Die Herren der Unterwelt I: Schwarze Nacht (Gena Showalter)

Die Herren der Unterwelt I: Schwarze Nacht (Gena Showalter)

Klappentext:

Einst dienten die tapferen Lords der Unterwelt dem Gottkönig. Ein Zwist aber führte dazu, dass die zwölf Ritter mit einem Dämon bestraft wurden, den sie jeden Tag aufs Neue zu bezwingen haben …

Die junge Wissenschaftlerin Ashlyn Darrow ist verzweifelt: An jedem Ort hört sie alle Gespräche, die je dort stattgefunden haben. Und sie weiß: wenn, dann können ihr nun die Lords der Unterwelt helfen. Auch auf die Gefahr hin, von den Unsterblichen getötet zu werden, wagt sie die Reise zum Haus der Verdammten – und trifft in den Wäldern vor den Toren Budapests auf Maddox, den Hüter des Dämons der Gewalt. Zum ersten Mal verstummen alle Stimmen in ihr.

Auch Maddox spürt sofort den unwiderstehlichen Reiz der jungen Amerikanerin. Doch er darf seinen Gefühlen nicht nachgeben, denn das Böse in ihm ist unberechenbar.


Rezension:

Neid und Hass brachte die einstigen Wächter der Götter in die Position, in der sie sich heute befinden – als Dämonenträger müssen sie sich ihren Körper mit dem Bösen der Erde teilen, das durch das Öffnen der Büchse der Pandora freigelassen wurde. Von den Göttern, zu deren Schutz sie existierten, wurden sie dazu verdammt, täglich mit ihrem „zweiten Ich“ zu kämpfen.
Maddox hat es hierbei besonders schlimm getroffen: Jede Nacht zur Geisterstunde erlebt er am eigenen Leib den Tod der Hüterin der dimOuniak, die durch seine Hand mit sechs Schwertstichen in den Bauch starb. Zur Seite stehen ihm Nacht für Nacht bei dieser Prozedur Reyes, der Hüter des Schmerzes, und Lucien, der den Dämon des Todes in sich trägt. Bereits Stunden vor seinem allnächtlichen Sterben wird der Dämon der Gewalt unruhig und zu einem wilden, kaum unter Kontrolle zu haltenden Geschöpf, das in Maddox‘ Inneren tobt. Zu seinem eigenen und dem Schutz seiner Freunde lässt Maddox sich deshalb an ein einfaches Bett fesseln, wo er bis zum Morgengrauen – bis er aus der Hölle zurückkehren darf – ausharren muss.

Als eines Abends auffällige Unregelmäßigkeiten auf den Überwachungsmonitoren rund um die Burg der Herren der Unterwelt auftauchen, gerät diese inzwischen in Fleisch und Blut gegangene Routine aus der Bahn, denn Maddox ist festentschlossen, den Jägern – Männer, die seit ewigen Zeiten hinter ihnen her sind – nicht die geringste Chance zu lassen, bis zur Burg vorzudringen. Er verlässt die sicheren Mauern und begibt sich in die Wälder, die die Burg umgeben – hier stößt er auf eine durchgefrorene, aber nicht ängstliche Frau. Obwohl er skeptisch ist, sie könnte ein Köder der Jäger sein, zieht ihn alles in ihm in ihre Richtung, in ihre Nähe, und auch Ashlyn spürt das Besondere, das von diesem Krieger ausgeht. Er bringt nicht nur ihre Gabe zum Schweigen, sondern berührt sie auch im Inneren.
Nach diesem Kennenlernen ist Ashlyn nicht willens, die kostbare Stille, die Maddox ihr verschafft, wieder aufzugeben. Sie zwingt ihn förmlich dazu, sie mit in die Burg zu nehmen, sehr zum Missfallen seiner Freunde, die nach wie vor einen Köder vermuten. Doch Maddox will seinerseits nicht mehr ohne diese Frau sein, die ihn in einer Weise anzieht, wie er es noch nie erlebt hat.

Gena Showalter versteht es, zwischenmenschliche Beziehungen so in Worte zu verpacken, dass es nicht zu sehr nach Kitsch und heile Welt klingt. Die Anziehungskraft zwischen Maddox und Ashlyn wird anschaulich dargestellt und nimmt einen großen Teil des Buches in Anspruch, wird dabei aber nie lästig oder zu viel. Geschickt sind die Emotionen und sexuellen Passagen in den Hauptplot eingebunden, der viele Nebenzweige beinhaltet, auf deren ausführliche Ausarbeitung sich der Leser hoffentlich in den Folgebänden freuen kann.
Vielseitige Charaktere, die auch in ihrer Vielzahl den einen oder anderen Leser möglicherweise überfordern können, gestalten die Storyline abwechslungsreich und spannend. Neben den Herren der Unterwelt, die in Budapest leben, gibt es noch weitere – eine „Meinungsverschiedenheit“ führte vor Jahrhunderten zu einer Spaltung in zwei Lager, sodass man die „andere Seite“ nur spärlich kennen lernt – vorerst. Auch Ashlyn bleibt nicht die einzige Frau im Buch, neben zahlreichen erwähnten „Opfern“ von Paris, dem Träger der Promiskuität, gibt es eine Gruppe von Frauen, die nur eine Neben-, aber trotzdem wichtige Rolle spielen – ebenfalls in den Folgebänden, wenn man Klappentexten und Leseproben Glauben schenken darf.

Auch sprachlich kann Schwarze Nacht überzeugen, der Sprachstil der Autorin ist locker und somit leicht zu lesen – einige Dialoge entlocken dem Leser ein Schmunzeln, und bis auf die zum Ende hin definitiv zu häufig auftretenden „Ich liebe Dich!“ wird der Leser von aufdringlichen und nervenden Wiederholungen verschont. Gena Showalter weiß genau, was sie tut, und verspricht mit dem Start ihrer Die Herren der Unterwelt-Reihe ein Lesevergnügen der besonderen Art – denn der vorliegende Roman gehört dem Dark Fantasy-Genre an, fällt aber erfrischend aus der Reihe des aktuell die Regale füllenden Vampir- und Werwolf-Einheitsbreis.

Als Vorgeschmack gibt es nach dem Ende noch das erste Kapitel des zweiten Bandes der Reihe. Urspünglich als Trilogie geplant, wurde inzwischen als Erscheinungsdatum des vierten Bandes Schwarzes Flüstern der Januar 2011 bekannt gegeben. Die bereits erschienen Folgebände Schwarzer Kuss, in dem es um Lucien geht, und Schwarze Lust, in welchem Reyes die Hauptrolle übernimmt, werden in Kürze hier besprochen.


Fazit:

Mit Schwarze Nacht startet Gena Showalter eine Reihe, die sich stark von der Vampir- und Werwolf-Masse des Dark Fantasy-Genres abhebt. Einige Schwächen zeigen, dass noch viel Potential in der Autorin steckt und man auf die Folgebände mehr als gespannt sein darf. Erfrischend und anders, spannend und flüssig zu lesen – definitiv eine Empfehlung für alle Fans der Dark Fantasy!




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