Die Herren der Unterwelt II: Schwarzer Kuss (Gena Showalter)

Die Herren der Unterwelt II: Schwarzer Kuss (Gena Showalter)

Klappentext:

Er ist ein Verfluchter, der den Dämon des Todes in sich trägt: Lucien, Herr der Unterwelt, der sich vor Zeiten gegen die Götter aufgelehnt hat, die ihn nun knechten. Sich ihm zu nähern heißt, sein Leben aufs Spiel zu setzen.

Doch Anya, Göttin der Anarchie, kann den Reizen des äußerlich so kühlen Kriegers nicht widerstehen. Gemeinsam erkämpfen sie sich eines der vier göttlichen Artefakte, den Käfig des Zwangs, und kommen sich dabei näher, als Lucien lieb sein kann. Die Liaison entgeht auch den Herrschern über die Dämonen nicht: Die Titanen befehlen Lucien, Anya zu töten.


Rezension:

Nachdem sich Schwarze Nacht mit Maddox und Ashley befasst hat, lernen wir im zweiten Band um die Herren der Unterwelt den Träger des Todes und die Frau, die Ashley und Maddox half, kennen. Der Übergang von Band eins zu Band zwei ist etwas schwierig, da von der offensichtlichen Anziehungskraft zwischen Lucien und Anya nichts zu spüren war, als die Göttin der Anarchie eine entscheidene Rolle bei der Lösung vom Todesfluch spielte. Überhaupt wird von Anfang an deutlich, dass Gena Showalter eine härtere, schärfere Schiene als im ersten Band fahren möchte – während es in Schwarze Nacht ruhig anläuft und man gut ins Buch finden konnte, wird der Lesern in Schwarzer Kuss unmittelbar ins Geschehen geworfen und sofort mit Anyas sexuellen Gedanken konfrontiert. Ein etwas anderer, aber nicht unangenehmer Einstieg.

Allerdings lässt das Tempo auch relativ schnell wieder nach, sodass kein Gleichgewicht herrscht. Während der ersten Kapitel geht es hauptsächlich um die erotische Anziehungskraft, die Lucien auf Anya hat, und um das mangelnde Selbstwertgefühl, mit dem der durch selbst zugefügte Narben verunstaltete Lucien zu kämpfen hat. Die Herkunft dieser Narben wird immer wieder, für manchen Leser vielleicht sogar einmal zu oft erwähnt und bruchstückhaft erklärt; den fehlenden Rest kann man sich aber leicht selbst zurecht denken.
Im zweiten Band der Reihe legt die Autorin mehr Wert auf sexuelle Zwischenspiele als in Band eins, was insgesamt schade ist, da die eigentliche Handlung dadurch sehr in den Hintergrund rutscht und nicht genug Beachtung findet. Fast könnte man annehmen, hier einen Erotik-Roman mit erzählender Nebenhandlung zu lesen, denn die Suche nach dem Käfig des Zwangs scheint hier tatsächlich nur nebensächlich zu sein – obwohl er und die anderen drei Artefakte für die Zukunft der Lords eine wichtige Rolle spielen und mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.

Auch was die Gestaltung der Charaktere angeht, schwächelt Showalter im Vergleich zu Maddox und Ashley. Die Beziehung zwischen Anya und Lucien kommt nicht so rüber, wie man es von den Beschreibungen aus Band eins kennt, wo ganz klar bewiesen wurde, dass die Autorin in der Lage ist, Emotionen gut in Worte zu packen und zum Leser zu transportieren. Zusätzlich zeigen auch die Nebenhandlungen Schwachstellen und ergeben selten einen Sinn, der sich dem Leser im Zusammenhang mit diesem Buch erschließt. Man weiß natürlich nicht, inwieweit diese Dinge in den Folgebänden noch eine Rolle spielen werden; eine aus dem Nichts heraus durchgeführte Entführung sowie der Tod einer jungen Frau stehen jedoch völlig ohne Zusammenhang und Bezug zur Geschichte da und lassen den Leser eher verwirrt als unterhalten zurück.

Der Klappentext führt den Leser zusätzlich auf eine falsche Fährte, denn der Befehl, Anya zu töten, kommt lange vor dem Aufbruch zu den Artefakten. Und auch die Liaison findet ihren wirklichen Anfang eigentlich erst auf der Reise, bei der Anya und Lucien aufeinander angewiesen sind.
Schlussendlich wurde auch bei der Übersetzung und im Lektorat nicht gründlich gearbeitet. Übersetzungsfehler, die trotz nicht vorliegender Originalversion auffallen, stellen dem Lesefluss sehr gemeine Stolperfallen. Auch fehlerhafte Zeichensetzung und immer wieder fehlende Buchstaben sind nicht selten, sodass man sich als Leser irgendwann fragt, ob dieses Buch überhaupt durch eine Korrektur gegangen ist.

Trotz aller Mängel, die dieser zweite Band aufweist, schafft Gena Showalter es auch mit Schwarzer Kuss, den Leser kurzweilig zu unterhalten. Die vorübergehende Enttäuschung über die Gesamtqualität weicht schnell der Vorfreude auf den dritten Band und der Hoffnung, die man diesem entgegen bringt. Vor allem das relativ offen gehaltene Ende macht deutlich, dass die nächsten Teile enger verknüpft sein werden, denn Band eins und Band zwei kann man ohne Probleme auch unabhängig voneinander lesen. Bleibt abzuwarten, ob die Autorin wieder an die Qualität von Schwarze Nacht anknüpfen kann.


Fazit:

Schwarzer Kuss setzt die Geschichte um die Herren der Unterwelt gelungen fort, kann aber nicht so sehr überzeugen wie Schwarze Nacht. Zu viel sexuelle Energie, zu viel mangelndes Selbstwertgefühl beim männlichen Protagonisten, eine nur mittelmäßige Übersetzung und zu viele Fehler in Rechtschreibung und Zeichensetzung schmälern das Lesevergnügen um ein Vielfaches, sodass man nach Ende des Buches nur hoffen kann, mit Band 3 (Schwarze Lust) wieder vollends auf seine Kosten zu kommen.




|



Leave a Reply