Erwacht (Jessica Shirvington)
Klappentext:
An Violet Edens 17. Geburtstag gerät ihre Welt aus den Fugen. Sie erhält einen Brief ihrer verstorbenen Mutter und erfährt: Sie ist eine Grigori, ein Wächter-Engel – genau wie der unglaublich attraktive, nur leider so unnahbare Lincoln, für den sie schwärmt. Mit siebzehn erwachen ihre Fähigkeiten und rufen gefährliche Gegner auf den Plan. Nun muss sie sich entscheiden, ob sie ihre Gabe annimmt in einer Welt, in der Engel des Lichts und Engel der Finsternis einen schrecklichen Kampf führen …
Romantisch. Dramatisch. Atemberaubend.
Rezension:
Violet ist ein normales Mädchen mit normalen Alltagsproblemchen. Ihr Vater arbeitet viel und ist kaum Zuhause, ihre Mutter starb bei ihrer Geburt. So hat Vi viel Zeit für ihre beste Freundin und das Training mit Lincoln, in den sie schon lange heimlich verliebt ist, der jedoch nichts von ihren Gefühlen zu ahnen scheint. Zu Violets siebzehnten Geburtstag bestellt ihr Vater sie in sein Büro, wo er ihr ein geheimnisvoll wirkendes Holzkästchen und einen versiegelten Brief überreicht – das Erbe ihrer Mutter, die lange vor ihrem Tod wusste, was mit dem siebzehnten Lebensjahr auf ihre Tochter zukommen würde. Denn Violet trägt wie ihre Mutter das Blut der Grigori in sich und ist dazu bestimmt, die gefallenen Engel des Lichts und der Finsternis auf den richtigen Weg und schließlich zurück ins Himmelreich zu bringen. Doch diese Neuigkeit soll nicht die einzige bleiben, mit der die Teenagerin ab diesem Tag klarkommen muss – denn noch mehr Geheimnisse kommen ans Licht und ziehen Violet immer tiefer zwischen die Fronten, ob sie nun will oder nicht. Und Lincoln wird nicht der Einzige bleiben, der sie auf diese ganz bestimmte Art anzieht …
Ein junges Mädchen, das seine wahre Bestimmung erfährt, in einen Krieg hineingezogen wird und zwischen zwei Männern steht – der Stoff, aus dem die Jugendliteratur der Dark Fantasy ist. Und tatsächlich scheint auf den ersten Blick auch Erwacht zu den typischen Klischee-Geschichten zu gehören, doch der Leser wird mit fortschreitender Seitenanzahl eines Besseren belehrt. Wirklich innovativ ist Violets Geschichte dabei zwar nicht, doch irgendwie hat dieses Buch etwas, das man bei anderen Romanzen dieser Art noch nicht entdeckt hat. Was genau, kann hier leider nicht in Worte gefasst werden, schließlich soll der Leser sich ja selbst ein Bild vom vorliegenden Roman machen. Für Freunde der paranormalen Literatur ist der Auftakt der Trilogie um die Wächter-Engel eine wahre Fundgrube und gerade Jugendliche dürften sich hervorragend unterhalten wissen. Der Zielgruppe entsprechend ausgerichtet ist die Sprache leicht zu lesen und leicht zu verstehen, sodass es für Erwachsene so manches Mal eventuell an Spannung fehlen könnte.
Dass es hier und da ein wenig holpert, ist gar nicht schlimm und kann durchaus als Debüt-krankheit abgetan werden. Zwar gibt sich Violet viel zu schnell mit ihrem neuen Leben zufrieden – jedem anderen hätte diese Entdeckung wahrscheinlich mehr Angst gemacht – , doch sie schafft es erstaunlich gut, mit der ganzen Wächter-Engel-Situation umzugehen. Ihre Freundschaft zu Lincoln wird hier auf eine harte Probe gestellt und mehr als einmal sieht es stark danach aus, als wäre sie zum Scheitern verurteilt. Jessica Shirvington versteht es hier sehr gut, den emotionalen Zwiespalt von Violett darzustellen, wobei nicht immer dieser andere Junge – Phoenix – für diese Verwirrtheit verantwortlich ist. Vieles liegt auch in der Vergangenheit begraben und kommt nur langsam ans Licht. Violet muss ihr Erbe als Grigori offiziell anerkennen und dies bedeutet einen einsamen und anstrengenden Weg, der Gefahren birgt und sie vor neue Herausforderungen stellt. Am Ende der anschaulich beschriebenen Reise, die einen der besten Teile des Romans darstellt, warten jedoch schon neue Aufgaben auf sie und sie muss schnellstens herausfinden, wem sie vertrauen kann. Die verschiedenen Charaktere, die insgesamt zum Einsatz kommen, dürfen sich im Folgeband hoffentlich auf längeres Mitspielen freuen, sehr gerne auch mit mehr Ecken und Kanten, denn mitunter sind die Protagonisten doch sehr glatt anzusehen.
Das Debüt von Jessica Shirvington hat noch einige Macken, die es in den Folgebänden glatt zu bügeln gilt. Trotzdem versprechen die Grundidee und der erste Band der voraussichtlichen Trilogie um die Wächter-Engel zumindest zeitweise gute Unterhaltung und einen spannenden Zeitvertreib. Verlockt steht schon jetzt auf der Leseliste für das kommende Jahr.
Fazit:
Ein anschauliches Debüt und ein Trilogie-Auftakt, der sich trotz kleiner Schwächen durchaus sehen lassen kann – Erwacht liefert Einblicke und einen guten Einstieg in das Leben und die Geschichte von Violet und den anderen Grigori. Der Fortsetzung Verlockt wird nun sehnsüchtig entgegen geblickt, um hoffentlich den Erwartungen des angefütterten Lesers gerecht zu werden.
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