Die Rebellion der Maddie Freeman (Katie Kacvinsky)

Boje-Verlag, 1. Auflage Juli 2011
Hardcover mit Lesebändchen, 368 Seiten
€ 15,99 [D] | € 16,50 [A] | CHF 24,50
ISBN: 978-3-414-82300-7
Leseprobe

Genre: Jugendliche Science Fiction


Klappentext:

Das Leben ist zu kurz, um vielleicht zu sagen

Eine Stadt in den USA, wenige Jahre in der Zukunft: Maddie, 17, lebt wie alle um sie herum ein digitales Leben. Schule und Verabredungen – das alles findet im Netz statt. Doch dann verliebt sie sich in Justin – für den nur das wahre Leben offline zählt.

Gemeinsam mit seinen Freunden kämpft Justin gegen die Welt der sozialen Netzwerke, in der alles künstlich ist. Dieser Kampf richtet sich gegen die ganz oben – und damit auch gegen Maddies Vater, der das System der Digital School gesetzlich verankert hat. Maddie wird für die Bewegung zu einer Schlüsselfigur. Und sie muss sich entscheiden: Auf welcher Seite will sie stehen?

In welcher Welt wollen wir leben – und uns verlieben?


Rezension:

Madeleine Freeman bekommt zu ihren Geburtstagen jedes Jahr wieder richtige Bücher von ihrer Mutter geschenkt, die noch aus ihren Jugendtagen stammen – längst schon werden Bücher nicht mehr auf Papier gedruckt, es gibt auch kaum noch echte Bäume, aus denen die Seiten hierfür gewonnen werden können. Alles ist digitalisiert, selbst Konzerte und ähnliche Veranstaltungen werden im Netz übertragen und können dort, auch in ganzen verabredeten Gruppen, angeschaut und erlebt werden. Sportliche Aktivitäten finden am Heimtrainer statt, der vernetzt und auf die persönlichen Bedingungen eingestellt ist. Selbst die Schule ist inzwischen digitalisiert worden, unterrichtet wird über sogenannte Bots am eigenen Rechner Zuhause – für die Menschen in Maddies Zeitalter gibt es keinen Grund mehr, überhaupt noch einen Fuß vor die Tür zu setzen. Mitbegründer und Entwickler der „Digital School“ ist ihr Vater, der seiner Tochter kaum mehr über den Weg traut, seit sie vor einigen Jahren bei einem Komplett gegen ihn bzw. seine Erfindung ihre Hände im Spiel hatte. Strengstens werden ihre Netz-Aktivitäten überwacht, was für Maddie neben dem kaum noch vorhandenen Vertrauensverhältnis ein nahezu unzumutbarer Zustand ist. Wie soll sie das Vertrauen ihres Vaters zurückgewinnen, wenn der sie doch kaum an sich heranlässt?

„Es ist gut für dich, deine Gedanken niederzuschreiben, Madeleine,“ meinte sie. „Sehr therapeutisch, weil man gezwungen ist, sich Zeit zu lassen und über das Leben nachzudenken.“
(Seite 9)

Als Maddie zur Abwechslung mal kein Buch mit beschriebenen, sondern blütenweißen Seiten geschenkt bekommt, ist sie erst einmal ratlos und weiß nichts damit anzufangen. Gegenteilig sieht sie dieses Geschenk als eine Verschwendung von Papier an, bis ihre Mutter ihr erklärt, dass dieses Buch ein spezielles ist – nämlich ein Tagebuch, in dem sie ihre persönlichen Gedanken festhalten kann. Und so beginnt Maddie, über viele Dinge mehr nachzudenken, anders zu reflektieren und sich mit Fragen auseinander zu setzen, die sie früher gleich wieder vergessen hat.
Bei einer nicht-virtuellen Nachhilfestunde lernt sie dann Justin kennen, mit dem sie schon über längere Zeit via Mails und Chat Kontakt hat. Sofort ist sie völlig hingerissen und fasziniert von dem Jungen, der so wenig von der virtuellen Welt und so viel von der Echtheit des Lebens hält. Sie bekommt Kontakt zu seinen Freunden und merkt immer mehr, wie einschränkend das Leben ist, dass sie von ihrem Vater aufgebrummt bekommen hat – seit diesem bestimmten Vorfall umso heftiger und kontrollierender. Während sie sich immer mehr in den außergewöhnlichen Justin verliebt, stellt sie die digitale Welt immer mehr in Frage – auch noch dann, als sie erfährt, warum dieser Junge so großes Interesse daran hat, sie auf seine Seite zu ziehen. Denn Justin hat der digitalen Realität und vor allem der „Digital School“ quasi den Krieg erklärt und bittet Maddie um ihre Mitwirkung. Doch kann Maddie ihre Eltern ein zweites Mal hintergehen und sich gegen ihren Vater auflehnen?

