Schattenwege

Der Prophet des Todes (Vincent Kliesch)

Klappentext:

Eine geheimnisvolle Vorhersage kündigt zwei rätselhafte Todesfälle in Berlin an. Wer steckt hinter der seltsamen Botschaft? Hauptkommissar Julius Kern beginnt zu ermitteln – und erhält kurz darauf selbst eine Todesprophezeiung. Er wird von dem Fall abgezogen, doch inoffiziell ermittelt er weiter. Denn der Prophet des Todes hat keinen Zweifel daran gelassen, dass nur eine Begegnung mit Kerns Erzrivalen Tassilo Michaelis das Rätsel lösen und die Familie des Kommissars retten kann …

Rezension:

Eine neue rätselhafte Mordserie hält das Berliner LKA in Atem: Seltsame Prophezeiungen werden an den Tatorten gefunden, die die Todesfälle – bei denen es sich immer um einen Mord und einen Selbstmord handelt – im wahrsten Sinne des Wortes ankündigen. Schnell wird Kommissar Julius Kern in die Ermittlungen einbezogen, genauso schnell nimmt man ihm diesen Fall jedoch auch wieder weg: Denn Kern erhält ebenfalls eine Botschaft, die zum Inhalt hat, dass er binnen drei Tagen seinen Erzfeind Tassilo Michaelis töten oder seine Familie sterben wird. Doch um Tassilo töten zu können, muss Kern den ehemaligen Oberkellner überhaupt erstmal finden – denn dieser hat aufgrund eines Abkommens und wegen seiner Hilfe bei Kerns letztem großen Fall eine neue Identität angenommen. Für Kern beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn für das Leben seiner Familie würde er alles aufs Spiel setzen und jede Regel brechen.

Nach einem kurzen Prolog, dessen Sinn sich erst später erschließen wird, findet sich der Leser bereits auf den ersten Seiten mitten am Tatort des ersten Nostradamus-Mordes wieder. Vincent Kliesch verschwendet keine Zeit und steigt sofort ins Geschehen ein – ein rasantes Tempo, wie man es auch schon aus seinen beiden Vorgänger-Romanen kennt und zu schätzen weiß. Auch das Springen zwischen mehreren Erzählperspektiven bzw. Handlungssträngen findet hier wieder seine Anwendung und schafft dadurch eine interessante Verwirrtechnik, die es einmal mehr schafft, den Leser bis zum Ende im Ungewissen zu lassen. Falsche Spuren lassen den Leser mehr als einmal an seinen Vermutungen zweifeln und immer wieder taucht die Frage auf, ob es sich bei Nostradamus nicht vielleicht sogar um Tassilo persönlich handelt. Vincent Kliesch ist es also auch hier wieder hervorragend gelungen, ein aufreibendes Miträtseln zu entwickeln und dem Leser so nicht nur gute, sondern auch überaus spannende Unterhaltung zu bieten.

Entwicklung haben auch beide Hauptcharaktere erfahren und so stoßen auch im dritten Buch wieder ebenbürtige Gegner aufeinander, die zwar eine klare Grenze zwischen Gut und Böse ziehen, sich jedoch nicht um Sympathiepunkte streiten müssen. Hier ist Vincent Kliesch ein Zusammenspiel gelungen, das man nur selten findet, denn trotz aller Boshaftigkeit kann man sich auch dem Charme von Tassilo keineswegs entziehen. Sollte dieses Buch tatsächlich der Abschluss einer Trilogie sein, wäre es unheimlich schade, zwei derart starke und sich ergänzende Charaktere zu „verlieren“. Doch auf der anderen Seite ist alles irgendwann ausgereizt und möglicherweise ist so manchem Leser bereits das dritte Aufeinandertreffen dieser beiden Widersacher einen Ticken zu viel. Also gibt man sich gezwungenermaßen damit zufrieden und wartet auf etwas neues, das Vincent Kliesch seinen Lesern als „Ersatz“ anbieten wird. Denn dass Der Prophet des Todes nicht sein letztes Buch gewesen sein kann, steht für Thriller-Fans völlig außer Frage.

Fazit:

Vincent Kliesch schließt an den Erfolg seiner Vorgänger-Romane an und kann mit Der Prophet des Tode ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Obwohl die Grundstory keine neue Idee beinhaltet, sondern der Autor sich ans bisher sichere Konzept hält, wird auch hier für enorme Spannung und einen hochkarätigen Showdown gesorgt. Ein gelungener Abschluss für die Trilogie um Julius Kern und Tassilo Michaelis – oder vielleicht doch kein Abschluss? Man wird es wohl erst mit dem nächsten Buch erfahren.

Wertung:

Handlung: 4 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

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