Cassia & Ky 03: Die Ankunft (Ally Condie)

Cassia & Ky 03: Die Ankunft (Ally Condie)

Klappentext:

Wenn jemand stirbt, den du liebst – würdest du den retten, der ihn getötet hat?

Stell dir vor, du konntest fliehen – vor dem System, das dir befohlen hat, wie du leben und wen du lieben sollst. Unter Lebensgefahr hast du deine Liebe wiedergefunden – eine Liebe, die das System töten wollte.

Jetzt willst du das System besiegen, doch dafür musst du zurück. Zurück in dein altes Leben. Zurück zu einem Geheimnis, das tief in dir verborgen ist.

Es wird alles verändern.
Dein Leben.
Deine Liebe.


Rezension:

Ich bin mir ganz sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die kleine Akte der Rebellion vollzieht. So mancher schwimmt gegen den Strom oder taucht darunter hindurch. Ich war diejenige, die aufgeblickt hat, wenn etwas Dunkles die Sonne verdeckte, und zugleich war ich der Schatten, der an dem schmalen Grat entlang gehuscht ist, wo Erde und Wasser den Himmel berühren.
Tag für Tag wälze ich den Stein, den mir die Gesellschaft aufgebürdet hat, den Hügel hinauf, immer und immer wieder. In meinem Inneren verbergen sich die wahren Dinge, die mir Kraft verleihen – meine Gedanken, die kleinen Steine meiner eigenen Wahl. Sie kullern mir durch den Kopf: klein, manche glattpoliert vom vielen Rollen, andere neu und rau, manche schmerzhaft kantig.
(Cassia, Seite 28/29)

Nach ihrem gemeinsamen Abenteuer in den Canyons sind Cassia und Ky wieder einmal getrennt – Cassia ist zurück in die Gesellschaft gegangen, um dort ihrem Job als Sortiererin nachzugehen, und Ky wird für die Erhebung zum Piloten ausgebildet. Xander verdingt sich inzwischen als Arzt und kämpft mit seinen Kollegen gegen eine neue Gefahr an: Die Seuche, die um sich greift und nicht nur die umliegenden Gewässer vergiftet, sondern auch viele Menschen in einen komaähnlichen Zustand versetzt. Für alle drei ist jedoch nicht ganz klar, ob dies wieder eine Aktion der Gesellschaft ist, um die Bevölkerung an sich zu binden, oder ob die Erhebung mit dieser Sache zu tun hat. Sie warten darauf, dass sich der Steuermann zu erkennen gibt und die Erhebung endlich zum entscheidenden Feldzug gegen die Gesellschaft anführt. Denn alles deutet darauf hin, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis das aktuelle Regiment endlich gestürzt wird und neue Wege gegangen werden.

Dem lang ersehnten Abschluss der Cassia & Ky-Trilogie wurde mit großen Erwartungen entgegen geblickt. Nachdem im zweiten Band Die Flucht nur wenig passiert ist und die Protagonisten die meiste Zeit nur in der Gegend umher spaziert sind, erhofft sich der Leser von Die Ankunft wieder etwas mehr Action und Handlung. Und ein Ankommen wird dem Leser tatsächlich geboten, nur fällt dieses leider so überhaupt nicht überschwänglich aus. Wieder schafft Ally Condie es nicht, aus dem vorhandenen Potential eine wirklich spannende Geschichte zu stricken, die den Leser mitreißt und ihm zeigt, dass die beiden Vorgängerbände lediglich ein sanftes Hinarbeiten auf einen großen, alles Durchquälen wieder ausgleichenden Showdown gewesen sind. Diesen Erwartungen kann der dritte Band leider nicht gerecht werden, gegenteilig lässt er den Leser nach Beendigung immer noch mit Fragen zurück. Man ist irgendwie froh über den Abschluss, aber in keiner Weise zufriedengestellt. Es fehlt eine ganze Menge und fast scheint es ein wenig, als wollte sich die Autorin absichtlich ein paar Möglichkeiten offen halten, die Reihe auf die eine oder andere Weise doch noch fortsetzen zu können. Wenn man es genau betrachtet, ist auch noch genügend Material für weitere Geschichten um die Gesellschaft und die Erhebung gegeben. Im Kopf des Lesers sprudeln mögliche Szenarien wie von selbst durcheinander, sodass es einerseits schade um das verschenkte Potential ist, man auf der anderen Seite aber auch nicht unbedingt auf einen weiteren Band hofft.