Jugend-Dystopien sind auf dem momentanen Buchmarkt heiß begehrt und hart umkämpft. Die Chancen, hier ein noch wirklich hervorstechendes Werk zu finden, sind relativ gering und reine Glückssache. Mit ihrem Debütroman Die Rebellion der Maddie Freeman schummelt sich Katie Kacvinsky in genau dieses Genre und schafft es nicht nur mit dem Cover, sowohl der Original- als auch der deutschsprachigen Ausgabe, Faszination zu wecken. Die pinke Optik und die Glitterimitationen lassen zwar mehr auf die enthaltene Liebesgeschichte schließen, jedoch bekommt der Leser weitaus mehr als nur diese geliefert. Obwohl das Geschmachte seitens Maddie leicht überwiegt und mitunter ein wenig an den Nerven zehrt, wird auch auf die andere Seite der Geschichte viel Wert gelegt. Die Digitalisierung der Welt ist schon zu heutigen Zeiten sehr fortgeschritten, wenn man die Gedanken um etwa fünfzig Jahre weiterschweifen lässt, ist das von der Autorin gezeichnete Bild gar nicht so abwegig – und dadurch umso erschreckender. Dieser doch recht enge Bezug zur (möglichen) Realität lässt den Leser in eine Welt abtauchen, die sich sehr leicht vorstellen lässt, und Parallelen zum eigenen (digitalen) Leben gestalten das Lesevergnügen sehr vielzeitig.

Die Welt unterteilt sich in Menschen, die dir erzählen, dass deine Träume unerreichbar sind, und in solche, die dich auf ihre Schultern heben, damit du besser herankommst. Vielleicht weiß ich nicht sehr viel über das Leben, aber zumindest habe ich inzwischen eine Ahnung, mit wem ich meine Zeit verbringen will. Ich lasse mich lieber zu den Sternen heben als am Boden festnageln.
(Seite 176)

Man merkt Maddie sehr gut an, in welchem Zwiespalt sie gefangen ist – auf der einen Seite ihr Vater, den sie bereits sehr enttäuscht hat, auf der anderen Seite der drängende Wunsch nach Freiheit in vielerlei Hinsichten. An dieser Stelle können sich wahrscheinlich zahlreiche Jugendliche mit der Protagonistin identifizieren, andere hingegen dürften sich eher im männlichen Gegenpart Justin wiederfinden. Hier hat Katie Kacvinsky wirklich ein gutes Händchen bewiesen und sich recht viel Mühe gegeben. Zwar sind vereinzelt sehr stereotypische Eigenschaften zu erkennen und man bekommt nicht unbedingt großartige Neuentdeckungen präsentiert, als Gesamtprodukt jedoch können die Charaktere durchaus überzeugen. Besonders die sehr verschiedenen Elternpaare von Maddie und Justin fallen extrem auf – hier liegt die Vermutung nahe, dass dies vor allem zur Unterstreichung von „Gut“ und „Böse“ dienen soll, auch wenn man in Die Rebellion der Maddie Freeman nicht klar von diesen zwei Seiten sprechen kann.

Durch das sehr offen gehaltene Ende darf der Leser sich an die Hoffnung klammern, dass es noch weitere Bücher geben wird, denn offensichtlich ist der Kampf gegen Maddies Vater noch lange nicht beendet, sondern beginnt vielmehr gerade erst. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob und wann eine Fortsetzung von Maddie Freemans Weg in die Regale der Buchhandlungen gelangt, denn bei Erstellen der Rezension konnte auch der Verlag noch keine konkreten Angaben dazu machen.


Fazit:

Lesern, die einer Mischung aus teilweise bereits bekannten Szenarien, schmachtender Liebesgeschichte und aufmüpfigen Charakteren noch immer etwas abgewinnen können, sei Die Rebellion der Maddie Freeman durchaus ans Herz gelegt. Viel Neues wird man hier zwar nicht unbedingt finden, kann dafür aber jede Menge Inspiration und Denkanstöße für das eigene Leben ziehen – Katie Kacvinsky darf gerne und jederzeit weitere Bücher veröffentlichen.


Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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