Der Fluch von Scarborough Fair (Nancy Werlin)
cbt, 1. Auflage September 2011
Originaltitel: Impossible
Übersetzt von Gabriele Burkhardt
Taschenbuch, 384 Seiten
€ 8,99 [D] | € 9,30 [A] | CHF 13,50
ISBN: 978-3-570-30717-5
Leseprobe
Genre: Fantasy
Klappentext:
Ein furchtbarer Fluch liegt auf den Scarborough-Frauen: Sie alle bekommen mit achtzehn eine Tochter – und verfallen dem Wahnsinn … Lucy Scarborough ist süße siebzehn, als sie davon erfährt. Und nicht bereit, sich ihrem Schicksal zu ergeben, auch wenn es aussichtslos erscheint. Denn nur wenn sie drei mysteriöse Rätsel lösen kann, ist der Bann gebrochen. Aber Lucy ist nicht allein. Zusammen mit ihrer großen Liebe Zach kämpft sie verzweifelt um ihr Leben. Doch das Böse ist jahrhundertealt, skrupellos und unwiderstehlich …
Rezension:
Da Lucys Mutter kurz nach ihrer Geburt geisteskrank geworden ist, wächst Lucy wohlbehütet bei deren Freunden auf, die sie bereits im Babyalter adoptiert haben. Als kleines Mädchen entdeckt sie in ihrem Zimmer, das in ihrem Alter von ihrer Mutter bewohnt wurde, ein Geheimfach, in dem ein paar herausgerissene Seiten versteckt sind. Die darauf geschriebenen Zeilen noch nicht begreifend legt sie die Blätter wieder hinein und vergisst sowohl das Papier als auch das Geheimfach. Erst Jahre später wird sie durch Zufall wieder daran erinnert und stellt fest, welche Wichtigkeit der Inhalt dieser Seiten hat – hätte sie damals schon mit ihren Pflegeeltern darüber gesprochen, würde sie nun vielleicht nicht in dieser Misere stecken.
Denn Lucy muss erkennen, dass der Wahnsinn ihrer Mutter mit einem uralten Fluch zusammenhängt, der auch sie treffen wird, wenn sie nicht drei scheinbar unlösbare Aufgaben erfüllt und ihre Familie so von diesem Fluch befreit. Mit der Unterstützung ihrer Pflegeeltern und dem Nachbarnjungen Zach, mit dem sie schon seit ihrer Kindheit eng befreundet ist und zu dem sich nun zarte Gefühle entwickeln, nimmt sie den Kampf gegen die augenscheinlich unsichtbare und unbezwingbare Macht auf. Doch wie soll sie die Aufgaben lösen, an denen all ihre Ahninnen bereits kläglich gescheitert sind?
Ein Hemd ohne Nadel, Saum und Naht nähen, einen Morgen Land (zwischen einem viertel und einem halben Hektar, Quelle: Wikipedia) zwischen Meeresgischt und Meeresstrand finden und diesen mit dem Horn einer Ziege pflügen und mit nur einem Samenkorn besäen – das sind die drei Aufgaben, vor die Nancy Werlins Protagonistin gestellt wird. Basierend auf einem traditionellen englischen Volkslied, dessen bekannteste Version von Simon & Garfunkel stammt, wurde der Text zur Geschichte passend verändert und bietet dem Leser dadurch auch musikalische Untermalung. Wer sich während des Lesens oder im Anschluss mit den verschiedenen Versionen des Liedes beschäftigt, wird feststellen, dass die Grundbotschaft immer ähnlich ist: Eine verschmähte Liebe, die durch verschiedene Beweise auf die Probe gestellt werden soll. Und so muss auch Lucy mit Hilfe ihrer Lieben beweisen, dass sie stärker als der Fluch ist und die Liebe, die sie und Zach füreinander empfinden, stark genug ist, um jede noch so schwere Aufgabe zu lösen. Für den Leser scheint dies, ebenso wie für die Charaktere, erst einmal völlig ausweglos, doch natürlich findet die zusammenhaltende Gemeinschaft Lösungen für alle drei Aufgaben. Nun muss Lucy nur noch durchhalten, was sich weit schwieriger gestaltet, als man annehmen möchte – immerhin ist sie schwanger (das bringt der Fluch auf irgendeine ziemlich kranke Art mit sich) und darf sich bei der tatsächlichen Lösung nicht helfen lassen.
Insgesamt gestaltet Nancy Werlin ihren Roman recht einfallsreich, und doch ist es für den Leser ein Leichtes, den Bösewicht von Anfang an zu erkennen und sich während des Lesens öfter aus dem Geschehen auszuklinken. Wirklich fesseln und mitreißen kann die Geschichte um Lucy und den Fluch der Scarborough-Frauen nicht, was wohl vor allem an der altmodisch anmutenden Charakter-Gestaltung liegen mag. So erinnern gewisse Anwandlungen, gerade bei der jugendlichen Lucy, sehr an Verhaltensweisen aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, die nicht so recht ins heutige Zeitalter passen mögen. Auch die entstehende Liebesbeziehung wird sehr überspitzt und dadurch eher unrealistisch dargestellt – was schade ist, denn der Glaube an die große und wahre Liebe könnte gerade durch diese Geschichte gestärkt werden. Vorhersehbarkeit wird durch aufgedrängte Spannungsbögen zumindest versuchsweise aufgehoben, doch letztendlich ist dem Leser wohl von Anfang an klar, worauf das Ende hinauslaufen wird. Da die Umsetzung leider auch hier sehr schwächelt, kann man den Roman leider nur im oberen Mittelfeld einstufen. Aus der Ballade um den Elfenritter, wie das Lied in der Überlieferung ursprünglich hieß, hätte man sehr viel mehr holen können.
Fazit:
Der Fluch von Scarborough Fair baut auf den Song von Simon & Garfunkel auf. Trotz der bereits durch das Lied bekannten Geschichte bietet der Roman von Nancy Werlin neue Einblicke, die jedoch in ihrer Umsetzung nicht immer zu überzeugen wissen. Nette, wenn auch selbst für dieses Genre sehr unrealistische Fantasy, die unterhält, jedoch nicht von Dauer ist.
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5
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