Der letzte Held von Sunder City (Luke Arnold)

Der letzte Held von Sunder City (Luke Arnold)

Klappentext:

Willkommen in Sunder City – wo Drachen vom Himmel fallen und Magier nicht mehr zaubern können!

Guten Tag, mein Name ist Fetch Phillips, und es gibt drei Dinge, die Sie über mich wissen sollten, bevor Sie mich engagieren:
1. Wenn ich nüchtern bleiben soll, kostet das extra.
2. Meine Dienste sind streng geheim.
3. Ich arbeite nicht für Menschen.

Das ist nichts Persönliches – ich bin selbst ein Mensch. Aber nach allem, was passiert ist, sind es nicht die Menschen, die meine Hilfe brauchen.
Mein größter Wunsch? Ein echter Fall, eine Chance, etwas Gutes zu tun.
Denn es ist meine Schuld, dass die Magie für immer verschwunden ist.


Rezension:

Was passiert, wenn eine einzige Entscheidung sämtliche Magie vom Angesicht der Welt gelöscht wird? Die Antwort auf diese Frage kennt Fetch Phillips nur zu gut, denn er ist verantwortlich dafür, dass die Magie nicht mehr Bestandteil dieser Welt ist. Er betäubt seine Schuldgefühle mit Alkohol und Schmerzmitteln, provoziert aussichtslose Schlägereien und legt sich selbst mit den höchsten Tieren der städtischen Politik an. Als ein 400 Jahre alter Vampir-Professor plötzlich spurlos verschwindet, wittert Fetch seine Chance, zumindest ein kleines Stück seines Fehlers wiedergutmachen zu können. Dabei ist er allerdings auf Hilfe angewiesen, und da nur sehr wenige Bewohner von Sunder City gut auf den Privatdetektiv zu sprechen sind, muss Fetch sich neben seinen ganz eigenen Dämonen auch so mancher Herausforderung stellen, die andere für ihn bereithalten. Doch Fetch ist so darauf aus, einen Teil seiner großen Schuld zu begleichen, dass er auch vor illegalen Mitteln und Wegen nicht zurückschreckt und hofft, den Fall lösen zu können, bevor er verhaftet oder ermordet wird. Keine leichte Aufgabe, aber irgendwer muss sie ja erledigen.

Man bemisst sein Alter nicht in Jahren, sondern in den Lektionen, die man lernt, und den Fehlern, die man gemacht hat. Daran, wie schwierig es ist, ein wenig Hoffnung ins Herz zu zwingen. Alt bedeutet einfach nur abgestumpft und zynisch und müde.
(Seite 78)

Dem einen oder anderen ist Luke Arnold vielleicht bereits als Schauspieler begegnet. Mit Der letzte Held von Sunder City möchte er nun als Autor auch die Welt der Fantasy-Bücher erobern. Mit seinem Protagonisten Fetch Phillips, einer gescheiterten Persönlichkeit und alles andere als ein klassischer Held, stehen die Chancen gar nicht schlecht. Denn trotz einiger Macken schließt der Leser den depressiven, tätowierten und schmerzmittelabhängigen Antihelden ziemlich schnell ins Herz und möchte dringend herausfinden, was genau dahintersteckt, dass er sich selbst die Schuld am Verschwinden der Magie gibt. Obwohl die Geschichte an sich wie ein Monolog anmutet und ausschließlich aus Fetchs (teils rückblickender) Sicht erzählt wird, kann der Leser auch schnell eine Verbindung zu anderen Charakteren aufbauen, und dank der teilweise sehr ausführlichen Umgebungsbeschreibungen findet man sich in Sunder City ebenfalls schnell zurecht. Tatsächlich spielen einige der detailliert dargestellten Schauplätze, die oftmals an Lost Places erinnern, eine besondere Rolle, die sich aber erst im weiteren Verlauf der Geschichte herauskristallisiert. Daher benötigt man an mancher Stell ein wenig Durchhaltevermögen, das am Ende jedoch definitiv belohnt wird. Auch eine gewisse Art Humor sollte man als Leser mitbringen, denn Fetch ist nicht nur ziemlich melancholisch, sondern legt auch einen Zynismus an den Tag, der seinesgleichen sucht.

„Nichts bleibt lange unverändert, Fetch. Jede Tragödie wird irgendwann zur Unterhaltung für andere.“
(Seite 253)

Neben seinem im Grunde nicht besonders heldenhaften Protagonisten legt Luke Arnold auch viel Wert auf die Gestaltung der anderen Charaktere. Besonders interessant sind hierbei die Auswirkungen der verschwundenen Magie auf sämtliche magischen Wesen, die sich von einem Tag auf den anderen völlig neu zurechtfinden müssen. Denn die sind nicht etwa einfach tot umgefallen, obwohl einige Wesen durch den Verlust ihrer magischen Kräfte durchaus elendig zugrunde gegangen sind, sondern müssen in dieser neuen Welt ganz normalen Jobs nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Einigen begegnet Der letzte Held von Sunder City öfter, und so schafft der Autor es, dass der Leser auch zu ihnen einen gewissen Bezug herstellt. Daher ist man schon jetzt gespannt, ob man den einen oder anderen vielleicht im zweiten Band der Trilogie wiedertreffen darf oder welche komplett neuen Gesichter den Leser dann erwarten.

Trotz einiger Schwächen und so manchem durch den eher nüchternen Sprachstil recht langatmigen Kapitel schafft Luke Arnold es mit Hilfe seines eher atypischen Protagonisten, liebenswerten Nebencharakteren und einer Prise speziellen Humors, ein zwar etwas anderes, aber durchaus solides Fantasy-Debüt abzuliefern. Wer sich auf eine Fantasy-Welt ohne Magie einlassen kann und Lust auf ein Abenteuer in einer besonderen Stadt hat, der sollte beherzt zugreifen und sich überraschen lassen.


Fazit:

Der letzte Held von Sunder City überrascht auf ganz verschiedenen Ebenen. Obwohl teilweise etwas zäh umgesetzt, kann der Schauspielers Luke Arnold auf erfrischende Weise mit einer neuartigen, eigenwilligen und ein bisschen verrückten Geschichte punkten. Einen depressiven Antihelden als Protagonisten gibt es nicht oft und man braucht einen speziellen Sinn für Humor, doch aufgeschlossene Leser dürften mit Fetch Phillips nach kurzer Aufwärmphase definitiv ihren Spaß haben.



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