C’est la fucking vie (Michaela Kastel)

C’est la fucking vie (Michaela Kastel)

Klappentext:

Warum muss immer so etwas Beklopptes wie die Liebe dazwischenkommen?

Die 18-jährige Sanni hat bisher ein wildes, freies Leben geführt, bei dem Partys, Alkohol, Drogen und Sex auf der Tagesordnung standen. Mit dem Abitur in der Tasche interessiert es sie nicht, was nach dem Sommer sein wird. Niko beschäftigt hingegen, wie er es seinen strengen Eltern rechtmachen kann. Doch trotz aller Unterschiede verbindet Sanni und Niko eine ganz besonders tiefe Freundschaft – die vor allem für Niko mehr als nur Freundschaft ist.
Alles ändert sich, als die beiden unverhofft miteinander im Bett landen. Zum ersten Mal konfrontiert Niko Sanni mit seinen Gefühlen und stellt sie vor die Wahl: Beziehung oder ein Ende der Freundschaft. Sanni ist hin- und hergerissen, empfindet sie doch auch mehr für Niko. Aber kann Sanni für die Liebe wirklich ihre Freiheit aufgeben?


Rezension:

Endlich haben Sanni und ihre Clique das Abitur in der Tasche und alle Wege in die große weite Welt stehen ihnen offen – aber erst mal wird zu Hause in der gewohnten Umgebung gechillt. Alkohol und Drogen gehören genauso zum Alltag wie Partys im Garten von Sannis Vater oder am See. Für Sanni ist klar, dass sie nicht – wie die meisten ihrer Freunde – direkt nach den letzten großen Ferien mit einem Studium beginnt. Genauso wenig kommt es für sie in Frage, sich an einen einzigen Mann zu binden. Sie ist lieber frei wie ein Vogel und nimmt mal diesen, mal jenen Kerl mit nach Hause. Für Sanni ist vor allem eins wichtig: dass sie zufrieden mit ihrem Leben ist und einfach machen kann, was sie will. Dass sie damit so manchem, unter anderem ihrem besten Freund Niko, ziemlich vor den Kopf stößt, kommt ihr dabei gar nicht in den Sinn. Schließlich ist das einfach ihre Art, ihr Charakter und bisher hat sich aus ihrer Clique auch niemand daran gestört. Bis es nach einer Party zu einer Situation kommt, die sich nicht einfach wegschweigen, wegtrinken oder wegtanzen lässt. Und plötzlich steht Sanni vor der Entscheidung, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte – und wen sie dabei an ihrer Seite sieht.

Nachdem Michaela Kastel das Herz des deutschen Thriller-Lesers erobert hat, wagt sie sich jetzt auf ein komplett anderes Terrain. Mit C’est la fucking vie geht ein AllAge-Roman auf den Markt, der mit seinem Cover mit Sicherheit großes Interesse bei der Zielgruppe weckt. Doch man darf sich nicht von der verspielten, wunderschönen Optik in die Irre führen lassen, denn den Leser erwartet ganz und gar keine zuckersüße Jugend-Lovestory. Ganz im Gegenteil ist dieses Wagnis von Michaela Kastel ein wahres Überraschungspaket, das die Leserschaft sehr wahrscheinlich in zwei Lager spalten wird. Die Protagonistin ist schwierig und ein Charakter, der auf einiges Unverständnis stoßen dürfte. Als Leser hat man das Gefühl, so gar nicht warm mit ihr zu werden, und in so manchen Situationen möchte man am liebsten zwischen die Seiten greifen, Sanni herausziehen und ein- oder zweimal kräftig durchschütteln. Damit sie zur Vernunft kommt. Oder zu dem, was die meisten Leser unter Vernunft verstehen würden. Denn Sanni ist auf eine sehr selbstbewusste Art eigen – und gerade das macht ihren besonderen Reiz aus. Man muss sie nicht mögen, doch es empfiehlt sich, in jedem Fall am Ball zu bleiben. Ganz anders als Sanni schließt man den zweiten Hauptcharakter Niko gefühlt sofort ins Herz. Er scheint genau das zu sein, wovon jedes Mädchen in diesem (und vielleicht auch im späteren) Alter träumen. Aufmerksam, zuvorkommend, vertrauenswürdig und eine Seele von Mensch.

Auch wenn man das Buch einige Male am liebsten gegen die Wand werfen möchte, weil man so viele Handlungen und Gedankengänge nicht nachvollziehen kann, und man mit der Lektüre einige Startschwierigkeiten hat, lohnt das Weiterlesen. Nicht nur wegen der Entwicklung der beiden Protagonisten, auch alle Nebencharaktere üben eine besondere Faszination aus. Selbst wenn man im eigenen Umfeld nie derartige Menschen hatte oder hat, schafft Michaela Kastel es, ihren Charakteren diesen gewissen Hauch Authentizität zu verleihen, dass man das Leben und den Umgang der Clique quasi aus nächster Nähe erfährt. Sprachlich an die Zielgruppe angepasst und doch mit einem erwachsenen Unterton wird dem Leser eine besondere Geschichte erzählt – und zwar ganz anders als erwartet. Um ihre Botschaft zu vermitteln, lässt sich Michaela Kastel allerdings reichlich Zeit und könnte damit die Geduld des einen oder anderen Lesers durchaus überstrapazieren. Wer durchhält, wird am Ende jedoch mehr als entlohnt. Ob es ein Happy End gibt, muss wohl jeder Leser selbst entscheiden. Denn C’est la fucking vie erzählt nicht nur über die erste Liebe und Freundschaft, sondern auch von Verständnis, persönlicher Weiterentwicklung, Zukunftsperspektiven und vor allem davon, sich selbst treu zu bleiben und nicht für andere zu verbiegen.


Fazit:

Nach einigen tiefgehenden Erwachsenen-Thrillern beweist Michaela Kastel, dass sie ihren Tiefgang durchaus auch in der Jugendliteratur transportieren kann. C’est la fucking vie ist entgegen der coverseitigen Suggestion keine glitzerpinke Liebesgeschichte, sondern ein echtes Überraschungspaket. Allerdings auch eines, das den Leser zeitweilig an seine Grenzen zu bringen versteht. Hier sind Durchhaltevermögen und ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus gefragt – doch wer sich drauf einlässt, darf sich am Ende auf eine horizonterweiternde Belohnung freuen.




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