Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt (Matthew J. Arlidge)
Über das Buch:
Ein perfider Killer kidnappt Paare. Die Opfer wachen orientierungslos auf, gefangen in einem Raum, niemand hört ihre Schreie. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit, nur eine Waffe und die Botschaft des Entführers: Entweder sterben beiden einen langsamen, qualvollen Tod – oder einer bringt den anderen um und ist frei.
Detective Inspector Helen Grace und ihr Team wissen nicht weiter; nichts scheint die Fälle zu verbinden. Doch die Entführungen sind so akribisch vorbereitet, so konsequent durchgeführt, dass es einen Plan geben muss.
Und für Helen, die nach außen so stark und unberührbar erscheint, ist die Zeit gekommen, ein weiteres Mal ihre eigene Hölle zu durchschreiten, Brücken einzureißen und über Grenzen zu gehen.
Der Auftakt zur Thrillerreihe um Detective Inspector Helen Grace!
Rezension:
Zwei Menschen, die sich kennen, wachen benommen in einem Gefängnis auf, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Wände sind hoch und unüberwindbar, es gibt kein Licht, kein Wasser und kein Essen. Das Einzige, was in diesem Raum einen Weg nach draußen möglich zu machen scheint, ist ein Handy – doch dieses lässt keine ausgehenden Anrufe oder SMS zu, sondern dient lediglich der Kommunikation mit der Person, die die beiden entführt hat. Und die Botschaft ist keine gute: Es gilt eine Entscheidung zu treffen – wer von beiden überleben möchte, muss den anderen töten. Und direkt neben dem Telefon liegt eine Pistole mit nur einer Kugel. Ein perfides Spiel mit unschuldigen Menschen, die auf den ersten Blick nichts miteinander verbindet.
Helen Grace ist eine junge, aufstrebende Ermittlerin – der jüngste weibliche Detective Inspector, den es in der Geschichte des hiesigen Polizeipräsidiums jemals gab. Sie hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und jagt die Zahl der gelösten Fälle in schwindelerregende Höhen. Doch der aktuelle Fall bringt sie und ihr Ermittlerteam an die Grenzen des Möglichen, denn einzeln betrachtet sind die Morde bereits schlimm und ein Gesamtbild will sich den Ermittlern einfach nicht erschließen. Doch Helen wäre nicht Helen, wenn sie nicht die wildesten Spekulationen wagen und so auf die Spur der Zusammenhänge kommen würde. Schritt für Schritt kommt sie dem Täter immer näher, bis sich herausstellt, dass dieser sie besser zu kennen scheint, als gut für Helen ist. Denn der Mörder ist nicht der einzige mit einem düsteren Geheimnis – bei weitem nicht der einzige.
Schon die Covergestaltung zwingt den Leser zu einer ersten Entscheidung, denn Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt ist zum Erscheinen in zwei Versionen erhältlich – einmal in Grün und einmal in limitiertem Rot. Eine geschickte Marketingstrategie vom Verlag, der dem Leser schon auf den Inhalt vorbereitet, und spätestens nach Lesen des Klappentextes wird der versierte Thriller-Liebhaber nur schwer die Hände von diesem Buch lassen können. Und er wird nicht enttäuscht werden, denn schon auf den ersten Seiten wird er sofort mitgerissen – mitten im Geschehen landend trifft er direkt auf das erste Pärchen, das sich in der überaus verzwickten Lage befindet. Viel Zeit nimmt sich M. J. Arlidge allerdings nicht für seine Opfer, denn die Situation eskaliert scheinbar recht schnell, obwohl wahrscheinlich mehrere Tage auf wenigen Seiten zusammengefasst werden und sich das Pärchen schnell in einem desolaten und bemitleidenswürdigen Zustand befindet. Hier hätte sich der Autor gerne ein wenig mehr Zeit lassen dürfen, um die Lage etwas detailreicher zu beschreiben und seinen Opfern ein wenig mehr Tiefe zu geben. Doch für den Leser ist das nicht unbedingt schadhaft, denn der verliert durch kurze Kapitel recht früh jedes Zeitgefühl – sowohl in der Geschichte als auch in der Realität. In seinen Händen hält er einen echten Pageturner, der zum jeweiligen Kapitelende oft mit raffinierten Cliffhangern spielt und den Leser förmlich dazu nötigt, auch das nächste Kapitel noch schnell zu lesen. Und das darauffolgende und das danach ebenfalls.
Obwohl die Seiten wie im Rausch verschlungen werden, gibt es auch immer wieder Momente, in denen der Leser innehalten muss. Nicht etwa, weil die Geschichte zu hart wird oder die Beschreibungen zu ekelig werden, sondern vielmehr weil die Charaktere seltsame Anwandlungen an den Tag legen, die nicht immer nachvollziehbar sind und den Leser oftmals ins Grübeln und zum Stirnrunzeln bringen. Das hält zwar nie lange vor, weil der Drang weiterzulesen viel zu groß ist, nistet sich aber im Hinterkopf ein und bleibt im Gedächtnis. Als sich dann im letzten Drittel die Fäden verdichten und nach einigen eher kleinen Überraschungen der ganz große Knall wartet, wird dem Leser also wieder bewusst, dass es durchaus einiges auszusetzen gibt. Und besonders das Ende hinterlässt irgendwie einen bitteren Nachgeschmack, denn nach all dem Spannungsaufbau wirkt es erschreckend billig und viel zu konstruiert, um dem Autor wirklich abgenommen zu werden. Auch wirklich überraschend ist es nicht, denn wer den Klappentext aufmerksam gelesen hat, der weiß genau, wie der letzte Kampf ausgehen muss. Was schade ist, denn hier hätte man viel mehr rausholen können, um dem Leser noch mehr Lust auf weitere Fälle von Helen Grace zu machen.
Trotz einiger Ungereimtheiten und so manchem im Dunklen gelassenen Hintergrund kann Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt durchaus Thriller-Fans empfohlen und wärmstens ans Herz gelegt werden. Für die Folgeromane wünscht man sich mehr Tiefe für die Charaktere und ein bisschen weniger übertrieben und unrealistische Dramatik, nach welcher man sich dann doch fragt, was zur Hölle sich M. J. Arlidge dabei wohl gedacht haben wird. Insgesamt wird hier also ein grundsolider Thriller geliefert, der wahrscheinlich besonders Anhängern von diversen Crime-Serien gut zu unterhalten weiß.
Fazit:
Der Auftakt zu einer neuen Thrillerreihe ist M. J. Arlidge wirklich gut gelungen – mit Eene Meene – Einer lebt, einer stirbt legt er einen enormen Pageturner vor, der den besonders durch kurze Kapitel und entsprechende Cliffhanger förmlich zum Weiterlesen zwingt. Einige Ungereimtheiten werfen Fragen auf, die Handlung ist teilweise etwas wirr und die sehr konstruiert wirkende Auflösung sowie fast schon abrupte Ende wollen so gar nicht zu den ersten 300 Seiten passen, wodurch der Lesespaß kurz vor Schluss doch noch ein wenig geschmälert wird. Trotzdem dürfte diese Reihe mindestens einen zweiten Blick wert sein – man ist gespannt, was noch folgen wird. Eine Empfehlung für Thriller-Liebhaber und Fans diverser Crime-Serien!
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