Fida (Stefanie Maucher)
Klappentext:
Nach einem Besuch in der Stadtbücherei wurde Laura zum letzten Mal gesehen.
Was geschah mit ihr?
Wie gehen ihre Eltern mit dem Verschwinden des einzigen Kindes um?
Das erzählt Stefanie Maucher in ihrem neuen Thriller FIDA.
Was würden Sie tun, wenn Ihr Kind einfach verschwindet? Wenn Sie nicht wissen, ob es noch am Leben oder schon tot ist? Würde Ihre Familie näher zusammenwachsen oder unter der Last auseinanderbrechen? Wann würden Sie die Hoffnung aufgeben? Und wie weit würden Sie gehen, wenn Sie den Täter finden?
Rezension:
Die 13jährige Laura kommt nach einem Besuch in der Stadtbibliothek nicht nach Hause. Da sie sonst ein sehr zuverlässiges Mädchen ist, macht ihre Mutter sich sofort Sorgen und kontaktiert die Polizei. Recht schnell wird ein Tatverdächtiger festgenagelt, doch von Laura fehlt weiterhin jede Spur. Noch ein Jahr später hat Tatjana, Lauras Mutter, die Suche nicht aufgegeben und geht jede Woche die gleiche Strecke, um überall Suchplakate aufzuhängen. Sie ist fest davon überzeugt, dass ihr kleines Mädchen noch am Leben ist und eines Tages zu ihr zurückkehren wird. Doch während sie weiterhin an dieser Hoffnung festhält, kann ihr Mann Jochen diese Hoffnung nicht mehr teilen. Er möchte mit dieser schlimmen Erfahrung am liebsten abschließen und versuchen, wieder im Leben und im Alltag anzukommen. Darunter leidet die Ehe von Lauras Eltern sehr, aber Tatjana ist noch nicht bereit loszulassen. Und dann macht sie auf einem ihrer inzwischen zu ihrem Alltag gehörenden Spaziergänge eine Entdeckung, die alle schmerzenden Erinnerungswunden wieder aufreißt – und die ihre Hoffnung neu entfacht.
Kindesentführung, verzweifelte Eltern, eine durch den Verlust zum Scheitern verurteilte Ehe, ein sadistischer Täter, ratlose Polizisten mit gebundenen Händen – all das sind keine neuen, sondern bereits in zahlreichen Thrillern verarbeitete Themen. Was macht Fida also zu einer Leseempfehlung und zu einem Muss für Thriller-Liebhaber? Diese Frage muss man sich stellen, bevor man zum Roman von Stefanie Maucher greift. Doch schon nach den ersten Seiten wird schnell klar, dass die Autorin sich hier zwar bereits vielseitig zerkauten Ideen bedient – was bleibt ihr in dem Genre auch anderes übrig? – und dadurch nur wenig Spielraum in der Gestaltung hat, aber genau den richtigen Mittelweg zwischen Bekanntem und Gewagtem gefunden hat. Denn in Fida spielt die Ermittlungsarbeit der Polizei nur eine kleine Nebenrolle, den Großteil der Geschichte bestreitet die Mutter des entführten Mädchen ganz allein. Obwohl zu Beginn noch sehr schwammig gestaltet, bekommt Tatjana im Laufe der Story immer mehr Kontur und wird für den Leser greifbar. Ähnlich verhält es sich auch mit Laura und dem Entführer – den Namen kann man an dieser Stelle nicht nennen, ohne damit einen groben Spoiler zu platzieren. Beide Charaktere und auch weitere Nebendarsteller finden erst mit fortschreitender Seitenzahl auf die eine oder andere Weise einen Zugang zum Leser, der aber auch zu jeder Zeit abspringen kann. Denn wirklich eng ist das Band, das hier geknüpft wird, leider nicht. Dafür bleiben die meisten Charaktere leider zu oberflächlich und blass.
Fida wird aus zweierlei Sicht erzählt. Auf der einen Seite erlebt der Leser die Geschichte vom Zeitpunkt kurz vor Lauras Entführung noch mal mit, aus der anderen Perspektive begibt er sich ein Jahr später gemeinsam mit Tatjana auf Spurensuche. Diese Zeitsprünge sind manchmal etwas verwirrend, obwohl Stefanie Maucher ganz vorbildlich immer eine Datumsangabe über ihre Kapitel geschrieben hat. Erst während des Lesens findet der Leser in den Rhythmus, obwohl die Geschichte von Anfang an zu fesseln versteht. Dass es nicht unblutig und auch nicht ohne Gewalt und unappetitliche Szenen vonstattengehen kann, sollte dem Leser jedoch beim Griff zum Buch bewusst sein – hier wird ganz sicher keine seichte Story erzählt. Stefanie Maucher beschreibt schonungslos, aber nicht zu detailliert das Horrorszenario, das Laura durchleben muss. Dabei ist die Sprache eher abgeklärt und auch ein wenig kalt, was jedoch gut zum Inhalt passt. Auch wenn das Lektorat bzw. Korrektorat an mancher Stelle ein wenig geschlampt hat und manche Szenen zu gewollt wirken, kann Fida auch den sprachpeniblen Leser erreichen und unterhalten.
Gerade Eltern könnten mit der Geschichte ihre Probleme haben. Auf jeden Fall macht die Autorin aber eines deutlich: Nichts und niemand ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Gefahr kann an jeder Ecke lauern, sogar an den Orten, die man für sicher hält. Ein leichter Druck im Magen bleibt nach der letzten Seite zurück, auch wenn während des Lesens selbst die heftigsten Szenen kaum eine Wirkung zeigen konnten. Hartgesottenen und Pychothriller-Viellesern bietet Stefanie Maucher vielleicht nicht genug Action, denn ja, es gibt weitaus heftigere Bücher in den Läden zu erstehen. Und doch wirkt Fida lange nach und ist in jedem Fall einen genaueren Blick wert.
Fazit:
Stefanie Maucher befasst sich in ihren Geschichten gerne mit harten Themen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Auch in Fida wird der Leser wieder mit einer Story konfrontiert, die nicht für zarte Gemüter geeignet ist. Freunde von erschreckenden Themen in schonungsloser Umsetzung, die auch mal ein wenig Blut und Gewalt vertragen können, finden hier durchaus gute Unterhaltung. Trotz einiger Schwachpunkte kann dieser spezielle Psychothriller für spannende Stunden sorgen und schon nach wenigen Seiten, vor allem aber nach Beendigung des Lesens seine Wirkung entfalten.
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