Dark Love – Dich darf ich nicht lieben (Estelle Maskame)

Dark Love – Dich darf ich nicht lieben (Estelle Maskame)

Klappentext:

Sommer, Sonne und der Glamour von L. A.: das umwerfende Setting einer überwältigenden ersten großen Liebe!

Die 16-jährige Eden ist genervt: Sie soll den ganzen Sommer bei ihrem Vater verbringen, der eine neue Frau geheiratet hat. Immerhin wohnt er in Los Angeles, und so hofft Eden auf heiße Nachmittage am Strand und coole Partys. Nie jedoch hätte sie sich träumen lassen, was sie dort erwartet: nämlich ihr absolut unmöglicher neuer Stiefbruder, der 17-jährige Tyler. Der pöbelt sich durch die gepflegte Willkommensparty, beleidigt alle, inklusive Eden, und zieht türenschlagend wieder ab. Eden ist zugleich abgestoßen und fasziniert von ihm. Denn seine smaragdgrünen Augen verraten, dass irgendwo in ihm eine sehr verletzliche Seele ist, die sich mit extrem grobem Äußeren panzert. Und auch Tyler scheint wider Willen von Eden angezogen zu sein …


Rezension:

Als ihr eröffnet von ihrer Mutter wird, dass sie die kompletten Sommerferien bei ihrem Vater verbringen soll, glaubt die sechzehnjährige Eden an einen schlechten Scherz. Schließlich waren ihre Mutter und sie doch seit dem Weggang ihres Dads ein eingeschworenes Team – und nun sollte Eden mit ihm und seiner neuen Familie den ganzen Sommer lang heile Welt spielen? Wenigstens verspricht Los Angeles, wo ihr Dad jetzt lebt, eine Menge Spaß. Doch dieses Versprechen löst schon fast unmittelbar nach ihrer Ankunft förmlich in Luft auf, denn Edens neuer Stiefbruder Tyler ist mindestens genauso begeistert von ihrer Anwesenheit wie Eden selbst, was er auch sehr deutlich zum Ausdruck bringt. Und trotzdem hat er irgendetwas an sich, das Eden anzieht und neugierig macht – eine Anziehungskraft, die auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint …

Die verbotene Liebe zwischen zwei Stiefgeschwistern – ein gern gewähltes Thema in der Literatur. Dass sich beide Parteien anfänglich auf den Tod nicht ausstehen können, gleichzeitig aber machtlos ihrer gegenseitigen Anziehungskraft gegenüberstehen, ist ebenfalls keine neue Idee im New Adult-Genre. Los Angeles als Schauplatz liefert dem Leser die perfekte Mischung aus Glamour, Sonnenschein und wildem Partyleben. Alles in allem klingt das Setting von Dark Love – Dich darf ich nicht lieben nach einem gefundenen Fressen für alle Genre-Fans – bei der Wahl ihrer, wenn auch nicht ganz innovativen, Ideen hat Estelle Maskame also eigentlich die richtigen Entscheidungen getroffen. Eigentlich. Denn in der Umsetzung lief dafür leider jede Menge schief. Möglicherweise ist das dem wirklich jungen Alter zuzuschreiben, immerhin war die Autorin erst 13 Jahre, als sie anfing, ihr Debüt niederzuschreiben. Und genau dieses Alter merkt man dem Auftakt der Dark Love-Trilogie auf nahezu jeder Seite an.

