Crashed (Robin Wasserman)

Crashed (Robin Wasserman)

Klappentext:

Als ich lebte,
träumte ich vom Fliegen.
Oder vielleicht sollte ich sagen:
Als ich lebte, träumte ich.
Maschinen können nicht sterben,
können nicht träumen.
Aber wir können fliegen.

Innerer Klappentext:

Vor dem Unfall war Lia Kahn glücklich.
Vor dem Unfall war Lia Kahn beliebt.
Vorher war Lia vieles:
Normal.
Am Leben.
Ein Mensch.

Jetzt ist Lia eine Mech. Sie hat sich der Gruppe um den charismatischen Jude angeschlossen, der sie gleichermaßen abstößt und fasziniert. Es ist eine wilde, sorglose Existenz, die sie führen, ohne Regeln, ohne Angst. Doch dann wird Lia von der Vergangenheit eingeholt. Auden, der ihr einmal alles bedeutet hat, schwört Rache. Und plötzlich muss Lia sich entscheiden, ob sie um das einzige Gut kämpfen will, das ihr noch geblieben ist: ihre Freiheit.


Rezension:

Ein halbes Jahr ist vergangen, seit Lia zur Mech wurde und ihre Familie ohne ein Wort verließ, um es ihr leichter zu machen. Gemeinsam mit einer Gruppe anderer Mechs lebt sie auf dem Anwesen von Quinn, der Mech, die sie damals im dreizehnten Stockwerk von BioMax kennen gelernt hat. Lia hat ihren Stellenwert in der „Mech-Elite“ gefestigt, zu der auch Jude, Riley und Ani gehören – Quinn wird in dieser Vierergruppe ebenfalls akzeptiert, ist bei wichtigen Entscheidungen aber nicht involviert. In erster Linie ist es aber ihr Bonus, von dem die Mechs in der Gruppe des Anwesens leben, weshalb sie im eigentlichen Sinne nur geduldet wird. Dass es in dieser Konstellation früher oder später zu Konflikten kommen muss, ist nicht nur Lia, sondern auch dem Leser sehr schnell klar.
Auden hat sich zwischenzeitlich von seinem schweren Unfall erholt, so gut es ging. Er lehnt sämtliche OPs ab, um seine Narben zu entfernen – stattdessen setzt er sie im Kampf gegen die Mechs ein, denn er hat sich der Gruppe um Rai Savona angeschlossen. Dieser hat sich mittlerweile zum Ziel gesetzt, die „Produktion“ von weiteren Mechs zu unterbinden und außerdem den bereits existierenden sämtliche Rechte als Menschen zu nehmen. Mit der Bruderschaft zettelt er einen Krieg an, in dem es nur einen Gewinner geben kann – Menschen gegen Mechs. Lia ist fassungslos, als sie erfährt, dass Savona Auden für seine Sache gewinnen konnte, denn immerhin war Auden nach ihrer Wandlung derjenige, der immer wieder bekräftigt hat, dass sie immer noch Lia Kahn ist.

Als ein Giftgasattentat auf eine Konzernanlage verübt wird und dabei 42 Menschen ums Leben kommen, befinden sich auch Lia und Riley – auf Geheiß von Jude – in dieser Anlage. Sie entkommen und verstecken sich mehrere Tage in einem nahegelegenen Wald, doch bei ihrer Heimkehr aufs Anwesen zeigt Jude ihnen die Videos vom Attentat, auf denen auch die führende Kraft zu sehen ist – es ist Lia. Oder zumindest eine Mech mit dem gleichen Modell. Nun gilt es herauszufinden, wer wirklich hinter dem Attentat steckt. Und auch die Bruderschaft muss von ihren Plänen, die Mechs zu entmündigen und zukünftig als Dinge ansehen zu lassen, abgehalten werden. Keine leichte Aufgabe, wenn nicht nur zwischen Lia und Jude immer wieder Konflikte entstehen, Auden immer wieder Erinnerungen wachruft und es einen neuen Jungen in Lias Leben gibt, der selbiges ganz schön durcheinander bringt.

Wie schon in Skinned kann Robin Wasserman auch in Crashed mit ihrer künstlich erschaffenen Nachwelt der heutigen Zeit überzeugen. Ein Tauschgang, den Lia und Riley gemeinsam vornehmen – obwohl Lia seit Audens Unfall nicht mehr schwimmen war –, zeigt eine Unterwasserumgebung, die sich mit Atlantis vergleichen lässt. Nur mit dem Unterschied, dass die versunkene Stadt eine des heutigen Amerikas ist und nicht einfach versunken ist, sondern von Wassermassen geflutet wurde, wie andere Bereiche der Erde von anderen Naturkatastrophen heimgesucht wurden. Die Erde hat sich gewehrt und sich das wiedergeholt, was ihr gehört, nur ein Bruchteil der Menschheit konnte sich damals retten und eine neue Welt, neues Leben aufbauen. Durch Lias hängengebliebenes Wissen aus dem Geschichtsunterricht erfährt der Leser hier und da Bruchstücke aus dieser vergangenen Zeit, was die Rahmenhandlung um einiges auflockert. Doch auch insgesamt liest sich Crashed ein wenig lockerer als sein Vorgänger, fast so als hätte die Autorin ihren Platz in der Geschichte gefunden und könne das Schreiben frei genießen.

Passend zum Jugendklientel, für das diese Science-Fiction-Reihe ausgelegt ist, bleiben auch die Charaktere in einem jungen, früherwachsenen Alter. Lia ist an ihrem „Schicksal“ gewachsen und versucht, ihr Bestes aus der Situation zu ziehen. Zu sagen, sie sei glücklich, wäre wohl zu viel des Guten, doch sie hat sich mit dem arrangiert, was sie ist, und lebt ihr Leben nach bestem Wissen und Gewissen. Durch Führungen über das Anwesen, bei denen sie neuen Mechs zeigt, welche Möglichkeiten ihre neuen Körper bieten, bringt sie sich in die Gemeinschaft ein und verdient sich ihren Platz. An ihre Familie denkt sie immer noch regelmäßig, doch sie grämt sich nicht mehr bei dem Gedanken an sie. Man merkt als Leser deutlich, dass sie gereift ist und sich wirklich bemüht, mit der Situation umzugehen und nicht daran zu zerbrechen. Sie öffnet sich sogar für eine neue Beziehung, obwohl die Mechs ja eigentlich nicht zu Gefühlen in der Lage sind. Für viele Jugendliche dürfte diese Stärke Lias eine Vorbildfunktion haben.

Trotz der Zusammenhänge zwischen Band eins und Band zwei kann aber auch Crashed einzeln gelesen und verstanden werden, denn Lias Rückblenden geben genug Einblicke in das Geschehen aus Skinned, um dem Handlungsverlauf ohne Probleme folgen zu können. Im Gegensatz zum ersten fährt der zweite Teil der Reihe jedoch mit einem geradezu offenen Ende auf, sodass auch ohne vorheriges Wissen klar ist, dass es noch einen Nachfolgeband geben wird. Wann dieser in Deutschland erscheinen wird, war beim Erstellen dieser Rezension noch unklar.


Fazit:

Im Vergleich zum ersten Teil ihrer Trilogie um Lia Kahn hat sich Robin Wasserman in Crashed leicht gesteigert. Trotzdem bleibt beim Leser der Eindruck zurück, dass da noch mehr Möglichkeiten versteckt sind, und man blickt mit Spannung und Vorfreude dem dritten, abschließenden Band entgegen.




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