Boy Nobody (Allen Zadoff)
Klappentext:
Sie wollten den perfekten Soldaten:
Einen, der in jeder Situation zuschlagen kann, einen, der keine Gefühle kennt.
Einen, der sein Zielobjekt jederzeit schnell und effektiv aus dem Weg räumen kann.
Sie bekamen mich – Boy Nobody.
Ich bin 16, habe keinen Namen und keine Geschichte.
Ich bin gut, ich bin der Beste.
Bis mir ein Fehler passiert, ein unverzeihlicher Fehler:
Ich habe begonnen, mich zu verlieben …
Rezension:
Boy Nobody lebt von einem Auftrag zum nächsten. Sein Job: Menschen aus dem Weg räumen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Er fragt niemals nach dem Warum, sondern erledigt die schmutzige Arbeit auf eine unauffällige, fast schon hinterhältige Weise und macht sich danach aus dem Staub, um auf den nächsten Auftrag zu warten. Und er ist einer der besten, denn er hat früh gelernt, was Verlust bedeutet und was bei Ungehorsam auf ihn zukommen würde. Also tut er, was von ihm verlangt wird, und hält sich immer an die Regeln. Bis sein neuester Auftrag ihn in echte Schwierigkeiten bringt, denn er lernt die Tochter seines eigentlichen Zielobjektes besser – viel zu gut – kennen und verliebt sich schließlich in sie. Es ist das erste Mal, dass solche Gefühle in ihm wüten, und das erste Mal, dass er dadurch einen Job nicht zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber ausführen kann. Doch es ist auch das erste Mal, dass Boy Nobody die Hintergründe erforschen möchte und deshalb unbequeme Fragen stellt. Doch was er dabei aufdeckt, gefällt weder seinen Auftraggebern noch seiner jungen Liebe. Boy Nobody muss sich entscheiden, wem seine Loyalität gehört, und das ist nach allem, was ihm in seinem Leben wiederfahren ist, wirklich keine leichte Entscheidung.
Im Jugend-Thriller-Bereich einen Treffer zu landen, ist bei der Vielzahl der aktuellen Bücher nicht unbedingt eine leichte Aufgabe. Allen Zadoff bringt mit Boy Nobody ein wunderbares Beispiel, wie es richtig geht: Der Leser wird sofort mit dem ersten Kapitel in eine Geschichte gezogen, die fast durchgängig auf einem unglaublich hohen Spannungsniveau bleibt und sowohl inhaltlich als auch technisch zu überzeugen versteht. Natürlich bringt dieses Debüt auch einige Schwachstellen mit sich, doch im Großen und Ganzen kann man hier sehr gut erkennen, wie viel Potential der Autor mitbringt. Und das bedeutet, dass man sich auf hoffentlich baldige Fortsetzung freuen darf. Denn dass es weitergeht, erfährt der Leser bereits im Umschlagtext bzw. der Autorenvorstellung, auch wenn der Roman selbst durchaus als Einzeltitel stehen bleiben könnte. Andererseits ist das Ende auf eine sehr clevere Weise recht offen gehalten, sodass es hier viele Möglichkeiten für eine Fortsetzung gibt. Welchen Weg der Autor bzw. sein Protagonist einschlagen wird, ist dabei nach allen Seiten offen.
Bei aller Spannung gibt es jedoch auch den einen oder anderen Punkt, der das durch teilweise sehr kurze Kapitel schnelle Lesevergnügen ein wenig schmälert. So scheint Allen Zadoff zum Beispiel sehr viel Wert auf Markenware zu legen, denn die mehrfache Nennung eines gewissen Smartphone-Anbieters fällt schon sehr auf und könnte so manchem Leser auch auf die Nerven fallen – denn notwendig ist die mehrfache Erwähnung definitiv nicht. Auch die Glaubwürdigkeit von Boy Nobody schwächelt an mancher Stelle ein wenig, denn für einen ausgebildeten Killer ohne jeden Skrupel denkt der Protagonist sehr viel nach – auch über seine Taten. Wie weit das mit den neuen gefühlstechnischen Erfahrungen zusammen hängt, ist natürlich Interpretationssache, doch insgesamt fragt man sich als Leser schon ein paar Mal zu viel, wo der knallharte Soldat vom sogenannten „Programm“ geblieben ist.
Abgesehen davon hat Allen Zadoff bei seiner Charaktergestaltung allerdings ganze Arbeit geleistet und kann sowohl männlichen als auch weiblichen Lesern kurzweilige Unterhaltung bieten. Der inhaltliche Anspruch ist für die Zielgruppe genau richtig, verspricht aber auch erwachsenen Lesern eine Menge Lesespaß. Ausbaufähiges Potential ist ebenfalls zur Genüge vorhanden, sodass man mit Spannung weiteren Büchern um Boy Nobody entgegenblickt und hofft, dass der Autor sich nicht allzu viel Zeit beim Weiterentwickeln von Charakteren und Story lässt.
Fazit:
Boy Nobody hat im Jugend-Thriller-Genre mal so richtig aufgeräumt – Allen Zadoff hat eine rasante, aber noch nicht zu turbulente Story mit größtenteils glaubwürdigen, aber noch nicht ganz ausgereiften Charakteren, ein bisschen Liebe ohne überflüssig-aufdringlichen Kitsch und genau der richtigen Mischung aus Höhen und Tiefen im Lesefluss geschrieben. Abgesehen vom übermäßigen Gebrauch diverser Markennamen also eine wirklich runde Sache und ein angenehmer Pageturner, der nicht nur Jugendlichen spannende Lesestunden beschert. Ein Reihenauftakt, der sich zu lesen lohnt und der noch jede Menge Luft nach oben hat.
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2 Kommentare
Hallo Jess,
schön, dass dir das Buch auch gefallen hat! Ja, ja, das iPhone…fand das aber nicht störend, weil ich auch selten die Marke wechsle. Auf jeden Fall hatte ich auch viel Spaß mit dem Buch :-)
LG
Kay
Ich fand das total nervtötend. iPhone, Apple und wurde nicht auch Starbucks erwähnt? Ein-, zwei Mal okay, da lasse ich gerne mit mir reden, aber dieser ständige Hinweis auf diese Marke geht einfach nicht klar. Schon gar nicht in einem Jugendbuch mit einer sehr … „anfälligen“ Zielgruppe.
Trotzdem hatte ich durchaus meinen Spaß mit „Boy Nobody“ und bin gespannt auf die Fortsetzung, die ja aktuell noch nicht mal im Original erschienen ist. Wird also noch ein Weilchen dauern :)