Die Charaktere sind durch die Bank weg unreif, naiv und anstrengend. Alles dreht sich, dem Hollywood-Klischee entsprechend, nur um Klamotten und MakeUp und Outfits – seitenweise lässt Estelle Maskame ihre Protagonistin vor dem Spiegel oder im Badezimmer verbringen, immer wieder die gleichen Fragen wälzend und ohne jeden tieferen Gedankengang. Eden erfüllt perfekt ihre Rolle als verwöhntes und oberflächliches Teeniegirl, das auf der Suche nach einem verbotenem Abenteuer ist, aber eigentlich am liebsten noch an Mamis Rockzipfel kleben bleiben möchte.
Auf der anderen Seite steht Tyler, dem die Autorin um jeden Preis das Image des perfekten Bad Boy aufdrücken möchte und dabei vor keinem Klischee zurückschreckt. Abstoßend und gleichzeitig anbetungswürdig, von einer verletzlichen Aura umgeben, Drogen konsumierend und von seiner Immer-mal-wieder-Freundin abhängig oder zumindest irgendwie an sie gebunden weckt er in Eden natürlich recht schnell das Bedürfnis, ihn zu retten – und wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, obwohl er eigentlich vom ersten Moment an unsterblich in sie verliebt ist. Natürlich spielen verschiedene Schicksalsschläge eine große Rolle und Eden muss erst hinter das Geheimnis kommen, das ihm in seine wunderschönen Augen geschrieben steht.

Doch die Charakterdarstellung ist nicht der einzige Punkt, der dem Leser sauer aufstößt. Auch wird sehr schnell deutlich, dass Estelle Maskame nicht die geringste Ahnung von Los Angeles und Umgebung hat. So ist zum Beispiel Santa Monica, wo der Vater inzwischen lebt, kein direkter Teil von Los Angeles, sondern eine ganz eigene Stadt, die zum L.A. County gehört. Allein die Entfernungen – wie zum Beispiel vom Santa Monica Pier zum berühmten Hollywood-Schriftzug – sind jenseits aller Realität beschrieben. Für die Fahrt von einem Schauplatz zum anderen veranschlagt die Autorin läppische 20 Minuten, eine Zeit, die selbst bei (in der Realität nicht einmal nachts) leeren Straßen niemals eingehalten werden könnte. Um das zu wissen, muss man nicht einmal selbst vor Ort gewesen sein, ein wenig Recherche hätte ausgereicht, um diese Fehler zu beheben. Zwar scheint sich die Autorin zumindest einige Fotos der Schauplätze angesehen zu haben, um die Beschreibungen detailgetreu halten zu können, doch an die Wahrheit kommt sie leider nicht heran.

An sich ist Dark Love – Dich darf ich nicht lieben eine süße Geschichte, die mit einer vernünftigen Recherche und einem kritischen Lektorat durchaus sehr viel Potential gehabt hätte. Auf die umgesetzte Weise aber schafft Estelle Maskame es leider nur geringfügig, dem Leser tatsächlich unterhaltsame Stunden zu liefern. Dabei merkt man zwar, dass durchaus einiges schriftstellerisches Können vorhanden ist, denn es ist nicht grundsätzlich alles schlecht. Doch vieles hätte durch eine gründliche Überarbeitung im Nachgang um ein Vielfaches verbessert werden können. So ist das Endprodukt zumindest für ältere Leser und Genre-Fans eher frustrierend und ärgerlich. Ob die beiden Folgebände das wieder rausreißen können, ist fraglich. Hier muss auf jeden Fall noch viel gelernt werden.


Fazit:

Dark Love – Dich darf ich nicht lieben fährt mit einer im New Adult-Genre nicht ganz unüblichen Idee auf – und leider voll gegen die Wand. Nervtötend unreife Charaktere, komplett unrealistische Orts- und vor allem Entfernungsbeschreibungen, völlig überflüssige Lückenfüllerpassagen: Man merkt dem Buch von Anfang bis Ende an, dass Estelle Maskame zum einen während des Schreibens noch sehr jung war und zum anderen ihre Heimat Schottland wahrscheinlich noch nie verlassen hat. Was als kurzweiliger Zeitvertreib gerne mal zwischendurch gelesen wird, wurde hier leider zu einer gänzlichen Zeitverschwendung und lässt den Leser nur frustriert und verärgert zurück.



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