Bis(s) einer weint (Frau Meier)
Heyne, 1. Auflage Mai 2010
Originaltitel: Nightlight
Deutsche Übersetzung von Oliver Plaschka
Taschenbuch, 208 Seiten
€ 8,95 (D) | € 9,20 (A)
ISBN: 978-3-453-52706-5
Leseprobe
Genre: Dark Fantasy/Parodie
Klappentext:
Es gab drei Dinge, derer ich mir sicher war:
Erstens, Edwarz war mit ziemlicher Sicherheit mein Seelenpartner. Oder auch nicht.
Zweitens, ein Teil von ihm – der Teil, der absolut nicht nach meinem Blut dürstete – war ein Vampir.
Und drittens …
Und dritten: Warum hört der Typ nicht endlich auf zu jammern – und beißt zu!
Über die Autorin:
Frau Meier, definitiv nicht im Jahr 1793 geboren, vertrödelt die Tage mit ihren 33 Fledermäusen und keiner Katze in einem Land, in dem wohl Englisch gesprochen wird. Der Auftrag, die ultimative Parodie auf einen Vampir-Millionen-Bestseller zu schreiben, ist ihr zugetragen worden, als sie über ihren liebsten Hobbies nachdachte, zu denen durchtanzte Nächte und unwiderstehliche Männer, jedoch weniger Knoblauch und Kruzifixe gehören. Was aus dieser Idee wurde, kann man auf diesen Seiten lesen. Muss es aber nicht, man kann sich auch ein Loch ins Knie bohren.
Das Fehlen eines Vornamens ist inzwischen zu Frau Meiers Markenzeichen avanciert.
Rezension:
Wenn zwischen dem ganzen Twilight-Hype endlich mal ein Buch auftaucht, das diese ganze wahnsinnige Teenager-Vampir-Romanze auf die Schippe nimmt, greift der geneigte Leser von lustigem Stoff beherzt zu. Cover und Klappentext bekräftigen die Kaufentscheidung, und auch die amüsant verpackte Vorstellung einer Pseudo-Autorin überzeugt auf Anhieb. Auch die ersten Seiten, auf denen Belle den Umzug zu ihrem Vater (nur unzureichend) erklärt und ihre Mutter sowie deren neuen Mann nach Strich und Faden verarscht, machen Spaß und bringen den Leser das eine oder andere Mal zum herzhaften Schmunzeln. Leider ist das aber auch schon alles, was diese Parodie an Lustigem zu bieten hat – inwieweit hier tatsächlich Parallelen zur Originalreihe gezogen werden, kann nicht gesagt werden, da die Rezensentin die Biss-Saga nicht gelesen hat.
Belle zieht aus unerklärlichen Gründen aus dem sonnigen Phönix zu ihrem Vater in das kleine Städtchen Switchblade. Sie haben sich einige Jahre nicht gesehen, wofür das Verhältnis erstaunlich locker dargestellt wird. Jim scheint sich kaum für das zu interessieren, was Belle so macht, und auch sonst erfährt man nicht viel über ihn – im Grunde bekommt der Leser nur die Information, dass er Vegetarier ist und Vampire auf den Tod nicht ausstehen kann. Daher sollte man eigentlich annehmen, dass es ihm gar nicht gefallen dürfte, wenn sich seine einzige Tochter in einen vermeintlichen Vampir verliebt. Doch weit gefehlt, eher desinteressiert und völlig entspannt sieht Jim der sich aufbauenden Beziehung entgegen.
An der neuen Schule findet Belle sofort Anschluss zu mehreren Leuten, deren Namen sie nicht behalten kann, aber sie gibt sich auch keine Mühe dabei, weil es ihr egal ist. Überhaupt ist Belle eine sehr unangenehme Zeitgenossin, die durch ihre arrogante und überkandidelte Art anfangs noch ganz amüsant ist, jedoch von Seite zu Seite mehr Abneigung weckt. Alle Jungs der Schule sind selbstverständlich an ihr interessiert, die Mädchen sind ihre Freundschaft nicht wert und Edwarz, der sie nicht einmal beachtet, wenn sie neben ihm sitzt, ist nur zu schüchtern, um seine tiefgehenden und unerschütterlichen Gefühle für Belle zugeben zu können.
Mit viel Anstrengung – nicht nur für Belle, sondern auch für Edwarz und vor allem für den armen Leser – kommen die beiden schließlich doch irgendwie zusammen, um wenige Stunden ein Paar zu sein, ehe sich Joshua aus Belles Englischkurs bei einem romantischen Date auf dem Friedhof in den Vordergrund drängt und Belle zu einem Vampir-Abschlussball einlädt. Fast erwartet man, dass die Parodie damit endet, dass es kein HappyEnd zwischen Belle und Edwarz gibt, was ja eigentlich zu einer gelungenen Parodie passen würde. Leider schafft Frau Meier es auch hier nicht, einen Gewinn zu schlagen.
Bis(s) einer weint ist vor allem eins: Unglaublich schlecht. Zugute halten kann man dem Roman noch, dass der herausgebende Verlag sich mit Selbstironie ein wenig retten kann und auf der letzten Seite Werbung für „Old Dagger“ macht, was wohl eine Parodie der erfolgreichen „Black Dagger“-Reihe darstellen soll. Zum Glück findet man bei der Suche im Verlagsprogramm keinen Hinweis darauf, dass Frau Meier sich auch an dieser vergriffen hat, aber man weiß ja nie, was noch so kommt.
Letzten Endes gibt es nur einen Grund zum Weinen, nämlich den um das rausgeworfene Geld, wobei man sagen muss, dass es an eine Frechheit grenzt, für ein knapp 200 Seiten starkes Buch fast neun Euro zu verlangen – vor allem bei solch schlechtem Inhalt, bei dem die an sich nette und wohl auch erfolgversprechende Grundidee durch eine mehr als mangelhafte Umsetzung scheitert.
Fazit:
Wirklich mehr als ein paar wenige müde Schmunzler kann diese ultimativ primitive Parodie der Twilight-Saga leider nicht beim Leser wecken. Das absichtlich Übertriebene und Überspitzte macht nur zu Beginn wirklich Spaß, schon nach den ersten Kapiteln verliert das Buch seinen Reiz. Es gibt sehr viel bessere Parodien, die nicht einfach nur die Vorlage durchkauen und wieder ausspucken, sondern bewusst die Schwächen dieser nutzen.
Wertung:
Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 1,5/5
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