Gelöscht (Teri Terry)

Gelöscht (Teri Terry)

Klappentext:

Kylas Gedächtnis wurde gelöscht, ihre Persönlichkeit ausradiert, ihre Erinnerungen sind für immer verloren.
Kyla wurde geslated.

Aber die Stimmen aus der Vergangenheit lassen die Sechzehnjährige nicht los – hat sie wirklich unschuldige Kinder bei einem Bombenanschlag getötet? Zählte sie zu einer Gruppe von gefährlichen Terroristen? Und warum steht ein Bild von ihr auf einer geheimen Webseite mit vermissten Kindern?

Kyla wird immer wieder von Flashbacks aus ihrem früheren Leben eingeholt und begreift allmählich, dass ihre wahre Identität ein großes Geheimnis birgt. Gemeinsam mit Ben, einem anderen Slater, in den sie sich verliebt, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit – doch wem kann sie überhaupt noch vertrauen?


Rezension:

Kyla ist sechzehn Jahre alt und wacht in einem sterilen Krankenhauszimmer auf. Sie weiß weder, wer sie ist noch was mit ihr passiert ist – ihre Erinnerungen sind verschwunden. Denn sie wurde geslatet, ein Verfahren, das man bei Unter-17-Jährigen anwendet, um ihnen die besten Möglichkeiten der gesellschaftlichen Rehabilitation zu geben. Doch bei Kyla hat das Slating nicht alle Erinnerungen an ihr vorheriges Leben ausgelöscht, hier und da blitzen immer wieder kleine Sequenzen auf, die sie sich nicht erklären kann und die nicht in ihr neues Leben passen. Beängstigende Alpträume, die sich unheimlich real anfühlen, sind nur ein Teil dieser Erinnerungen, und der Grund, warum sie sehr viel länger als andere Slater im Krankenhaus bleiben musste. Hier wurde rund um die Uhr ihr sogenanntes Levo überprüft, mit dem alle Gefühlsregungen aufgezeichnet werden und das direkt mit ihrem Nervensystem verbunden ist. Sobald der Levo-Wert unter eine bestimmte Zahl fällt – ausgelöst durch Angst oder Wut –, wird Kylas Körper manipuliert, bis hin zur Ohnmacht und im schlimmsten Falle zum Tod. Als sie in einer Slater-Gruppe schließlich Ben kennen lernt, beginnt Kyla mehr und mehr zu verstehen. Sie stellt sich ihren Träumen, ihren Ängsten und ihren Erinnerungen, obwohl sie weiß, dass das nicht nur für sie selbst eine große Gefahr darstellt – denn immer wieder verschwinden Menschen ohne ersichtlichen Grund.

Ein düsteres Cover und ein Klappentext, der sofort Lust macht, das Buch aufzuschlagen und sich in die Geschichte zu stürzen – Gelöscht ist ganz eindeutig ein Blickfang und kann bei der Zielgruppe der Dystopien-Liebhaber allein durch die äußere Aufmachung punkten. Auch inhaltlich bietet der Reihenauftakt alles, was eine grundsolide Dystopie zu bieten haben muss: Eine widerstrebende Protagonistin, einen sie unterstützenden männlichen Gegenpart, eine einschränkende Regierung. Und doch wird dem Leser hier keine klassische dystopische Geschichte angeboten, was auch daran liegt, dass noch nicht alle Punkte wirklich ausgereift sind. So irritiert es den Leser anfänglich, dass Kyla sich – wenn auch nur unterbewusst – an so viele Dinge erinnern kann, die doch eigentlich aus ihrem Gedächtnis gelöscht wurden. Teri Terry ruht sich hier ein wenig zu sehr darauf aus, dass das Unterbewusstsein nie etwas wirklich vergisst, und nimmt dem Leser dadurch auch ein wenig vom Spannungsaufbau, der zu Beginn einer jeden Geschichte schlichtweg notwendig ist. Trotzdem bleibt das Ganze die meiste Zeit recht glaubwürdig und kann den Leser in großen Teilen überzeugen.

Ähnlich ist es auch bei der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren. Für den Leser ist klar, dass sie zueinander finden sollen und müssen, um der Story ein wenig mehr Feuer zu verschaffen, und es kommt auch zu der einen oder anderen romantischen Szene – doch leider schafft die Autorin es nicht, die Gefühle auf eine ansprechende Weise zu transportieren. Alles bleibt ein wenig oberflächlich und auch der große Showdown, mit dem man eigentlich rechnen würde, fällt ziemlich klein aus. Im Grunde ist er kaum vorhanden, sodass der wohl angedachte Cliffhanger zwar durchaus zieht, aber mit Sicherheit nicht die Auswirkung hat, die man sich vom Ende eines ersten Bandes erwarten würde. Der Leser hat trotzdem Lust, sich der Fortsetzung anzunehmen, und legt dabei seine Hoffnung vor allem auf das hohe vorhandene Potential und die enormen Weiterentwicklungsmöglichkeiten von Charakteren, Story und Tiefe. Wenn Teri Terry es schafft, ihr Hauptaugenmerk auf die Vergangenheit Kylas ein wenig zurückzuschrauben und sich stattdessen mit allen anderen Punkten ihrer Geschichte ein wenig mehr zu befassen, hat Zersplittert als zweiter Band sehr gute Chancen, auch skeptische Leser auf Kylas Seite zu ziehen und sie vollends zu überzeugen.


Fazit:

Eine Menge Potential versteckt sich hinter der Grundidee von Gelöscht und konnte in Ansätzen auch schon sehr gut umgesetzt werden. Noch ist nicht alles wirklich rund und ausgewogen, doch Teri Terry ist auf einem guten Weg und kann genügend Spannung erzeugen, um den Leser mit sehr viel Vorfreude auf die baldige Fortsetzung Zersplittert und Hoffnung auf ausgereiftere Charaktere und noch mehr Lesetempo zurücklässt. Ein vielversprechender Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht!



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eine Kommentar
  1. Das Buch subt bei mir auch noch rum. Aber ich brauchte jetzt auch mal eine kurze Dystopie-Pause. Vielleicht nehme ich es mir demnächst mal vor. Deine Rezi klingt jedenfalls schon mal vielversprechend.

    LG Michaela

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