Die Achse meiner Welt (Dani Atkins)
Klappentext:
Rachel ist jung, beliebt, verliebt und wird in wenigen Wochen ihr Traumstudium beginnen. Perfekt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der ihr alles nimmt. Sie verliert den besten Freund, ihre Zuversicht und die Balance. Jahre später wird ihre Welt zum zweiten Mal auf den Kopf gestellt. Denn als sie nach einem schweren Sturz im Krankenhaus erwacht, ist ihr Leben plötzlich so, wie sie es sich immer erhofft hat. Die damalige Tragödie hat es anscheinend nie gegeben. Ihr bester Freund lebt und ist an ihrer Seite. Wie kann das sein? Und wie fühlt sich Rachel in ihrem neuen Leben – mit dem Wissen über all das, was zuvor geschah?
Rezension:
Vor Jahren hat ein schrecklicher Unfall Rachels Leben komplett auf den Kopf gestellt – welches zu diesem Zeitpunkt eigentlich gerade erst in den Startlöchern stand. Kurz vor dem Beginn ihres Studiums und dem ersten Schritt in Richtung ihres Traumberufs war sie mit ihrer Clique und ihrem damaligen festen Freund zum Essen in einem Restaurant verabredet, als das Schicksal zugeschlagen und alles verändert hat. Ihr bester Freund Jimmy kam damals ums Leben, ihr Gesicht ist seit diesem Tag von einer hässlichen Narbe entstellt, ihre beruflichen Ziele haben sich im Wind zerschlagen, Rachel trennte sich von ihrem Freund und auch zur alten Clique besteht seitdem kein Kontakt mehr. Doch als ihre beste Freundin aus damaligen Zeiten heiratet, kehrt sie anlässlich der Hochzeit doch zurück in die Stadt des tragischen Geschehens, voller Angst vor den dort vergrabenen Erinnerungen. Und natürlich werden ihr die ganzen Eindrücke zu viel, sodass sie schließlich auf dem Heimweg von der Vorabfeier zusammenbricht. Im Krankenhaus aufwachend kann sie sich zunächst an kaum etwas erinnern, doch dann geht die Tür auf und vor ihr steht Jimmy. Der doch eigentlich vor fünf Jahren gestorben ist. Rachel glaubt, den Verstand verloren zu haben und die Ärzte sprechen von einer seltenen Form der Amnesie. Die Achse von ihres Lebens hat sich wortwörtlich verschoben und Rachel bekommt die Chance, ihr Leben ohne den schrecklichen Unfall und all seine Auswirkungen zu leben. Aber ist sie hierzu wirklich imstande, wo doch alle schlimmen Erinnerungen immer noch in ihrem Kopf vorhanden sind und sich so furchtbar real anfühlen?
So ganz neu scheint die Idee hinter Dani Atkins‘ Debüt auf den ersten Blick nicht zu sein, wenn man sich nur den Klappentext anschaut. Doch schon ein Blick in die ersten Seiten zeigt, dass sich Die Achse meiner Welt doch in etwas anderen Gewässern bewegt. Direkt ins Geschehen geworfen, kann sich der Leser kaum gegen den Sog von Rachels Geschichte wehren und taucht bereits in den ersten Kapiteln voll in den Rausch ein. Obwohl die anfängliche Atmosphäre sehr düster und ziemlich depressiv ist, fällt es schwer, sich vom Buch loszureißen. Stattdessen will man unbedingt wissen, wie es weitergeht und ob man mit den eigenen Theorien richtig liegt. Und hier lässt die Autorin, wie für ihre Protagonistin, auch für den Leser eine Menge Spielraum. Oftmals weiß man auch als Leser nicht so recht, was jetzt Realität ist und was scheinbar nur im Kopf von Rachel existiert oder passiert ist. Dabei hält Dani Atkins gerade im ersten Drittel des Buches den Spannungsbogen durchgängig auf hohem Niveau, um dann im Mittelteil ein wenig ruhiger zu werden und dem Leser endlich etwas Raum zum Atmen zu geben. Besonders die Ich-Erzählperspektive erlaubt es, noch tiefer in der Geschichte zu versinken und quasi haargenau an Rachels Stelle zu stehen. Dadurch fühlt und leidet man noch ein ganzes Stück mehr mit und kann manchen Zwiespalt durchaus nachvollziehen, auch wenn zwischendurch auch gerne mal eine Handlung völlig unverständlich ist. Im letzten Drittel nimmt die Spannung dann wieder enorm zu und steigert sich in einem recht überraschenden Finale, bei dem es nur schwer möglich ist, nicht doch ein oder zwei Tränen fließen zu lassen. Das rundet Die Achse meiner Welt positiv ab und hinterlässt beim Leser das Gefühl, trotz der emotionalen Tiefe einen unterhaltsamen Roman gelesen zu haben. Einen unterhaltsamen Roman, der durchaus auch seine thrillerähnlichen Elemente hat und somit auch Liebhabern des Spannungsgenres gefallen könnte.
Im Gesamtbild betrachtet weist Die Achse meiner Welt hier und da kleinere Schwächen auf, vor allem in Anbetracht von logischen Abläufen und nachvollziehbaren Handlungssträngen. An mancher Stelle muss man das Buch für einen Moment zur Seite legen und die zurückliegenden Seiten noch einmal Revue passieren lassen, eventuell einige Sätze auch noch einmal lesen, um tatsächlich alles aufzunehmen. Doch Dani Atkins versteht es, gerade durch das Ende alle Fäden zusammen laufen und alle Puzzleteilchen an ihren Platz rutschen zu lassen. Dass man im Nachwort dann noch erfährt, dass der vorliegende Roman teilweise autobiographische Züge hat, verleiht der ganzen Geschichte noch einmal einen ganz anderen Geschmack. Trotzdem bleibt es natürlich ein fiktiver Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch berührt und nachhallt. Mit Sicherheit nicht die letzte Geschichte, die man aus der Feder dieser vielversprechenden Debütautorin zu lesen bekommen wird.
Fazit:
Die Achse meiner Welt ist ein beeindruckend gefühlvolles Debüt. Trotz einiger kleiner Mängel kann Dani Atkins den Leser schnell auf ihre Seite ziehen und in die Geschichte von Rachel eintauchen lassen – so tief, dass das Auftauchen auf den letzten Seiten beinahe schmerzhaft erscheint. Von der ersten Seite an wird man mitgerissen und weiß manchmal selbst nicht so genau, was nun eigentlich real und was Einbildung ist. Wunderschöne und emotionale Unterhaltung für zwischendurch über das Leben und zweite Chancen, bei der auch gerne mal die eine oder andere Träne fließen könnte – also Taschentücher bereithalten!
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eine Kommentar
KLingt für mich ziemlich kitschig. Aber… auch wenn die Story nicht neu ist, kann sie trotzdem ihre Wirkung entfalten. Mensch mögen Rätsel xD