Einmal im Leben (Jhumpa Lahiri)
Klappentext:
Hema und Kaushik lernen sich in Massachusetts kennen. Ihre Eltern, die aus Bengalen stammen,
sind befreundet, sie selbst können wenig miteinander anfangen. Dafür ist der ältere Kaushik viel zu in sich gekehrt. Hema himmelt ihn erfolglos von Ferne an. Fast zwanzig Jahre später begegnen sie sich zufällig in Rom: Kaushik ist ein angesehener Kriegsfotograf, Hema will vor einer Vernunftehe in Kalkutta ein letztes Mal die Freiheit kosten. Heimatlos sind sie beide, weltgewandt und doch getrieben. Eine jähe, wilde Liebe erfasst sie. Aber vielleicht ist es zu spät.
Innerer Klappentext:
«Einmal im Leben» ist ein grandioser, Kontinente umspannender Liebesroman über zwei, die füreinander bestimmt sind, es aber nicht merken. Jhumpa Lahiri, die bekannte US-Bestsellerautorin und Pulitzer-Preis-Trägerin, entfaltet mit suggestiver, feinfühliger Prosa eine ganze Welt voll schicksalhafter Dramatik.
Rezension:
Die erste Erinnerung, die Hema an Kauschik hat, ist eine Abschiedsparty, als seine Eltern sich dazu entschlossen, Amerika zu verlassen und zurück in ihre Heimat Indien zu gehen. Jahre später kommt die Familie zurück und wohnt vorübergehend bei Hemas Familie, die Umstände und Hintergründe für die Rückkehr werden erst später erläutert. Hema muss für Kauschik, der zu dem Zeitpunkt sechzehn Jahre alt ist, ihr Zimmer zur Verfügung stellen, worüber sie natürlich nicht glücklich ist. Als sie ihn dann jedoch am Essenstisch sieht, verliebt sie sich nahezu augenblicklich in diesen Jungen. Sie bleibt zurückhaltend, schwärmt aus der Ferne für ihn und liegt Nacht für Nacht im elterlichen Schlafzimmer auf einem Klappbett, nur eine dünne Wand zwischen sich und Kauschik.
Als Kauschiks Familie ein eigenes Haus gefunden hat und auszieht, verliert sich nach und nach der Kontakt der befreundeten Familien. Zwanzig Jahre später begegnen sich die beiden, die all die Jahre immer aneinander gedacht zu haben scheinen, zufällig in Rom wieder. Beide mitten im Leben und einen Namen wert, erkennen sie sich auf den ersten Blick wieder. Es entbrennt eine stürmische Leidenschaft, doch immer haben beide im Hinterkopf, dass Hema demnächst heiraten und Kauschik nach Hongkong gehen wird. Erst am letzten Abend fasst sich Kauschik ein Herz und bittet Hema darum, den Mann, dem sie versprochen ist, nicht zu ehelichen. Für beide würde eine ernsthafte Beziehung bedeuten, für den jeweils anderen das eigene Leben aufzugeben oder zumindest stark einzuschränken – Hemas Antwort soll hier jedoch nicht verraten werden.
Doch das Buch erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern bietet auch Einblicke in die verschiedenen Kulturen der Welt. Das unabhängige Amerika, das vielseitige Italien und das traditionsbewusste Indien kommen hier zusammen und bilden den Grundstock für einen mitreißenden Roman, der Grenzen überschreitet.
Und es geht um Trauer, um die Verarbeitung des Verlustes geliebter, nahestehender Menschen und das Weiterleben nach diesem schmerzhaften Verlust. Verschiedene Wege werden aufgezeigt und die Autorin spielt so wunderbar mit den Emotionen, dass man manche Passagen wieder und wieder lesen muss, um darin versinken zu können.
Aus verschiedenen Perspektiven erzählt Jhumpa Lahiri die Geschichte zweier Menschen, die sich bereits im Kindesalter kennen und lieben lernen, sich dessen aber nicht bewusst sind und erst in letzter Sekunde bewusst zu werden scheinen. Im Stil von Erinnerungssequenzen erzählen Hema und Kauschik abwechselnd, wie sie den jeweils anderen wahrgenommen haben, ein Kapitel wird von einem Außenstehenden erzählt, was der gefühlten Nähe zu den Charakteren jedoch keinen Abbruch tut. Als Leser scheint man direkt eingebunden zu sein, durch die leichte und lockere, gleichzeitig aber auch tiefgehende Sprache Lahiris findet man sofort Zugang zur Geschichte.
Sprachgewaltig, aber ohne große Ausschmückungen auskommend, weil die Geschichte sich selbst genügt, schafft Jhumpa Lahiri mit ihrer Schlichtheit einen Roman, in dem es um viele Themen geht. Dass auf dem Titelbild „Eine Liebesgeschichte“ steht, ist nur eine Facette des dünnen Büchleins, das trotzdem jeden Cent wert ist. Als wahrscheinlich eines der besten Bücher, die im Jahr 2010 veröffentlicht wurden/werden, ist Einmal im Leben definitiv kein Staubfänger, der im Regal versauern wird.
Fazit:
Einmal in Leben erzählt ohne großes Drumherum von einer Liebe, wie sie jeder Mensch einmal im Leben erleben sollte. Mit der richtigen Tiefe an den passenden Stellen, ohne übertriebenes Ausschmücken, in einer ruhigen und verständlichen Sprache überzeugt Jhumpa Lahiri auf ganzer Linie. Ein kurzweiliges und empfehlenswertes Vergnügen!
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