Die Klaviatur des Todes (Michael Tsokos)
Klappentext:
Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf
Ein Toter auf einer Berliner Straße – Opfer eines heimtückischen Mordes oder ein tragischer Unfall? Eine grausam verstümmelte Frauenleiche – war es ein brutales Sexualverbrechen? Ein Ehepaar mit schweren Vergiftungssymptomen – standen die beiden auf der Todesliste des russischen Geheimdiensts?
Der Rechtsmediziner Michael Tsokos wird immer dann von den Ermittlungsbehörden um Hilfe gebeten, wenn sie bei ihrer Aufklärungsarbeit rechtsmedizinische Expertise benötigen. Er soll herausfinden, was die Toten nicht mehr erzählen können: War es Mord? War es Suizid? Oder war es ein Unfall? Realistisch und hautnah schildert Tsokos rätselhafte Fälle, an deren Lösung er selbst maßgeblich beteiligt war. Im Obduktionssaal und im Labor fügt der Forensik-Spezialist die Indizien wie Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen, das zur Rekonstruktion des Falles führt. Hochinformativ und spannend bis zur letzten Seite!
Rezension:
Wir Rechtsmediziner beherrschen die Klaviatur des Todes. Und glauben Sie mir, der Tod ist mit einer ganz besonderen Klaviatur ausgestattet.
(Seite 11)
Spätestens seit seiner literarischen Zusammenarbeit mit Sebastian Fitzek und der gemeinsamen Präsentation von Abgeschnitten hat Michael Tsokos einen festen Platz in der den Herzen der Thriller- und Spannungs-Liebhaber. In seinem aktuellen Sachbuch greift er ein ganz ähnliches Thema auf, geht hierbei allerdings von einer anderen Seite heran: Die Klaviatur des Todes befasst sich mit seiner Arbeit als Rechtsmediziner. Hier bekommt der Leser allerdings nicht nur ganz trockene Fakten geliefert, sondern erfährt anhand von realen Fällen, wie die medizinische Aufklärungsarbeit bei Obduktionen tatsächlich funktioniert. Natürlich gibt es hier und da auch in diesem Sachbuch Stellen, die sich ein wenig hinziehen, und leider bekommt man als Leser ab und an den Eindruck, als hätte Tsokos einzelne Kapitel geschrieben, ohne die vorhergehenden noch mal zu lesen, weil einige Fakten gehäuft erwähnt werden. Trotzdem kann Die Klaviatur des Todes den Leser auf seltsame Weise auch unterhalten, denn der Autor schafft es, das ohnehin schon spannende Thema auch noch auf eine erzählerisch wertvolle Art vorzustellen. Dadurch handelt es sich hier um kein klassisches Sachbuch, sondern um eine sehr angenehme Mischung aus harten Fakten und interessanten Geschichten, obwohl man sich immer bewusst darüber ist, dass reale Fälle besprochen werden.
Im Großen und Ganzen ist es Michael Tsokos gelungen, die Fachsprache auf ein zwingend notwendiges Minimum zu beschränken und die wenigen Fachbegriffe hinreichend zu erklären. Das macht Die Klaviatur des Todes zu einem angenehmen und doch informativen Lesestoff, bei dem man kein Lexikon neben sich liegen haben und diverse Begriffe nachschlagen muss. Der Informationsgehalt ist trotzdem gegeben, ohne dass die Verständlichkeit für den Leser darunter leidet. Ein deutlicher Pluspunkt für ein Sachbuch, das thematisch sicherlich auch viele Laien anspricht, die gerne Thriller lesen und auf diese Weise ein wenig Hintergrundwissen erfahren können. Dass hierbei auch so mancher Recherchefehler aufgedeckt wird, bleibt natürlich nicht aus, aber in erster Linie sollen derartige Bücher ja auch unterhalten – ein Sachbuch, das zusätzlich Aufschluss gibt, ist also informativ und unterstützend. Und ja, nach dem Lesen von Die Klaviatur des Todes betrachtet man Thriller oder Krimis, in denen obduziert wird, mit einem etwas kritischeren Auge als vorher.
Nichts ist so beständig wie der Wandel.(Seite 327)
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass Michael Tsokos es mit seinem aktuellen Buch über reale Fälle und seine Arbeit als Rechtsmediziner anderen Autoren ein Stück weit schwerer macht, wirklich authentische Thriller zu schreiben. Für den Leser allerdings kann das Wissen, das mit Die Klaviatur des Todes auf unterhaltsam erzählende Weise vermittelt wird, nur von Vorteil sein. Ein lesenswertes Sachbuch mit erstaunlichen Informationen und jeder Menge interessantem Hintergrundwissen, das auch zu unterhalten versteht – Thriller-Leser sollten hier in jedem Fall zugreifen und sich noch ein bisschen tiefer in die Welt der Rechtsmedizin ziehen lassen.
Fazit:
Ein überaus spannendes Thema hat Michael Tsokos in Die Klaviatur des Todes aufgegriffen – anhand von echten Fällen berichtet der Rechtsmediziner, wie es wirklich in einem Obduktionssaal zugeht, und macht deutlich, dass die Realität nur in wenigen Punkten mit dem übereinstimmt, was in einschlägigen TV-Serien weisgemacht wird. Manchmal etwas lieblos erzählt, manchmal mit Wiederholungen, aber durchweg interessant – eine Leseempfehlung für alle, die im Thriller-Genre Zuhause sind und sich ein wenig mehr mit den Hintergründen beschäftigen möchten.
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