Amokspiel (Sebastian Fitzek)
Klappentext:
Dieser Tag soll ihr letzter sein. Die renommierte Kriminalpsychologin Ira Samin hat ihren Selbstmord sorgfältig vorbereitet – zu schwer lastet der Tod ihrer ältesten Tochter auf ihrem Gewissen. Doch dann wird sie zu einem brutalen Geiseldrama in einem Radiosender gerufen. Ein Psychopath spielt ein makabres Spiel: Bei laufender Sendung ruft er wahllos Menschen an. Melden die sich am Telefon mit einer bestimmten Parole, wird eine Geisel freigelassen. Wenn nicht, wird eine erschossen. Der Mann droht, so lange weiterzuspielen, bis seine Verlobte zu ihm ins Studio kommt. Doch die ist seit einem halben Jahr tot. Ira beginnt mit einer aussichtslosen Verhandlung, bei der ihr Millionen Menschen zuhören …
Rezension:
Ira Samins, als solches geplant, letzter Tag startet mit dem unbändigen Verlangen nach einer Coke Light Lemon. Da ihr eigener Kühlschrank ausgerechnet diese Sorte nicht mehr vorrätig hat, zwingt sie sich in den kleinen Laden gegenüber. Dort wird sie von einem SEK-Kollegen abgefangen, mit dem sie mehr verbindet als nur die Polizeiarbeit. Und schon muss Ira ihren Wunsch, diese Welt zu verlassen und ihre Schultern von der Last zu befreien, hinten anstellen – denn sie wird in einem Radiosender gebraucht.
Wenn man sich diesen relativ harmlosen Beginn des Romans vor Augen hält, ist es erstaunlich, wie großartig Fitzek mit dem Aufbau eines Spannungsbogens umgehen kann. Er versteht es, kleine Details ins fließende Geschehen zu weben, die beim ersten Lesen unwichtig erscheinen, später aber einen Sinn ergeben und Licht ins Dunkel bringen.
Die teilweise immer noch vorhandenen sprachlichen Schwächen, die auch schon in Die Therapie auffielen, werden hier durch einen mitreißenden Plot und lebensechte Charaktere ausgeglichen. Man merkt als Leser, dass Fitzek die Inspiration zu seinen Protagonisten aus dem wahren Leben zieht, und fragt sich das eine oder andere Mal, wie viel Echtheit wirklich im geschriebenen Wort steckt.
Als Gesamtwerk gesehen ist Amokspiel unheimlich spannend und überzeugender als sein Vorgänger. Bis zur letzten Seite verstärkt sich das Verlangen nach Aufklärung, gleichzeitig will man aber auch nicht, dass das Buch zu Ende geht und man es weglegen muss. Der Kopf arbeitet die ganze Zeit an der Lösung des Rätsels, wähnt sich in Sicherheit, und wenn sie dann kommt, will man es gar nicht glauben. Das Ende hat Fitzek sehr überraschend gestaltet, nur selten denkt man sich nach dem Lesen eines Krimis oder Thrillers, wie sehr man mit seinen eigenen Vermutungen daneben lag.
Mit seinem zweiten Roman hat Fitzek definitiv unter Beweis gestellt, dass er zu Recht als neuer deutscher Bestseller im Bereich des Psychothrillers gehandelt wird.
Fazit:
Ein fesselnder Roman mit echt wirkenden Charakteren und immer neuen Wendungen, die den Leser schockieren, in seinen Bann ziehen und ihn das Buch kaum mehr aus der Hand legen lassen. Empfehlenswert für Berlin-Fans, ein Muss für alle Thriller-Liebhaber!
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