Höllische Weihnachten (Hrsg. Alisha Bionda)

Höllische Weihnachten (Hrsg. Alisha Bionda)

Klappentext:

Eine maliziöse Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt, seltsame Ereignisse in einem Schlossinternat oder das düstere Geheimnis des Tänzers einer Männer-Strip-Show …

… Arcana Moon, Ascan von Bargen, Tanya Carpenter, David Grashoff, Linda Koeberl, Sabine Ludwigs, Lothar Nietsch, Klaus-Peter Walter und Arthur Gordon Wolf zeigen auf unterschiedliche Weise, wie höllisch Weihnachten sein kann!


Rezension:

Nicht jeder verbindet mit Weihnachten nur Christbaumschmuck und Zimtsterne.
Nicht für jeden gibt es nur Schwarz oder Weiß.
Die Grauszene ist es oftmals, die die Abgründe und Neigungen, die vielen Nuancen des Lebens, des Liebens und der Lust ausmacht.
(Aus dem Vorwort der Herausgeberin, Seite 7)

Nach Schattenversuchungen bringt Alisha Bionda mit Höllische Weihnachten den zweiten Band ihrer düster-phantastischen Erotikreihe Ars Amoris auf den Markt. Wie bereits im ersten Band wurden die einzelnen Geschichten auch hier wieder mit Kurzinfos zum jeweiligen Autor sowie einem passenden Bild von Crossvalley Smith ausgestattet.
Im Anschluss an die letzte Geschichte findet man neben Informationen zur Herausgeberin und zum Grafiker auch weitere Buchvorstellungen aus dem Programm des Sieben Verlags.

Angst (David Grashoff):
Ein Mann mittleren Alters hat seit dem Tod seines Vaters höllische Angst vor der Sterblichkeit. An Heiligabend lernt er nach dem üblichen Familienzusammensein eine junge Frau kennen und nimmt sie mit in seine Wohnung. Die Liebesszene selbst ist nur knapp gehalten, was allerdings sehr angenehm ist, denn es geht um das Danach, das ziemlich überraschend ist. Ein Jahr später hat der Mann mit einer anderen, neuen Angst zu kämpfen …

Teufel an der Wand (Tanya Carpenter):
Die frisch geschiedene Charlotte lernt auf dem Weihnachtsmarkt einen gutaussehenden jungen Mann kennen, den eine düstere und geheimnisvolle Aura umgibt. Gegen jede Vernunft nimmt sie ihn mit zu sich nach Hause und vertraut ihm ganz persönliche Dinge an, nicht ahnend, welches Unglück sie dadurch in Gang setzt. Ein bisschen unwirklich und nicht nachvollziehbar sind die Folgen schon, insgesamt liegt hier jedoch eine schaurig-schöne Erotik-Story vor, die mit der richtigen Mischung aus Sex, Crime und Phantasie aufwartet.

Im Bann des Mondes (Linda Koeberl):
Zur Abwechslung gibt es hier mal keine Vampire, sondern einen reizvollen Werwolf, der bei einer Motorradtour „infiziert“ wurde und nun auf seine Jugendliebe trifft. Wundervoll verpackt wird hier die Tatsache, dass die sexuelle Lust oft ein animalischer Trieb ist und zu welchen Folgen es kommen kann, wenn die Kontrolle verloren geht. Atmosphärisch gesehen gehört diese Geschichte zu den besten der Anthologie.

Harlowe (Klaus-Peter Walter):
Mit dieser sehr weit hergeholten Story konnte die Rezensentin leider gar nichts anfangen. Der Leser findet sich in einem Berlin der Zukunft wieder, im Büro eines ziemlich durchgeknallten Privatdetektivs. Dieser wird mit der Suche eines kleinen Mädchens beauftragt, die ihn in eine Art Parallelwelt führt. Bis auf einige Erwähnungen von Nachtclubs und Freudenhäusern hat diese Geschichte nichts vorzuweisen, was mit Erotik zu tun hat. Und auch die Weihnachtsstimmung wird nur durch einen Weihnachtsbaum zum Ausdruck gebracht, sodass nur schwer nachvollziehbar ist, warum man diese Story in der Sammlung vorfindet.

