Das Spiel des Schicksals (Laura Powell)

cbt, 1. Auflage Juni 2011
Originaltitel: The Game of Triumphs
Aus dem Englischen von Alexandra Ernst
Broschur, 336 Seiten
€ 12,99 [D] | € 13,40 [A] | CHF 21,90
ISBN: 978-3-570-30743-4
Leseprobe

Genre: Jugend-Fantasy


Klappentext:

Spielen ist gefährlich – verlieren tödlich

Cat ist mit ihrer Tante Bel gerade nach London gezogen, da stößt sie zufällig auf ein magisches Spiel in einer fantastischen Parallelwelt, mitten in der City. Die vier mysteriösen Könige und Königinnen, die das Spiel beherrschen, empfangen Cat und drei andere Jugendliche mit offenen Armen. Denn diese vier sind die »Joker«: Diejenigen, die dem Spiel eine entscheidende Wendung geben können – und sei sie tödlich. Gegen ihren Willen wird Cat immer tiefer in die Welt des Arkanums gezogen, doch sie jagt einem hohen Einsatz hinterher: der Wahrheit über den Tod ihrer Eltern …


Rezension:

Bei einem ihrer schlaf- und ruhelosen Streifzüge durch das nächtliche London weist Cat einigen Leuten die Richtung, in der der von denen Verfolgte verschwunden ist. Nicht ahnend, dass sie sich damit in Das Spiel des Schicksals befördert hat, setzt sie ihren Weg fort – bis sie schließlich durch Zufall die Einladung zu einer Veranstaltung in ihrer Jackentasche findet. Neugierig geworden folgt sie dieser Einladung und findet sich schließlich inmitten einer faszinierenden, aber auch beängstigenden Welt wieder. Eine Welt, die nicht nur Schönes und Abenteuer bereithält, sondern auch Gefahren jedweder Art birgt.
Gemeinsam mit drei weiteren Jugendlichen hat Cat die Rolle des Jokers inne: Sie kann den Spielfluss zwar beeinflussen, darf jedoch nicht aktiv eingreifen. Durch ihre Wegweisung hat sie das Spiel verändert und ist fortan Teil des Spiels. Allerdings nicht uneingeschränkt, denn im Gegenteil zu den normalen Spielern darf sie keine Trümpfe oder andere Karten ausspielen – sie ist vielmehr eine Art Zuschauer und weiß noch gar nicht, welche Rolle sie wirklich im Spiel übernehmen wird. Und welche Rolle das Spiel für ihr Leben wirklich hat – denn alles deutet darauf hin, dass es hier um mehr als nur ein Spiel geht.

Spannung und Abwechslung werden dem Leser durch den Klappentext versprochen. Und tatsächlich schafft Laura Powell es mit ihrem Debütroman Das Spiel des Schicksals, dem Leser eine neue Welt zu öffnen – obwohl die ganze Zeit über ein wenig an den erfolgreichen Abenteuerfilm „Jumanji“ erinnert, fühlt sich der Neueinsteiger in dieses Kartenspiel einbezogen, auch als passiver Leser. Jedoch wird das große Abenteuer schnell langweilig und bisweilen auch verwirrend, da die Bedeutung der Karten in keiner Weise verständlich erklärt wird – hin und wieder streut die Autorin zwar Hinweise, doch ein Glossar mit konkreten Beschreibungen wäre an dieser Stelle definitiv hilfreich gewesen. Auch die vier verschiedenen Charaktere der Könnige und Königinnen werden sehr zum Leidwesen des Lesers nicht genauer erläutert – ihre Funktion, ihre Stellung, ihre Auswirkungen auf das Spiel. Sämtliche relevante Informationen fließen nebenbei ein, fallen aber nicht ins Gewicht. Fast scheint es, als wolle Laura Powell den Leser hinhalten und ihn so auf jeden Fall dazu bringen, mindestens auch zum zweiten Teil zu greifen. Dabei ist die Grundidee und Aufmachung an sich schon Anreiz genug, die Geschichte um Cat und ihre Mitstreiter weiterhin zu verfolgen.

Denn unumwunden kann man zugeben, dass sich die Autorin mit der Gestaltung ihrer vier Joker und auch der anderen Charaktere reichlich Mühe gegeben hat. Die vier Jugendlichen könnten unterschiedlicher nicht sein und gerade das macht den Reiz der Gruppe aus. Vier verschiedene Menschen, vier verschiedene Leben, vier verschiedene Meinungen – Explosionsgefahr ist da vorprogrammiert und sehr anschaulich gelingt es Powell, die Gespräche und Situationen authentisch darzustellen. Es bleibt abzuwarten, welche Wege die vier noch gehen werden, denn nach Abschluss des Buches steht vor allem eins fest: Trennen werden sie sich vorerst nicht, denn ihre Aufgabe hat gerade erst begonnen. Dass hierbei die eine oder andere Liebesgeschichte entstehen könnte, darf man nicht ausschließen, doch drauf verlassen sollte man sich auch nicht. Geschickt wurde das von Laura Powell gelöst, kleine mögliche Hinweise hier und da, jedoch nichts Konkretes. In Das Spiel des Schicksals geht es zur Abwechslung endlich einmal nicht um Liebe, sondern tatsächlich um ein Abeteuer und die Entdeckung dessen, was das eigene Leben ausmacht und geprägt hat.

Was im Klappentext vielversprechend verkauft wird und auch einen angenehmen Lesestart bietet, schwächt leider mit der Zeit ab. So können nur knapp die Hälfte, mit zwei Augen zu vielleicht auch zwei Drittel der Seiten überzeugen, während der Rest eher anstrengend ist. (Zu) viele Beschreibungen, allerdings auch eine überzeugend düstere Atmosphäre und die Einbindung von kleineren Geschichten zum Hintergrund diverser Tarots machen aus dem Das Spiel des Schicksals eine bunte Mischung, an deren Ende man nicht genau weiß, was man sagen soll. Gemischt sind also auch die zurückbleibenden Gefühle – leichte Enttäuschung wegen nicht komplett erfüllter Erwartungen, aber auch die leise Hoffnung, dass mit dem zweiten Band Der Lord des Chaos (erscheint voraussichtlich im Januar 2012) alles besser wird.


Fazit:

Eine interessante Grundidee scheitert trotz einiger Lichtmomente einmal mehr an mangelhafter Umsetzung: Wie zahlreiche Bücher zuvor kann auch Das Spiel des Schicksals nicht in der Form überzeugen, wie der Klappentext glauben lassen möchte. Laura Powell beweist Potential, schafft es aber leider nicht, ihre tolle Idee passend zu verpacken. Die Folgebände haben ein schweres Los gezogen, denn alle Hoffnung liegt in ihren Seiten und auf ihren Buchrücken.


Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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