Das Spiel – Opfer (Jeff Menapace)
Klappentext:
Am idyllischen Crescent Lake im amerikanischen Hinterland ist die Welt noch in Ordnung. Vor der Kulisse des malerischen Sees findet sich in wild-romantischer Umgebung eine Siedlung von Ferienhütten. Hier will die Familie Lambert ihr Wochenende verbringen: Mit Fischen, Barbecue und Freizeitspielen. Auch die beiden Farelli-Brüder haben sich zum See aufgemacht. Auch sie möchten das Wochenende genießen. Auf ihre Art. Mit Spielen. Bösen Spielen. Und ihre Mitspieler haben sie schon auserkoren …
Rezension:
Eine Auszeit vom Alltag – das ist es, was Patrick Lambert und seine Familie sich für das vor ihnen liegende Wochenende wünschen. Und zunächst entwickelt alles genau so, wie sie es sich vorstellen. Die Kinder piesacken sich wie jedes andere normale Geschwisterpaar und die Eltern frotzeln liebevoll miteinander. Alles scheint in bester Ordnung zu sein, und Patrick lässt sich auch nicht durch die Begegnung mit diesem seltsamen Typen an einer Tankstelle beirren. Die nächsten Tage gehören nur ihnen und diese Auszeit haben sie sich auch wirklich verdient. Doch der Familienvater ahnt nicht, dass genau diese Begegnung sämtliche Pläne komplett auf den Kopf stellen wird und dass dieses Wochenende durchaus unvergesslich bleiben wird. Nur eben nicht auf die Art, auf die sich Familie Lambert bei der Anreise noch freut …
Anspruchsvollen und blutigen Thrill zu finden, ohne zu sehr in die Splatter-Sparte zu rutschen, das ist heutzutage nicht so einfach, wenn man sich nicht nur auf die großen, bereits bekannten Namen verlassen will. Mit Jeff Menapace scheint nun ein weiterer Könner den deutschen Markt erobern zu wollen – zumindest gibt sich der Verlag mit der Aufmachung alle Mühe, diesen bislang noch unbekannten Autor angemessen zu vermarkten. Tatsächlich dürfte der Vergleich mit Richard Laymon im Klappentext so manchen Leser dazu verführen, zu Das Spiel zu greifen. Aber reichen eine solche Erwähnung, die die Messlatte ganz schön hoch legt, und ein entsprechendes Cover wirklich aus, um Genre-Fans zu überzeugen? Mit dem Auftakt der Trilogie Opfer zeigt der Autor zumindest schon mal deutlich, dass er durchaus zu den Großen im Genre zählen könnte. Idee, Plot und Aufbau des ganzen Buches lassen auf jeden Fall durchklingen, dass jede Menge Potential vorhanden ist. Auch an der Art, wie Jeff Menapace die Geschichte von immer wieder wechselnden Seiten erzählt, merkt man dies sehr schnell. Vor allem mit den Rückblicken auf die Vergangenheit und den Werdegang der Farelli-Brüder gelingt es, den Leser bei Laune zu halten.
Die Charaktere werden hoffentlich in den Folgebänden einiges an Entwicklung erfahren, denn in Opfer wird man als Leser mit niemandem wirklich so richtig warm. Die Lamberts sind eine scheinbar typische amerikanische, vierköpfige Familie – eigentlich also jede Menge Konfliktpotential. Vor allem zwischen den beiden Kids könnte es gerne mehr zu interessanten Schlagabtauschen kommen. Doch auch die Eltern bringen alle Voraussetzungen für Streitereien mit, die allerdings durch das fast schon nervende Harmoniebedürfnis von Patrick direkt im Keim erstickt werden. Dabei könnte auch diesem glücklichen, sexuell sehr aktiven Ehepaar so mancher Ausbruch durchaus gut tun – und dem Leser etwas von der Langeweile nehmen. Zwischen den Farelli-Brüdern wünscht man sich ebenfalls mehr Reibungspunkte, doch hier hat sich Jeff Menapace größtenteils für verständnisvolle Psychopathen entschieden. Was eigentlich ein Widerspruch in sich ist.
Und trotzdem funktioniert es irgendwie. Es ist zwar nicht so, dass man den Auftaktband der Spiel-Trilogie absolut gar nicht aus der Hand legen kann, aber irgendwie möchte man doch immer wissen, wie es weitergeht – und ob vielleicht doch noch so ein richtiger Showdown kommt. Dieser bleibt leider aus und gerade auf den letzten Seiten wird das Verhalten der Charaktere fast schon lächerlich und in keiner Weise nachvollziehbar. Hier scheint Jeff Menapace unbedingt noch eine Wendung in der Geschichte gewollt zu haben, die aber auf andere Weise sicherlich glaubhafter hätte verpackt werden können. Dass es insgesamt nicht ganz ohne typische Klischees geht, kann der Leser aufgrund des Debüt-Bonus wahrscheinlich noch gerade so verzeihen – wenn sich denn in den Folgebänden dahingehend etwas ändert. Zumindest lässt das Ende, wenn auch ohne klassischen Cliffhanger, darauf hoffen, dass das vorhandene Potential in beiden Nachfolgern entsprechend genutzt wird.
Fazit:
Obwohl auf dem Klappentext mit Richard Laymon verglichen und vom Verlag ins Horror-Genre eingeordnet, ist der Ekelfaktor in Opfer für eingefleischte Genre-Fans nicht besonders hoch. Der Thrill ist bis hierhin eher unterschwellig versteckt und macht sich vor allem in den Beschreibungen des Spiels bemerkbar, welches sich die Farelli-Brüder ausgedacht haben. Im Auftakt der Spiel-Trilogie hält sich Jeff Menapace noch zurück und bedient sich vieler Klischees – man darf gespannt sein auf die Nachfolger Rache und Tod, denn da ist noch jede Menge Potential nach oben offen.
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2 Kommentare
Hallo :)
Mir hat „Das Spiel : Opfer“ eigentlich ziemlich gut gefallen und mit der Familie Lambert wurde ich persönlich auch sehr schnell warm. Die Geschichte ähnelt aber unfassbar vielen Filmen dieses Genres, weswegen manche Entwicklungen ein wenig vorhersehbar waren. Aber ich bin gespannt, wie sich die Geschichte im zweiten Teil entwickeln mag.
Liebe Grüße
– Peter
http://petersbuecherkiste.blogspot.de
Moin Peter,
mich hat dieses Friede-Freude-Eierkuchen-Getue ziemlich genervt. Ich hatte den Eindruck, als würde der Autor krampfhaft versuchen, da einen extremen Gegenpol zu den grauenhaften Taten der „Bösen“ zu erschaffen. Das ist ihm nur bedingt gelungen. Und die Kritiken zu den Original-Nachfolgern lassen leider nicht viel Hoffnung zu, dass es in Band 2 und 3 besser wird. Aber lassen wir uns überraschen :)
HG,
Jess