Glückliche Menschen küssen auch im Regen (Agnés Martin-Lugand)
Klappentext:
Was bleibt, wenn man alles verliert, was man je geliebt hat?
Seitdem ihr Mann Colin und ihre Tochter Clara bei einem Unfall starben, lebt Diane zurückgezogen. Der Einzige, den sie in ihre Wohnung lässt, ist ihr Freund Félix, mit dem sie bis vor einem Jahr ein Literaturcafé betrieben hat. Eines Tages jedoch beschließt sie Hals über Kopf, Paris zu verlassen und nach Irland zu ziehen, was ursprünglich einmal Colins Traum war. Ihr Ziel heißt: Mulranny. In dem kleinen Dorf am Meer hofft sie ein neues Leben aufbauen zu können – an einem Ort, an dem Claras Lachen nie erklang. Sie hätte aber nie erwartet, dass es ausgerechnet im regnerischsten Kaff der Welt jemanden gibt, der wieder Licht in ihr Leben bringt …
Rezension:
Diane ist tief in Depressionen gefangen, seitdem ihr Mann und ihre Tochter bei einem Unfall starben. Sie hat sich zurückgezogen und spricht eigentlich mit niemandem mehr außer ihrem besten Freund, mit dem sie gemeinsam ein Literaturcafé betreibt. Doch das Café läuft immer schlechter, da Diane sich nicht aufraffen kann, ihre Höhle zu verlassen. Bis sie eines Tages beschließt, aus diesem ganzen Trott auszubrechen und einen Lebenstraum ihres verstorbenen Mannes in die Tat umzusetzen. Denn Colin hat immer davon geträumt, eines Tages nach Irland zu ziehen. Und so macht sich Diane auf den Weg nach Mulranny, einem kleinen Dorf direkt an der Küste Irlands, und erhofft sich davon, ihre Trauer weitestgehend hinter sich lassen und dort ein neues Leben anfangen zu können. Leider trifft sie im Ort nicht nur auf freundliche Gesichter, sondern hat ausgerechnet den miesepetrigsten und unausstehlichsten Kerl aller Zeiten als direkten Nachbarn. Kann sie ihr Ziel trotzdem umsetzen und wieder Freude am Leben finden?
Die Grundthematik in Glückliche Menschen küssen auch im Regen ist sicherlich keine neue, sodass man kaum mit Überraschungen rechnen sollte. Vieles scheint vorhersehbar zu sein, auch wenn man deutlich merkt, dass Agnés Martin-Lugand sich redlich Mühe bei der Gestaltung ihrer Geschichte gegeben hat. Trotzdem bleibt alles weitestgehend stereotyp. Allerdings versteht die Autorin es sehr gut, besonders am Anfang sehr eindringlich darzustellen, was Trauer in Menschen auslösen kann und wie diese Menschen auf ihr Umfeld wirken. Anschaulich beschreibt sie die eingefahrene Situation von Diane, die sich nicht selbst aus ihren Depressionen befreien kann und eigentlich auf die Hilfe ihrer Familie und Freunde angewiesen ist. Ebenso anschaulich dargestellt wird aber auch die Hilflosigkeit des privaten Umfeldes im Umgang mit depressiven Menschen. Die Charaktere sind authentisch und man kann als Leser beide Seiten recht gut nachempfinden. Ebenfalls wunderbar gestaltet sind die Landschaftsdarstellungen von Irland – fast kann man beim Lesen selbst den stürmischen Wind ins Gesicht peitschen und an den Klamotten zerren fühlen. Diese Stimmung kommt besonders gut rüber, wenn man selbst an einem stürmischen Winterabend auf der Couch sitzt und Lust auf kurzweilige Unterhaltung hat.
Denn genau diese bietet Glückliche Menschen küssen auch im Regen, trotz des an sich eher schwierigen und heiklen Themas. Schlussendlich bleibt dieser Roman aber genau das, was er ist – Unterhaltungsliteratur. Man darf sich hier keinen Ratgeber für Depression oder Trauerbewältigung erwarten, auch wenn so mancher Punkt sicherlich hilfreich ist. Und am Ende erwartet einen dann doch noch mal eine Überraschung – eine, die der Autorin durchaus die Möglichkeit gibt, im Zweifelsfall eine Fortsetzung zu schreiben. Oder dem Leser einfach den entsprechenden Spielraum zu lassen, selbst ein „richtiges“ Ende zu finden. Da sich die Autorin seit dem großen Erfolgs ihres Debüts in Frankreich ausschließlich aufs Schreiben konzentriert, darf man sicherlich schon bald mit weiteren Werken aus ihrer Feder rechnen. Vielleicht schafft sie es, kleine Anfängerfehler dann auszumerzen und außerdem ein paar frische Ideen in ihre Geschichte zu bringen.
Fazit:
Glückliche Menschen küssen auch im Regen ist eine nicht ganz einfache, aber doch schöne Geschichte, mit der man sich gerne an einem regnerischen Sonntag auf die Couch verzieht. Agnés Martin-Lugand schafft es mit ihrem Debütroman, den Leser auf eine besondere Weise gefangen zu nehmen und durch das komplette Buch zu tragen, ihn zum Schmunzeln, Weinen und zum Nachdenken zu bringen. Hin und wieder zeigen die Charaktere zwar unschöne Eigenschaften, doch genau das macht diesen Roman so authentisch. Eine vielseitige Empfehlung für stürmische Abende bei Kerzenlicht und einem Gläschen Wein!
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