Ich bin der Sturm (Michaela Kastel)
Klappentext:
Die Hölle, es gibt sie.
Madonna ist eine Namenlose, ein Geist. Ihre Zelle trägt die Nummer 13. Ohne jede Hoffnung muss sie Nacht für Nacht Unvorstellbares über sich ergehen lassen. Doch Madonna ist zäh. Und geduldig. Als ihr endlich die Flucht gelingt, begibt sie sich auf eine gnadenlose Odyssee, mit nur einem Ziel vor Augen: Rache. Überall jedoch lauert Gefahr, denn ihre Peiniger sind ihr bereits auf den Fersen. Irgendwann gibt es für sie nur noch eine Frage: Soll sie weiter fliehen oder sich ihren Dämonen stellen?
Das hier ist die Hölle.
Rezension:
Seit langer Zeit kennt Madonna fast nur die vier Wände ihrer Zelle, die sie lediglich zum Duschen verlassen darf, sofern sie fit genug zum Laufen ist. Ansonsten vergehen die Stunden mal zähflüssig und mal blitzschnell. Die Eintönigkeit wird nur von nächtlichen Besuchern unterbrochen, die viel Geld für Madonnas Dienste zahlen – denn Madonna ist gefügig, willenlos, schreit selten und wehrt sich nicht. Jede Nacht endet mit schlimmen Verletzungen, doch sie ist stark und hält durch. Im Hintergrund plant sie ihre Flucht, die ihr mit Hilfe eines besonderen Besuchers schließlich gelingt. Auf der Suche nach Antworten und Rache begibt sie sich auf den Weg zum Ursprung, stößt dabei auf einige Hindernisse und hat ihre Widersacher die ganze Zeit im Rücken, ist ihnen aber auch immer einen kleinen Schritt voraus. Doch die Schlinge um Madonnas Hals zieht sich immer enger zu und schließlich steht sie vor der Entscheidung, ob sie für den Rest ihres Lebens auf der Flucht sein oder es ein für alle Mal beenden möchte.
Der Titel ist Programm – Ich bin der Sturm packt den Leser auf der ersten Seite und reißt ihn mit in einen wahren Wirbelsturm, der alles durcheinanderwirft. Einfache Kost ist nicht Michaela Kastels Ding, und sie beweist auch in ihrem neuen Thriller einmal mehr, dass schwierige Themen ihr umso mehr liegen. Sehr schnell breitet sich eine besondere, düstere und beklemmende Atmosphäre aus, die den Leser komplett einnimmt. In rasantem Tempo, aber trotzdem mit sehr viel Fingerspitzengefühl erzählt Madonna ihre Geschichte und nimmt den Leser mit in die Vergangenheit. Jede einzelne Station hat ihre ergreifenden Eigenheiten und mehr als nur einmal hinterlässt die Lektüre einen dicken Kloß im Hals. Madonna ist ein sehr starker Charakter, trotz oder gerade wegen all ihrer Erfahrungen und Erlebnisse, und die Personen, die sie auf ihrem Weg begleiten, stehen ihr in Nichts nach. Nicht immer scheinen die Entscheidungen wirklich nachvollziehbar, doch Michaela Kastel schafft es, Verständnis für jedes Detail zu wecken.
Wie schon seine Vorgänger, glänzt auch Ich bin der Sturm durch einen rasanten Sprachstil, der fesselt und das Buch zu einem echten Pageturner macht. Teilweise ist der Thriller sehr grausam und Kastel nimmt kein Blatt vor den Mund, um die Grausamkeiten, welchen ihre Charaktere ausgesetzt sind, authentisch zu beschreiben. Gerade diese ungeschönte Sprache, diese lebensnahe Darstellung von allem Schlechten auf der Welt, verleiht Madonnas Reise das gewisse Etwas, das einen typischen Kastel-Thriller ausmacht. Obwohl Ich bin der Sturm quasi ein Schnellschuss ist – die Rohfassung wurde in nur zwölf Tagen geschrieben – und die Lektüre mit einer deutlichen Warnung empfohlen werden sollte, kommt man als Genre-Fan und auch neuer Leser der Autorin kaum an diesem Thriller vorbei. Hallt lange nach und macht schon jetzt große Lust auf das nächste Buch.
Fazit:
Die in zwölf Tagen geschriebene Rohfassung merkt man Ich bin der Sturm vor allem an einem an: Michaela Kastels neuer Thriller ist rasant, mitreißend, abgründig, brutal und lässt dem Leser kaum eine Atempause. Thematisch definitiv mit Vorsicht zu genießen, aber in jedem Fall eine unbedingte Leseempfehlung für Genre-Fans und Kastel-Neueinsteiger.
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2 Kommentare
Huhu!
Da ich das Buch nun beendet habe und die Gesprächs-Rezension fertig in den Entwürfen wartet, komm ich nun endlich vorbei!
Und was soll ich da noch viel schreiben, denn ich stimme dir absolut zu! Mich hat die Geschichte innerhalb der ersten Sätze gepackt und bis zum Ende nicht losgelassen! Diese Metaphern sind so gelungen, auch wenn sie mir im späteren Verlauf fehlen. Das befürchtete unstimmige Ende kam nicht und Michaela begeisterte mich genau damit. Düsternis in Worten, für mich ihr bislang bestes Buch neben „So dunkel der Wald“ und „Worüber wir schweigen“.
Unsere rezension geht Samstag online und ich habe dich mal bereits frech verlinkt.
Mukkelige Grüße!
Hallo,
sehr gelungene Besprechung und ja: Einfache Themen liegen der Autorin nicht, aber sie schreibt großartig und kann mich immer wieder begeistern.
Es ist einfach unglaublich, wie sie die Geschichten umsetzt.
C‘est la fucking vie habe ich mir gekauft aber noch nicht gelesen. Da bin ich auch sehr gespannt drauf.
Viele Grüße
Anja
PS: Ich war so dreist und habe Deine Rezension verlinkt als zusätzliche Meinung.