Dark Village 1 – Das Böse vergisst nie (Kjetil Johnsen)
Klappentext:
Ein Ort, in dem das Böse lauert.
Vier Freundinnen, so verschieden und doch unzertrennlich.
Bis eine von ihnen tot aufgefunden wird.
Nackt im See treibend. In Plastik Folie eingewickelt.
Ermordet von jemandem, den sie kannte.
Rezension:
Vier Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem wie Pech und Schwefel zusammenhalten: Nora, Vilde, Benedicte und Trine. Gemeinsam hecken sie einen Plan aus, um es der neuen Lehrerin heimzuzahlen. Schließlich hat sie eine der Ihren vor der ganzen Klasse bloßgestellt und lächerlich gemacht. Das können die vier Mädchen unmöglich auf sich beruhen lassen! Sie finden heraus, dass die Lehrerin einen heimlichen Lover mit einem ungewöhnlichen Tattoo hat, doch seine Identität bleibt unerkannt. Und mit der Zeit machen sich die Unterschiede zwischen den vier Freundinnen immer stärker bemerkbar. Es herrscht immer wieder Streit und Uneinigkeit, Geheimnisse verpesten die Atmosphäre, Lügen werden erzählt und geglaubt, und bald schon droht die eingeschworene Mädchenfreundschaft zu zerbrechen. Was die Mädchen dabei allerdings nicht wissen: In wenigen Tagen wird eine von ihnen nicht mehr am Leben sein und eine andere wird ihre Leiche im Wasser treibend finden … und der Mörder wird jemand sein, den sie alle vier sehr gut kennen.
Mit einem ansehnlichen Cover, einem interessanten Titel und einem ansprechenden Klappentext kann der Auftaktband der Dark Village-Reihe definitiv eine Menge Leser anlocken. Der unschlagbar günstige Preis der Sonderausgabe zum Start der Serie ist ein weiterer Punkt, der langes Überlegen eigentlich überflüssig macht, sodass man Das Böse vergisst nie als Spannungsliebhaber gar nicht widerstehen kann. Und tatsächlich scheint der Inhalt seinen Preis mehr als wert zu sein: Gleich von Anfang an wird der Leser von Kjetil Johnsen mitten ins Geschehen gezogen. Direkt der Prolog offenbart das Ende der Geschichte, indem die Entdeckung der in eine Plastikfolie gewickelten Mädchenleiche beschrieben wird. Gemeinsam mit der Info, dass eines von vier befreundeten Mädchen in 21 Tagen tot sein wird, bekommt der Leser also bereits vor dem wirklichen Start vorgesetzt, was ihn am Ende der Trilogie erwarten wird. Trotzdem versteht der Autor es, den Leser weiterhin zu locken und seine Story entsprechend zu verkaufen.
Die vier sehr unterschiedlichen Charaktere bieten nahezu jedem Leser die Möglichkeit, sich mit einer der vier Freundinnen zu identifizieren. Da gibt es die Schüchterne, die Sportbegeisterte, die Schöne und die Unnahbare, doch sie alle verbindet das, was sich wahrscheinlich jedes Mädchen in diesem Aller wünscht: Ein Band der Freundschaft, das seit Kindertagen anhält. In seinem Serienauftakt kann Kjetil Johnsen allerdings auch sehr klar darstellen, dass selbst langjährige Freundschaft nicht allem standhalten kann. Sehr schön formuliert er die kleinen Probleme, die die Mädchen insgeheim miteinander haben, und greift hier teilweise zu sehr überspitzten Darstellungen und Werkzeugen. Dadurch bleibt die Sympathie leider an mancher Stelle auf der Strecke. Den gleichen Effekt hat auch das teilweise sehr an einen Soft-Porno erinnernde Setting, das gerade im Hinblick auf die angedachte Zielgruppe etwas erschreckend wirkt. Zumal die vielen Sexgedanken zwar mit reichlich Detail, aber nur wenig Liebe formuliert wurden. Ein wenig hat es sogar den Anschein, als hätte hier schlichtweg das Motto „Sex sells!“ im Vordergrund gestanden.
Allerdings kommt der Thriller-Effekt trotzdem nicht zu kurz und man fiebert quasi die ersten neun von den 21 verbleibenden Tagen mit – nur mit dem Wissen, dass nach dieser Zeitspanne eines der Mädchen nicht mehr sein wird. Der Abbruch mitten in der Geschichte, der den Leser mit den restlichen zwölf Tagen im Ungewissen lässt, ist sehr fies gewählt und möglicherweise nur ein geschickter Marketinggag. Denn eins ist wohl klar: Wer bis hierhin mitgelesen hat, der wird sich auch die nächsten beiden Bände auf keinen Fall entgegen lassen. Selbst wenn es inhaltlich teils sehr extrem zugeht und sicherlich hier und da an die (Alters)Grenzen des guten Geschmacks stößt, so hat das Dark Village doch durchaus irgendwas an sich, das den Leser so sehr fesselt, dass er die Geschichte unbedingt weiterverfolgen möchte.
Alles in allem ist also durchaus Potential zu erkennen, müssen aber auch Abstriche gemacht werden. Ganz sicher ist Das Böse vergisst nie kein perfekter Serienauftakt, doch gerade gerissen genug, um die Neugier des Lesers zu wecken und mit Spannung auf den nächsten Band warten zu lassen. Wenn Band 2 – Dreht euch nicht um – mit etwas mehr Tiefsinn und Geschmack aufwarten kann, hat die Reihe gute Chancen, zumindest unter jugendlichen (und jung gebliebenen) Lesern ein echter Erfolg zu werden.
Fazit:
So richtig weiß man nach Beenden des ersten Dark Village-Bandes nicht, was man von diesem Trilogieauftakt halten soll. Das Böse vergisst nie ist ein verworrener Mix aus Thrill und Erotik mit jugendlichen Charakteren, jedoch kann Kjetil Johnson keinem der beiden Genre wirklich und anspruchsvoll gerecht werden. Die bisher eher flache, von einem ins nächste Extrem schwankende Umsetzung einer an sich guten Idee liest sich schnell weg, für die Fortsetzungen muss der Autor sich definitiv mehr anstrengen, um den Leser rundum begeistern zu können.
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