Ich werde immer da sein, wo du auch bist (Nina LaCour)
Klappentext:
Seite für Seite Abschied nehmen
Als ihre beste Freundin sich das Leben nimmt, bricht Caitlins Welt auseinander und ihr Herz gleich mit. Warum hat sie das getan? Warum hat sie nichts gesagt? Hätte Caitlin ihr nicht helfen können?
So viele Fragen, die unbeantwortet bleiben. Doch dann macht Caitlin eine Entdeckung und erfährt noch viele Dinge über ihre Freundin. Fast mehr, als sie ertragen kann. Und kann endlich Abschied nehmen.
Ein schonungslos anrührender Roman über das Scheitern am Leben und die Kraft der Freundschaft
Rezension:
Rat- und rastlos bleibt Caitlin zurück, als sich ihre beste Freundin klammheimlich aus dem Leben stiehlt. Unbegreiflich erscheint ihr der letzte Schritt, der für sie in keiner Weise vorherzusehen war – und nun steht sie vor den Scherben ihrer Freundschaft und weiß vor Kummer kaum, wohin mit sich selbst oder ihren Gedanken. Jeder Versuch ihrer Eltern, sie zurück ins aktive Leben zu holen, scheitert – Caitlin kapselt sich ab, unternimmt kaum noch etwas außerhalb der Schule oder den schützenden vier Wänden ihres Zimmers. Und selbst dieses betritt sie nur noch selten, denn am liebsten hält sie sich in ihrem Auto auf, das sie nicht fahren darf, das ihre Eltern ihr jedoch bereits vor einiger Zeit geschenkt hatten. Dieses Auto wird zum Schauplatz zahlreicher Gedankengänge und verständlichen, wenn auch nicht immer nachvollziehbaren Handlungen und Ausbrüchen, denn dies ist ihr Rückzugsort, der besonders wichtig wird, als Caitlin zufällig das Tagebuch von Ingrid unter ihrem eigenen Bett findet.
Ingrids Tagebuch wurde immer als ein Heiligtum angesehen, Ingrid schleppte es überall mit hin, Caitlin warf jedoch nie einen Blick hinein. Dass es jetzt unter ihrem Bett versteckt war, kann nur bedeuten, dass ihre beste Freundin möchte, dass Caitlin es liest. Und das tut sie, Stück für Stück, häppchenweise jeden einzelnen Eintrag, und lernt ihre beste Freundin von anderen, bis dahin ungeahnten Seiten kennen. Erst durch die Tagebucheinträge und dadurch entstehende neue Kontakte bzw. die Vertiefung von bestehenden kann Caitlin die Entscheidung ihrer Freundin mit anderen Augen betrachten und zumindest in Ansätzen verstehen. Mit jedem Eintrag kann Caitlin ein bisschen mehr Abschied nehmen und findet schließlich ihren Weg ins eigene Leben zurück – ohne die Erinnerungen an ihre Freundin zu verlieren.
Nina LaCours Debütroman um Caitlins Trauerphase in all ihren Facetten eröffnet dem Leser eine Welt, die Teil eines jeden Lebens ist. Jeder Mensch hat schon jemanden verloren, der wichtig war und es immer bleiben wird, seien es Familienmitglieder oder, wie in Ich werde immer da sein, wo du auch bist, eben enge Freunde. Sehr behutsam schafft die Autorin eine Atmosphäre, in der sämtliche mit Trauer verbundenen Emotionen Platz finden und man sich als Leser zu jeder Zeit gut aufgehoben fühlt. Es gibt keine übertriebenen Momente oder Aktionen, die Caitlin durchlebt, alles ist unheimlich realistisch dargestellt und wird mit jedem Wort umso verständlicher. Selbst ohne ähnliche bisherige Erfahrungen dürften die Schilderungen schlüssig sein und man sich als Leser gut in Caitlins Gemütszustand hinein versetzen können. Was das Lesen von Zeit zu Zeit schwierig gestaltet, da der Kloß im Hals sich nicht immer runterschlucken lässt und manchmal die Sicht leicht verschwommen wird. Natürlich muss man sich dazu wirklich in die Geschichte fallen lassen und vor allem, wenn man sich die Echtheit des Ganzen vor Augen hält, kommt man an der einen oder anderen Träne nicht vorbei.
Ich werde immer da sein, wo du auch bist geht unter die Haut und berührt das Herz und das Hirn genau an den Stellen, wo es weh tut – ungeachtet der persönlichen Erfahrungen eines jeden Lesers versteht die Autorin es hervorragend, genau die richtigen Worte in die richtige Stimmung zu packen und den Leser einfach mitzureißen. Man leidet mit Caitlin, fiebert mit ihr jedem neuen Eintrag entgegen, stürzt in tiefe Abgründe und steht gemeinsam mit ihr wieder auf und macht weiter. Dieses Buch kann eine Stütze für all jene sein, die in einer solchen oder einer ähnlichen Situation sind, waren oder ganz sicher irgendwann kommen werden. Zum Vorlesen während des Festhaltens, zum Festhalten während des Vorlesenlassens und zum Verstehen von eigener und fremder Trauer.
Fazit:
Ein Jugendroman, der unter die Haut geht. Mit respektvollem Tiefgang und in angemessener Sprache setzt sich Ich werde immer da sein, wo du auch bist mit einem ernsten Thema auseinander, das leider in jedem Alter zum Leben gehört. Nina LaCour versteht es, die Zeit der Trauer und der Verarbeitung in all ihren Phasen nachvollziehbar darzustellen. Zu empfehlen allen Jugendlichen, die sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen haben – ob freiwillig oder unfreiwillig.
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