Dein Blut auf meinen Lippen (Claudia Gabel)

Dein Blut auf meinen Lippen (Claudia Gabel)

Klappentext:

Es war die Fledermaus und nicht die Lerche.

Im fernen Transsilvanien kämpfen zwei Dynastien um die Macht: Die Capulets, sie sind Vampire, jagen die Montagues ihres kostbaren Blutes wegen. Im Gegenzug versuchen diese, sie auszurotten. Die Feindschaft der Sippen hat schon unzählige Opfer gefordert. Auch ein Pakt zwischen Lord Capulet und König Radu bringt nicht den erhofften Frieden.
Da geschieht etwas Unerhörtes: Die Tochter Lord Capulets, Julia, weigert sich, standesgemäß zu heiraten. Den Grund darf sie nicht nennen: Sie ist in Romeo verliebt. Einen Menschen …

Die berühmte Geschichte von Romeo & Julia mit Vampiren.


Rezension:

Spätestens seit der Verfilmung von Baz Luhrmann im Jahre 1996, in der Leonardo DiCaprio und Claire Danes die Hauptrollen übernahmen, dürfte William Shakespeares Tragödie Romeo und Julia den meisten Menschen ein Begriff sein. Die dramatische Geschichte der zwei Liebenden, die aus verfeindeten Familien stammen, wurde seitdem oft von der Film- und Literaturbranche aufgeriffen, sowohl in sehr engem als auch in sehr weitem Sinne. Mit Dein Blut auf meinen Lippen springt auch Claudia Gabel auf den Zug des Erfolgversprechens und verpackt die berühmte Geschichte, quasi als Tüpfelchen auf dem i, in einer düsteren Atmosphäre mit blutroter Vampirschleife drum. Ob das so funktionieren kann, wie die Autorin sich das vorstellt? Denn schließlich soll(t)en die beiden Protagonisten am Ende sterben und Vampire sind immerhin untot, wenn auch nicht tatsächlich unsterblich im eigentlichen Sinn.

Zugegeben, dass aus dem anmutigen Klassiker Romeo und Julia eine Vampirgeschichte gemacht werden soll, stößt dem Leser beim ersten Halten des Buches schon ein wenig sauer auf. Die Frage, ob die bereits allseits bekannte Geschichte diesen Mainstream als Verkaufsmöglichkeit nötig hat, hallt laut im Kopf auf und bleibt auch während des Lesens immer im Hinterstübchen bestehen. Gerade dadurch darf man auch kaum etwas Neues von Gabels Experiment erwarten – schließlich kennt man den Plot und die Vampire sind nun wahrlich auch nichts Neues in der Literaturwelt. Gegenteilig sind sie einem schon fast zuwider, da sie scheinbar an jeder dunklen Ecke und hinter jedem Baum lauern, immer zum Angriffssprung bereit. Und doch gehört Dein Blut auf meinen Lippen zu den Büchern, die man schnell mal nebenbei gelesen hat, ohne lange aufgehalten zu werden.

Besonders der leichtfüßige Sprachstil, der der heutigen Zeit angepasst ist, macht es dem Leser recht einfach, das Buch quasi in einem Zug durchzulesen und sich gar nicht so viele Gedanken über die Umsetzung und Veränderung des Originals zu machen. Kleine Versuche, die Sprache aus dem Originalstück zu übernehmen, stechen deutlich heraus und sind so eher als Stolpersteine anzusehen. Auch einige wortwörtliche Wiederholungen trüben das ansonsten ganz ansehnliche Sprachbild der Autorin. Ebenso leicht nervig sind auch die Anwandlungen der Vampirin Julia, die bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag ein ganz normaler Mensch ist und reichlich Anstoß an den Gebärden ihres Familienclans nimmt. Welch Zufall, dass auch ihr geliebter Romeo so gar nichts mit den Mordgelüsten seiner Familie anzufangen weiß.

Kurz gesagt ist Dein Blut auf meinen Lippen in kaum einer Hinsicht innovativ. Lediglich die Idee, dass Vampirnachkömmlinge nicht als Vampir, sondern als ganz normaler Mensch geboren werden und sich erst mit Erreichen des achtzehnten Lebensjahres während eines Rituals in einen Vampir verwandeln, kann als wirklich neu anerkannt werden. Durch das bekannte Originalende weiß man als Leser auch schon vor Beginn des Buches, wie das aus irgendeinem grund anscheinend zwingende und dadurch erzwungen wirkende HappyEnd aussehen wird. Diese komplette Mischung macht den Roman zu einer kurzweiligen und unterhaltsamen Abendlektüre, die jedoch nach Beendigung recht schnell in Vergessenheit geraten dürfte.


Fazit:

Dein Blut auf meinen Lippen macht einen wundervollen und anspruchsvollen Klassiker zu einer billigen und im Grunde überflüssigen Abklatsch-Vampirromanze, wie es sie zur Zeit viel zu häufig auf dem Buchmarkt gibt. Trotz des leicht lesbaren Erzählstils kann Claudia Gabel nicht überzeugen. Vielleicht probiert sie sich das nächste Mal lieber an einer eigenen Idee, denn diesen Versuch kann man durchaus als gescheitert ansehen.



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