Ich sehe dich (Janet Clark)

Ich sehe dich (Janet Clark)

Klappentext:

Nur der Tod wird dich erlösen

Sie müssen sterben. Einer nach dem anderen. Die Opfer sind Männer, die ihre Frauen terrorisiert und gequält haben. Als Saras Schwester unter Mordverdacht gerät, beginnt ein erbarmungsloser Wettlauf mit der Zeit. Kann Sara die Unschuld ihrer Schwester beweisen, bevor der Täter seinen teuflischen Plan vollendet? Zu spät bemerkt Sara, dass auch sie längst ins Visier des Mörders geraten ist …

Ein packendes Debüt um Liebe, Hass und Obsessionen


Rezension:

Wieder spürte er den Impuls, hineinzurennen und sie aus dem Raum zu zerren, seine Beute in Sicherheit zu bringen. Seine Beine kribbelten. Seine Hände juckten. Sie waren bereit. Er war bereit.
Nein! So lange hatte er gewartet, jetzt wollte er sie in die Enge treiben, zusehen, wie sie immer panischer wurde, während er die Schlinge um ihren Hals langsam zuzog.

Du hast verloren. Ich sehe dich, egal wo du bist.
Er lächelte. Er wusste genau, was er mit ihr vorhatte.
(Seite 30/31)

München wird von einem grausamen Männermörder heimgesucht, dem auch Saras Schwager zum Opfer fällt. Mit Entsetzen muss Sara feststellen, dass ihre Schwester seit Jahren von Paul geschlagen und misshandelt wird – was widersprüchlich ist, da Tina sich in einer Selbsthilfegruppe für misshandelte Frauen engagiert. Schnell gerät Tina ins Visier der Polizei, und obwohl Sara reichlich mit ihrer eigenen Beziehung zu kämpfen hat, setzt sie natürlich alles daran, um die Unschuld ihrer Schwester zu beweisen. Dabei sucht sie Hilfe in der Frauengruppe um Valeska und ahnt nicht, welche Geheimnisse sie damit ans Tageslicht bringt – und vor allem, wie nah der Mörder ihr selbst schon gekommen ist. Ein Verwirrspiel um Indizienbeweise, falsche Unterstellungen, naheliegende Verdächtigungen und jede Menge ungeahnter Verheimlichungen beginnt und Sara muss sich nicht mehr nur um ihre Schwester sorgen …

Deutsche Spannungsliteratur hat es auf dem Buchmarkt wahrlich nicht leicht, die „großen Brüder“ von Übersee machen es den deutschen Talenten mitunter recht schwer, sich ihnen gegenüber zu behaupten und im Thriller-Genre Fuß zu fassen. Nach einigen sehr erfolgreichen männlichen Autoren stellt nun auch eine Frau erneut unter Beweis, dass spannend nicht unbedingt amerikanisch sein muss. Janet Clark schreibt sich mit ihrem Thriller-Debüt Ich sehe dich direkt in die Herzen der Thriller-Fans und schafft es dabei nicht nur, ein ernstes und immer brandaktuelles Thema auf angemessene Weise zu betrachten, sondern hält durch ein ausgeklügeltes Verwirrspiel auch immer die Spannung aufrecht – bis zum Schluss ist nicht hundertprozentig klar, wer wirklich der Täter ist. Verschiedene Verdächtigungen stellen sich vorübergehend als falsch heraus, nur um wenige Kapitel später doch wieder in den Hinterkopf zu treten und dem Leser immer wieder leise zuzuflüstern, dass man niemanden konkret ausschließen kann. Sicherlich gibt es – wie bei jedem anderen Debütroman auch – hier und da kleine Stolpersteine, doch die Autorin zeigt ein deutliches Talent für Thrill und das Zusammenspiel zwischen Charakteren und Story.

Sprachlich lässt sich Ich sehe dich ohne Probleme in die Gruppe der leicht zu lesenden und dadurch verständlichen Bücher packen. Janet Clark hat einen wunderbaren Sprachstil, der nicht zu kompliziert auf die ganzen Ermittlungsdinge eingeht, sondern dem Leser die wunderbare Möglichkeit gibt, sich mit der Protagonistin auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Trotz der eigenen Probleme mit ihrer Ehe bleibt natürlich auch Platz für eine angedeutete Liebesgeschichte, die jedoch nicht störend oder aufgesetzt wirkt, sondern sich trotz der leichten Vorhersehbarkeit ganz in die Geschichte einfügt. Der Thriller selbst hätte sicherlich auch ohne diese Nebenhandlung funktioniert, doch wo so viel Schrecken verbreitet wird, ist ein kleines Bisschen fürs Herz immer gern gesehen. Eine gute Mischung also, die dem Leser hier geboten wird, und man darf wohl davon ausgehen, dass der vorliegende Roman nicht der letzte gewesen sein wird, den man von Janet Clark in den Händen hielt und sich ins Bücherregal stellen wird.


Fazit:

Ein Debütroman, der auf voller Linie überzeugen kann und Lust auf mehr macht: Mit Janet Clark bekommt die männliche Psychothriller-Fraktion in Deutschland starke Konkurrenz. Ich sehe Dich bespricht ein leider immer wieder aktuelles Thema und hat alles, was ein guter Spannungsroman mitbringen muss. Man darf sich hoffentlich auf noch zahlreiche weitere Romane freuen!




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