Ich schreib dir morgen wieder (Cecelia Ahern)

Ich schreib dir morgen wieder (Cecelia Ahern)

Klappentext:

Heute fängt deine Zukunft an …

Tamara hat immer nur im Hier und Jetzt gelebt – und nie einen Gedanken an morgen verschwendet. Bis sie ein Tagebuch findet, in dem ihre Zukunft schon aufgezeichnet ist …

Eine verzaubernde Geschichte darüber, wie das Morgen unsere Gegenwart verändern kann – der neue wunderbare Roman der jungen irischen Weltbestsellerautorin.

Innerer Klappentext:

Nach dem Selbstmord ihres Vaters muss die junge Tamara aus ihrem Dubliner Glamour-Leben zu einfachen Verwandten aufs Land ziehen. Ihre Mutter ist vor Trauer über den Tod ihres Mannes kaum ansprechbar, und fernab ihrer Freunde fühlt sich Tamara völlig alleingelassen. Das einzig Interessante an dem abgelegenen Ort, an dem sie jetzt leben muss, scheint die ausgebrannte Ruine des alten Kilsaney-Schlosses. Doch dann entdeckt Tamara ein geheimnisvolles Buch: ein Tagebuch, in dem ihr eigenes Leben aufgeschrieben ist – und zwar immer schon der nächste Tag! Es führt Tamara zu den verborgenen Geheimnissen ihrer Familie und hilft ihr, den Weg zu Liebe und Zukunft zu finden.

 


Rezension:

Ich glaube, die meisten Menschen gehen in einen Buchladen und haben keine Ahnung, was sie eigentlich kaufen wollen. Aber die Bücher stehen in den Regalen und bringen die Menschen fast wie durch Zauberkraft dazu, sie in die Hand zu nehmen. Die richtige Person für das richtige Buch. Es ist, als wüssten die Bücher schon, in welches Leben sie eingreifen müssen, wo sie etwas bewirken, wie sie eine Lektion erteilen und genau im richtigen Moment ein Lächeln auf ein Gesicht zaubern können.
(Seite 360)

Tamara ist sechzehn und Einzelkind reicher Eltern, wohlbehütet aufgewachsen in einem Acht-Millionen-Dollar-Haus mit Blick auf den Strand, verwöhnt durch unangemessene Geschenke und Wochenendreisen, charakterlich schwach und sich darüber im Klaren, angepasst an das, was andere in ihr sehen wollen – bis auf ihre Eltern, zu denen sie ein eher gespanntes Verhältnis hat. Verqueres Denken macht das Glamour-Mädchen aus, manche Gedanken kann der Leser auch nach mehrmaligem Erfassen und längerem Grübeln nicht nachvollziehen, und trotzdem ist alles passend und in sich stimmig.
Am Abend, bevor ihr Vater sich umbringt, hat Tamara einen heftigen Streit mit ihm. Klar, dass sie sich wegen all der gesagten Dinge Vorwürfe macht und die Zeit gern an diesen Abend zurückdrehen möchte. Über diesen Verlust und Schmerz kann sie zeitweise auch ihre Wut vergessen, dass ihr Dad nie mit ihr oder ihrer Mutter über die finanziellen Probleme gesprochen hatte, in denen er sich offensichtlich befand – nach seinem Tod wurde der restlichen Familie alles genommen, was sich irgendwie zu Geld machen ließ, um die Schulden zu tilgen, die George Goodwin hinterlassen hatte. Vorbei ist das Glamour-Leben, es geht aufs Land – was für Tamara als Horrortrip anfängt, wird eine Reise zu einem neuen Ich, einem neuen Denken und einem anderen, aber nicht unbedingt schlechteren Leben.

Nach Zeit deines Lebens blickte man dem neuen Roman von der irischen Jungautorin ein wenig skeptisch entgegen: Würde sie wieder ein Wagnis eingehen oder findet sie zu ihren schriftstellerischen (und erfolgreichen) Wurzeln zurück? Nun, man kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass Cecelia Ahern der Griff in die goldene Mitte prima gelungen ist. Sowohl nachdenklich machende Aspekte als auch romantische Details lassen Ich schreib dir morgen wieder zu einem kurzweilig-unterhalsamen Roman werden, der sich gut in die Reihe der Vorgänger zu platzieren versteht. Zusammen mit den einfließenden phantastischen Elementen, bei denen man nicht zu hundert Prozent sagen kann (und möchte), dass sie nicht möglich wären, wird der an sich nicht besonders anspruchsvolle Plot zu einem zauberhaften Märchen für junge Erwachsene. Die Atmosphäre des Kilsaney-Schlosses wird so bildhaft eingefangen und wiedergegeben, dass man sich fast wünscht, an Tamaras Stelle auf den Stufen der verfallenen Mauern zu sitzen, das Gesicht in die Sonne zu halten und das geheimnisvolle Buch, das sich erst später als ein Tagebuch herausstellt, genauer ins Auge zu fassen.

Der Titel des Buches verwirrt ein wenig, denn das Tagebuch selbst bzw. Auszüge daraus finden nur wenig Platz auf den knapp 370 Seiten. Vielmehr Augenmerk wurde auf die Entwicklung Tamaras gelegt, die Ahern in einer passenden Sprache schildert und authentisch gestaltet. Letztendlich erzählt Tamara, aus deren Sicht das komplette Buch geschrieben ist, mehr von dem Tagebuch als dass der Leser wirklich darin liest – was man irgendwie erwartet und worüber man in diesem Punkt überrascht ist. Dass kein richtiger Plot erkennbar ist, manche Dinge zusammengewürfelt erscheinen und sich die Ereignisse, die man sehr gut über die gesamte Breite hätte verteilen können, in den letzten Kapiteln überschlagen, tut der Unterhaltung keinen Abbruch. Ahern versteht es einmal mehr, den Leser auf eine lockere Art zu unterhalten und trotzdem eine „geheime“ Botschaft zu vermitteln.

Wenn man genau hinliest und die nachhallenden Gedanken zulässt, wird man feststellen, dass Ich schreib dir morgen wieder vieles ist – unter anderem eine wunderschöne Liebeserklärung an Bücher, aber auch ein Aufruf dazu, sich selbst, seine Umwelt und sein eigenes Wirken auf selbige mehr wahrzunehmen und zu überdenken.

 


Fazit:

Im gewohnten Outfit (wenn auch mit etwas Rosa) präsentiert sich Aherns neuester Roman wieder von einer besseren Seite – tiefgründig, unterhaltsam, kurzweilig, mit einer Prise Philosophie und erneut kleinen phantastischen Elementen findet Ich schreib dir morgen wieder seinen Platz zwischen seinen blauen Vorgängern und die Autorin ihren Weg zurück zum Altbewährten.




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