ErdbeerSchorsch (Joachim Seidel)
Piper Taschenbuch, 1. Auflage März 2012
Taschenbuch, 224 Seiten
€ 8,99 [D], € 9,30 [A], sFr 13,90
ISBN: 978-3-492-27246-9
Genre: Belletristik
Klappentext:
Ein Mann muss tun, was ein Mann nun einmal tun muss.
Alles paletti, sollte man meinen: zwei Kinder, gemeinsame Wohnung und eine liebende Frau, Ada. Anton Hornig muss jetzt nur noch den Sack zumachen – und Ada heiraten. Ihre Antwort fällt allerdings genauso überraschend aus wie das, was Anton einmal für seine Zukunft gehalten hat.
Zwischen Ikea, Sylt und Musterhaussiedlung entscheidet sich Anton Hornigs Schicksal – einfallsreich, gefühlvoll und alles andere als bierernst.
Rezension:
Knapp vier Jahre nach dem großen Revival der Punkband „Remo Smash“ und ein paar anderen kleinen Zwischenfällen ist Anton „HimbeerToni“ Hornig entgegen aller Pläne nun doch in einem spießbürgerlichen Leben angekommen. Die Zwillinge Max und Anniki feiern demnächst ihren dritten Geburtstag, Freundin Ada plant schon den Hauskauf in einer Wohnsiedlung, ein Familienurlaub auf Sylt steht an. Anton ist trotz Arbeitslosigkeit völlig ausgelastet, denn Ada hält ihn mit ihren Wünschen und Forderungen ziemlich auf Trab. Zu seinem Glück fehlt nur noch eins: Ein Ring an Adas Finger, das materielle Symbol ihrer Liebe. Doch die Antwort auf die Frage „Willst Du mich heiraten?“ fällt anders aus, als Anton erwartet, und bringt seine heile Welt dem Einsturz nahe. Dazu droht seinem Kumpel Radu die Ausweisung, sein Wohnhaus soll bald verkauft werden und die Dönerbude seines Vertrauens wird ebenfalls in den nächsten Tagen geschlossen werden. Kurzum: Alles scheint zusammen zu brechen, doch Anton wäre nicht Anton, wenn er nicht die Ruhe bewahren und seinen Kopf einschalten würde, um für alles einen mehr oder weniger guten Schlachtplan zu entwickeln.
Zwei Jahre mussten ungeduldige Leser auf die Fortsetzung des vielversprechenden Debüts von Joachim Seidel warten. Doch von der erfrischenden Eigenheit HimbeerTonis hat der Nachfolger leider nicht viel mitbekommen. Zwar können die Charaktere – ganz neu dabei: Antons Gewissen – auch in Erdbeerschorsch hier und da überzeugen und den Leser mit ihren amüsanten Einwürfen unterhalten, doch im Großen und Ganzen hat die Clique um Anton Hornig bis auf sehr wenige (neue) Ausnahmen ihren Glanz verloren. Am meisten auf Unverständnis stößt hierbei Ada, denn Anton trägt sie und die Kinder, wenn auch auf weitestgehend ziemlich trottelige Weise, buchstäblich auf Händen, und sie hat nichts Besseres zu tun, als ihn dauerhaft zu piesacken und von oben herab zu behandeln. Dass Ada den dominanten Part in der Beziehung hat, wurde schon im Debütroman deutlich, doch ihr Umgang mit Anton und dessen Freunden ist im zweiten Teil eine ganze Ecke unsympathischer. Bei aller Liebe, wer – ob Mann oder Frau – lässt in einer gleichberechtigten Beziehung derart mit sich umgehen, ohne irgendwann den Glauben an sich selbst zu verlieren?
Neben dem herablassenden Verhalten von Ada kann der Autor in ErdbeerSchorsch nicht viel bieten, was dem Leser im Kopf bleibt. Der vielleicht nicht unbedingt beste, jedoch durchaus unterhaltsame Humor, der im Debüt überzeugen konnte, hat hier eher den fahlen Geschmack von erzwungener Unterhaltung. Hier und da blitzt noch etwas vom Zauber durch, doch ingesamt fällt das Urteil ziemlich vernichtend aus. Und da auch nicht viel vom Hamburger Charme, der den Leser in HimbeerToni sehr für sich vereinnahmt hat, in die Fortsetzung gefunden hat, bleibt eine mit jeder gelesenen Seite wachsende Enttäuschung zurück. Die Vorfreude auf diesen Nachfolger zahlte sich leider nicht aus – trotzdem stehen die Chancen nicht so schlecht, dass weitere Titel des Autors zur Hand genommen und begutachtet werden, denn Anton Hornig hat weiterhin Potential für gute Unterhaltung.
Fazit:
ErdbeerSchorsch bleibt leider weit hinter seinem Vorgänger zurück. Während die Story vom HimbeerToni mit stilvollem Humor aufwarten konnte, wirkt der Nachfolger eher wie erzwungen und fährt mit noch hanebücheren Geschichten, die leider nicht mehr als unterhaltsam angesehen werden können. Lieber Joachim Seidel, das nächste Mal bitte keine übergezogen und zwanghaft „lustige“ Fortsetzung mit eingestaubten Charakteren, sondern etwas Frisches mit dem gleichen besonderen Etwas!
Wertung:
Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5
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