Höllische Weihnachten – Das Strafgericht des Hauses Sundheim (Ascan von Bargen):
Die Titelgeschichte der Anthologie wartet mit düsterer Atmosphäre, spannender Story und einigen Schmunzelmomenten auf. Ein ehemaliger Soldat sucht Ruhe und Zuflucht vor den Erinnerungen in seinem Kopf und hofft, diese im Internat Sundheim zu finden. Doch mit dieser Hoffnung ist er hier genauso fehl am Platz wie der Osterhase unter einem Weihnachtsbaum. Zu Recht stellt dieses Meisterwerk der Verflechtung verschiedener Komponenten den Namensgeber der Sammlung dar.

Die vergessene Göttin (Lothar Nietsch):
Dass Götter in Vergessenheit geraten, ist keine Seltenheit. Lothar Nietsch widmet seine Geschichte der Liebesgöttin und gibt ihr so die Möglichkeit, an den vergessenden Menschen Rache zu üben. Natürlich auf die einzige Art und Weise, die einer Liebesgöttin zusteht, und natürlich immer an einem ganz besonderen Datum … junge Männer, die am Nikolausabend noch nichts vorhaben, sollten anonymen Einladungen dringend aus dem Weg gehen, wenn sie nicht wie unser Protagonist enden wollen. Andererseits übt die Vorstellung, von einer Göttin geliebt zu werden, schon einen großen Reiz aus …

Santa Baby (Sabine Ludwigs):
Sabine Ludwigs packt die Phantasien der weiblichen Leserschaft zusammen, bindet eine rot-weiße Schleife um das Päckchen und das Ergebnis ist ein geheimnisvoller Stripper, der anders ist als die anderen. Trotz der Warnung einer alten Frau geht die Protagonistin das Risiko ein und betritt einen Nachtclub, der ihr bisher nie aufgefallen ist. Und die Show, die ihr geboten wird, macht definitiv Lust auf mehr. Viel mehr.

Das Zeichen der Venus (Arcana Moon):
Wunderschöner alter Schmuck, eine Großmutter mit einem düsteren Geheimnis und eine Frau, die sich gegen ihren dominanten und unaufmerksamen Mann durchsetzt – was auf den ersten Blick wie eine typische Frauengeschichte klingt, wird auch männliche Leser überzeugen. Und zwar nicht nur davon, dass sie ihre Frauen besser behandeln und mehr achten sollten.

Der Fluch der Dearg-Due (Arthur Gordon Wolf):
Eine pikante Mischung aus Thriller und Erotikroman mit bekannten Elementen aus beiden Genres und vielen neuen Gesichtspunkten bietet die Abschlussgeschichte der Anthologie. Zwar sind einige Dinge nicht ganz logisch, aber der Spaßfaktor ist beim Lesen so hoch, dass man gerne über kleine Schwächen hinweg sieht. Ein Highlight der Sammlung!

In jede Geschichte wurde geschickt das Thema „Weihnachten“ eingebaut, ohne dass es aufdringlich wirkt oder dass die Anthologie dadurch ein klassisches Weihnachtsbuch wird. Die Storys würden auch ohne weihnachtlichen Hintergrund wunderbar funktionieren. Durch die verschiedenen Autoren bekommt der Leser eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Sprachstile, wodurch die Geschichten leider auch in der Qualität variieren.
Auch die Grafiken können dieses Mal nicht durchgängig mitreißen, denn während die ersten Geschichten durch eindeutigere und härtere Bilder als aus Schattenversuchungen gewohnt eingeläutet werden, sind die Grafiken der späteren Storys eher langweilig. Qualitativ lässt sich hieran nichts aussetzen, lediglich die Motive stimmen teilweise nicht passend auf die nachfolgenden Worte ein.


Fazit:

Höllische Weihnachten ist eine gelungene Sammlung erotischer Leckerbissen, in die die Weihnachtsstimmung eingebunden wurde, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Durch passende Grafiken und kleine Autoreninfos ist auch der zweite Band der Ars Amoris-Reihe ein Hingucker in jedem Regal.


Bionda, Alisha (Hrsg.): Schattenversuchungen


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