Womit Ally Condie einmal mehr vollends überzeugen kann, ist die wunderschöne poetische Sprache, mit der hier gearbeitet wird. Zwar finden sehr viel weniger Gedichte Platz in diesem dritten Band als in den Vorgängern, trotzdem streut die Autorin auch hier wieder an passenden Stellen Ausschnitte ein, die dem Leser kleine Lichtblicke bieten. Denn ansonsten gibt der Abschlussband leider nicht viel Unterhaltung her. Es wird wieder viel geschrieben, aber nichts erzählt, sodass man sich manches Mal fragt, worin genau die Absicht der Autorin lag. Während jedoch Die Auswahl und Die Flucht auf die eine oder andere Weise zumindest ein wenig Unterhaltungswert hatten, reihen sich in Die Ankunft viele Nonsense-Sätze aneinander, die nicht nur wenig Inhalt haben, sondern auch immer mehr Verwirrung bringen. Irgendwann steigt der Leser völlig aus dem Geschehen aus und blättert einfach weiter, ohne den Inhalt wirklich aufzunehmen. Man will eigentlich nur eins: Am Ende ankommen und die Reihe abschließen, um sich anderen Büchern widmen zu können. Denn egal, wie wenig das Buch wirklich hermacht, einfach so abbrechen geht dann doch nicht, denn man will schließlich wissen, ob der Steuermann sich zu erkennen gibt und ob es der Erhebung gelingt, die Gesellschaft zu stürzen.

Alles in allem bleibt Cassia & Ky auch nach dem dritten Band nur eine knapp durchschnittliche Trilogie aus dem beliebten Genre der Jugend-Dystopien. Leser, die sich öfter in diesem Genre bewegen, finden hier kaum Befriedigung und greifen recht schnell zu Alternativen, die mehr zu bieten haben. So richtig punkten kann hier nur die optische Aufmachung, für mehr reicht es leider nur an den wenigsten Stellen. Der Abschlussband ist nicht nur der seitenstärkste und inhaltsschwächste der kompletten Reihe, sondern bleibt leider auch weit hinter den Erwartungen zurück. Dass Ally Condie schreiben kann, steht dabei außer Frage, denn Cassia & Ky (& Xander & Indie) hatten durchaus ihre glanzvollen Momente. Um einen positiven bleibenden Eindruck zu hinterlassen, reichen diese aber verteilt auf drei seitenstarke Bücher nicht aus. Vielleicht beim nächsten Mal?

Wenn man einmal der Hoffnung Raum gibt, überwältigt sie einen. Sie füllt die innere Leere und steigt an den Knochen empor. Sie wächst, bis sie die Knochen ersetzt und zu dem wird, was einen zusammenhält. Einen aufrecht hält. Bis man nicht mehr ohne sie leben kann. Sie mit Stumpf und Stiel auszureißen, würde einen töten.
(Ky, Seite 300)


Fazit:

Nach einem grenzwertig guten, aber Hoffnung machenden ersten und einem langatmigen zweiten Teil findet Ally Condies Geschichte in Die Flucht (endlich) ihren Abschluss. Leider kann auch der dritte Band nicht überzeugen, denn eine wirkliche Story wird dem Leser auch hier nicht geboten. 600 Seiten drehen sich fast vollkommen um nichts, was diesen Umfang rechtfertigen würde. Gute Ansätze wurden nur minimal genutzt, sodass Cassia & Ky leider eine der weniger empfehlenswerten Jugendbuch-Reihen bleibt – schade, denn Potential war in jedem Fall da.




|



Leave a Reply