Gegen das Sommerlicht (Melissa Marr)
Klappentext:
Von klein auf kann Ash Elfen sehen, menschengroß, unheimlich, manchmal zudringlich – von klein auf hält sie diese Gabe aber geheim. Einer der Elfen, Keenan, beginnt ihr zu folgen, wohin auch immer sie geht. Wann immer er in Ashs Nähe ist, spürt sie Sommerlicht auf der Haut und riecht den Duft wilder Blumen. Doch da ist auch dieses Gefühl von Bedrohung. Ash und ihr Vertrauter Seth entdecken eine Welt voller seltsamer Regeln und Gefahren, und bald erkennt Ash, dass nicht nur ihre Zukunft mit Seth auf dem Spiel steht …
Rezension:
Ein Blick nach draußen und die Welt ist voller Elfen. Der Weg zum Supermarkt um die Ecke, in die Schule, zu einer Freundin – nirgends ist Ashlyn allein, denn seit ihrer Geburt kann sie Elfen sehen. Und das findet sie gar nicht klasse, vielmehr hat sie Angst vor diesen unheimlichen Gestalten, die entgegen des allgemeinen Irrglaubens nicht alle süß und hübsch anzuschauen sind.
In einer Sprache, die wahrscheinlich luftig wie ein Sommerwind sein soll, teilweise aber eher unbeholfen und aufgesetzt wirkt, erzählt Melissa Marr von einer anfangs sehr erwachsen wirkenden Jugendlichen, die in der Sehergabe, die schon ihre Mutter und ihre Großmutter besaßen, mehr einen Fluch sieht als ein Geschenk. Von ihrer Großmutter wurde ihr schon als Kind eingetrichtert, dass Elfen schrecklich und böse sind – und tatsächlich gelangt man auch als Leser zu der Ansicht, dass Elfen alles andere als freundliche, geflügelte Wesen sind. Die Menschen können sie nicht sehen und das nutzen sie aus, indem sie ungestört piesacken, Beine stellen und Schlimmeres. Nach dem Lesen denkt man mit einem Grinsen „Jetzt weiß ich, woher die ganzen blauen Flecken kommen, ohne dass ich mich irgendwo gestoßen habe.“ – die Elfen sind Schuld!
Eine innovative Idee, die angenehm umgesetzt wurde, wurde hier mit Sagen und Mythen verbunden. Elfen betreffende Zitate, die als leise Vorabinformationen gesehen werden können, starten jedes Kapitel und passen thematisch genau. Neben den im Klappentext genannten Charakteren gibt es noch zwei weitere, die eine wesentliche Rolle für den Verlauf der Geschichte spielen:
Donia, die das Wintermädchen darstellt, welches sie aus Liebe zu Keenan und dem daraus entstandenen Mut, ein Risiko einzugehen, geworden ist. Ihre Aufgabe ist es, Ashlyn davon abzuhalten, den gleichen Fehler wie einst sie selbst zu machen. Und Beira, die Winterkönigin, Mutter Keenans und Mörderin seines Vaters, dem früheren Sommerkönig, die böse Seele in der Geschichte. So eiskalt, wie ihr Name, ist auch ihre Seele, und niemand kann etwas gegen sie ausrichten.
Natürlich sind da auch einige Nebencharaktere, die man aber nicht weiter beachten muss und auch nicht kann, da sie nicht umfassend dargestellt werden. Hier hat sich die Autorin ein bisschen zu sehr auf ihre Hauptcharaktere konzentriert, deren Darstellung ihr ohne Frage wirklich gut gelungen ist. Die Vergleiche der Monarchen mit der jeweiligen Jahreszeit sind sehr bildhaft und detailreich beschrieben.
Nicht in allen Punkten überzeugen kann auch die Story an sich. Es wird viel dahinberichtet, manche Passagen ziehen sich ewig hin und man möchte das Buch schon weglegen. Die interessanten und spannenden Teile hingegen sind sehr kurz gehalten, vor allem zum Ende hin wird das sehr deutlich. Hier wirkt es so, als würde Melissa Marr um alles in der Welt noch ein bisschen Drama ins Buch bringen, sich aber nicht besonders viel Mühe geben wollen. Gerade der große „Kampf“ am Ende fällt sehr schwach aus und ist nach dem ganzen Aufgebausche der Rivalität eher unspektakulär.
Auch das Happy End wirkt sehr gekünstelt und erzwungen, auch wenn es vom Logischen her am besten zur Story passt. Insgeheim ging man als Leser die ganze Zeit wohl von einem anderen Abschluss aus, sodass man doch überrascht wird.
Da Gegen das Sommerlicht der Start einer bisher dreiteiligen (der dritte Teil erschien kürzlich auf Englisch) Reihe ist, darf man auf die Nachfolger gespannt sein und hoffen, dass die Autorin sich weiterentwickelt und an ihren Schwächen gearbeitet hat.
Fazit:
Gegen das Sommerlicht ist wie ein überraschender Sommerregen – erfrischend warm, für den Moment besonders, leise anhaltend und stürmisch kurzweilig –, ein insgesamt gelungenes Debüt für junge LeserInnen mit einigen Schwächen, das aber wahrscheinlich mit dem nächsten Guss wieder vergessen ist.
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