Die Macht des Schmetterlings (Matt Dickinson)

Die Macht des Schmetterlings (Matt Dickinson)

Klappentext:

Manche werden sterben.
Manche werden leben.
Alle sind miteinander verbunden.

Nur einen einzigen Flügelschlag – mehr braucht es nicht, um eine katastrophale Kettenreaktion auszulösen. Sie betrifft zahlreiche Menschen überall auf der Welt, von England über die USA nach Afrika bis hin zur Spitze des Mount Everst. Ihre Schicksale sind miteinander verbunden. Doch wer von ihnen wird überleben – und wie?


Rezension:

Es war ein dunkles, schönes Geschöpf, nahezu vollkommen schwarz in diesem ersten Augenblick der Enthüllung, die sonstige Oberfläche seiner spitz zulaufenden schien das Licht einzufangen.
(Seite 7)

Die harmlose Entpuppung eines Schmetterlings stellt den Auftakt einer verheerenden Kettenreaktion dar – er scheucht ein junges Kaninchen auf, welches dann ein preisbewährtes Rennpferd zum Sturz bringt, wodurch ein Familienvater dann bei einem Pferderennen ein nettes Sümmchen gewinnt und von diesem einen Haufen Luftballons für seine Tochter kauft, die durch einen unaufmerksamen Moment schließlich einen Flugzeugabsturz in ein kleines Wäldchen verursacht, in welchem zwei Jungen auf der Jagd sind. Und auf der anderen Seite der Welt wartet eine junge Bergsteigerin auf dem Mount Everest darauf, eine Verbindung zu ihrem Vater zu bekommen, der auf dem Flughafen gerade mit einem gewieften Taschendieb zu kämpfen hat, während in Afrika dringend ein Bluttransfer organisiert werden muss, um einem kleinen Jungen das Leben zu retten. Wie eng all diese kleinen Geschichten tatsächlich miteinander verwoben sind, wird dem Leser erst im Laufe des Buches klar, denn Matt Dickinson versteht es nicht nur, in kurzen, nur eine bis maximal drei Seiten langen Kapiteln eine enorme Spannung aufzubauen, sondern auch immer gerade ausreichend Informationen zu geben, dass man unbedingt das nächste Kapitel noch lesen muss. Und das nächste und das darauf folgende und das danach. So lange, bis sich plötzlich alles verbindet und man die letzte Seite gelesen hat.

Die Macht des Schmetterlings ist kein gewöhnlicher Spannungsroman, kann aber trotzdem auf ganzer Linie fesseln und überzeugen. Gerade durch die sehr kurzen Kapitel fällt es dem Leser extrem schwer, das Buch aus den Händen zu legen. Leise und harmlos beginnt die Geschichte, die den Leser von der ersten Seite an gefangen nimmt und dann nicht mehr los lässt. Die verschiedenen Blickwinkel der von Kapitel zu Kapitel anderen Protagonisten lassen ein rasantes Erzähltempo zu und manchmal erscheint es dem Leser, als könnte er kaum zu Atem kommen, bevor er schon im nächsten Kapitel wieder an einer ganz andere Stelle ist. Dieser Schachzug wurde von Matt Dickinson sehr geschickt gewählt, denn auf diese Weise hält er seine Leser an der kurzen Leine, ohne dass sie sich festgenagelt fühlen. Informationen gehen dabei keine verloren, denn die kurze Gestaltung der einzelnen Kapitel erlaubt dem Kurzzeitgedächtnis, alles zu behalten und so schnell wieder in den jeweiligen aktuellen Handlungsstrang zu finden. Weil der Autor sich einer einfachen Sprache bedient, kann dieses Buch von nahezu allen Altersklassen gelesen und verstanden werden. Es bietet einen guten Einblick in die Chaostheorie und zeigt auf eindringliche Weise und sehr realitätsnah, wie alles in der Welt miteinander verbunden sein kann. Manche Charaktere finden dabei gut Zugang zum Leser, andere dagegen möchte man eigentlich nicht weiter auf ihrem Weg begleiten, aber irgendwie muss man eben doch weiterlesen, weil man wissen will, wie es weitergeht.

Obwohl Die Macht des Schmetterlings unglaublich komplex ist, verliert man nie den Überblick. Man gibt sich einfach der Geschichte hin und ist mit jeder gelesenen Seite zufriedener und gleichzeitig so aufgewühlt, dass man dem Ende immer mehr entgegenfiebert. Dabei kann der Autor so manches Mal mit einer unerwarteten Überraschung auffahren und dem Leser das gerade gewonnene Gefühl der Sicherheit sofort wieder entreißen. Enttäuschend ist diese Tatsache allerdings nicht, denn auch dieser Punkt macht die Story so rasant und lesenswert. Und trotz der fast schon zerhackten Handlungsstränge zieht sich doch ein deutlich erkennbarer roter Faden durch all die Kapitel, um am Ende ein sich in sich selbst auflösenden Knäuel zu ergeben. Matt Dickinson versteht seine Arbeit und schon jetzt freut man sich auf den baldigen Nachfolger Der Tod des Schmetterlings, der Mitte April erscheinen wird und in dem es ebenfalls um die Chaostheorie gehen wird. Und darum, was ein einzelner kleiner Schmetterling auslösen kann.


Fazit:

Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann auf der anderen Seite der Welt einen Wirbelsturm auslösen, besagt die Chaostheorie. Wozu Die Macht des Schmetterlings tatsächlich imstande ist, stellt Matt Dickinson in seinem kurzweiligen, aber nachhallenden All-Age-Roman sehr gut dar. In kurzen Kapiteln springt er zwischen den verschiedenen Einzelgeschichten, die sich erst am Ende als zusammenhängendes Schicksal entpuppen. Eine echte Leseempfehlung für alle, die atemlose Spannung einmal anders erleben möchten.




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