Psychologin weiter an der Lösung des Rätsels und stößt dabei nicht nur im Fall an seine Grenzen. Denn als Auflage dafür, zurück in den Dienst treten und damit die Leitung des Falles übernehmen zu dürfen, wurde er zu einer Therapie verdonnert, in der er seine Emotionen unter Kontrolle bringen soll. Dass Denise ihm nicht nur bei seinen persönlichen Problemen, sondern durch ihre Studien auch bei der Psyche des American Devil helfen kann, gestaltet die ganze Geschichte noch ein bisschen würziger, als sie sowieso schon ist.
Mit seinem Debüt schafft Oliver Stark es mehr oder weniger auf Anhieb, sich in die Köpfe der Thriller-Fans zu schreiben. Sprachlich nicht zu ausgefallen, aber auch nicht langweilig oder eintönig lässt er seine Protagonisten auf dünnem Eis wandeln – immer neue Wendungen verschaffen dem Leser unerwartete Spannungsbögen, ohne ihn zu sehr zu strapazieren. Zum Luftholen bleibt nur selten Zeit, denn kaum schwächelt die Story auch nur ein klein wenig, zaubert der American Devil einen neuen Strich aus seinem nicht vorhandenen Hut, den er dem Ermittlungsteam durch die Rechnung ziehen kann. Es ist faszinierend, wie geschickt der Autor kleine Hinweise in die Geschichte einfließen lässt, die sich erst am Ende als Ganzes zeigen und Sinn ergeben – sowohl für den Leser als auch für das Team. Viele kleine Einzelheiten und Züge des Mörders machen ihn auf eine unverständliche Art geradezu sympathisch; man fragt sich tatsächlich, warum diese Person es im Leben derart mies getroffen hat, und empfindet zeitweilig sogar etwas Mitleid. Selbst die Beweggründe sind letztendlich so gut dargestellt, dass alles nachvollziehbar und plausibel scheint. Es macht Spaß, das Team ermitteln und scheitern zu sehen, im Hinterkopf natürlich immer das Wissen, dass am Ende ja doch die gute Seite den Sieg davontragen wird – auch wenn Oliver Stark es durchaus schafft, den Leser zeitweise an dieser Tatsache zweifeln zu lassen.
Durch einen starken Beginn und ein solides Mittelfeld überzeugt Oliver Stark mit seinem Debüt nicht nur Neulinge im Genre, sondern auch eingefleischte Thriller-Anhänger. Einzig das Ende wirkt ein wenig gezwungen, überhastet und so, als wären dem Autor die guten Ideen ausgegangen. Der Qualität des Buches tut dies jedoch nur geringfügig Abbruch, gegenteilig hofft man auf weiteres Material aus der Feder des Neulings und weitere Geschichten um Harper und Denise, die sich als grandioses Team zeigen. Es bleibt abzuwarten, was Oliver Stark aus dem vorhandenen Potential dieser beiden Protagonisten macht – einen guten Anfang hat er in jedem Fall hingelegt und mit Sicherheit darf er schon jetzt einige Leser als neue Fans betrachten.
Fazit:
Oliver Stark lässt die Leserwelt beim Lesen seines Debüts American Devil kaum zu Atem kommen. Immer neue, unerwartete Wendungen sorgen für ein Auf und Ab des Spannungsbogens, ansprechende Protagonisten sorgen für amüsante Abwechslung, eine nicht zwingend vorhersehbare Geschichte sorgt für Unterhaltung. Ein Thriller der besonderen Art, ein Muss für jeden Genre-Fan, eine Bereicherung für jedes Bücherregal!
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
Zurück zu:
Sieben verdammt lange Tage (Jonathan Tropper) Weiter mit:
Flüsterndes Gold (Carrie Jones)