Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers (Nadine Matheson)
Klappentext:
Der menschliche Körper ist ein wunderbares Puzzle, einzigartig in seiner Präzision und seiner aufeinander abgestimmten Perfektion!
Der Jigsaw Man liebt Puzzles über alles. Doch ein perfektes Puzzle ist nur eines, das in seine Einzelteile zerlegt ist. Nur so kann er die wahre Schönheit erkennen – indem er jedes Teil für sich betrachtet. Hände, Füße, Beine, Arme, Köpfe. Welche Freude! Und wahre Freude muss man teilen, nicht wahr? In der ganzen Stadt …
Wirst du sein nächstes Opfer sein?
Rezension:
London wird von einer Reihe schrecklicher Morde heimgesucht, überall in der Stadt finden sich abgetrennte Leichenteile verschiedener Personen an. Ein grausames Puzzle, das die Ermittler vor eine spannende Herausforderung stellt. Doch DI Henley und ihr Team stoßen schnell auf Indizien, die eigentlich unmöglich sind – denn der für sehr ähnliche Serienmorde verantwortliche Mann sitzt im Hochsicherheitstrakt in Einzelhaft. Aber gibt es Parallelen, die nur der Täter der ersten Mordserie wissen kann, und diesem Mann wieder zu begegnen ist eigentlich das Letzte, was DI Henley tun möchte. Als die Ermittlungen aber ins Stocken geraten und die Hinweise immer eindeutiger auf den Inhaftierten zeigen, bleibt ihr keine andere Wahl, als sich dieser besonderen Aufgabe und den damit verbundenen Erinnerungen zu stellen.
Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers kommt nicht nur mit einer spannenden Grundidee daher, sondern auch in einer passenden Optik. Zwar sind keine Leichenteile auf dem Cover zu sehen, aber das Thema des Puzzelns wurde aufgegriffen und liefert einen echten Blickfang im Regal. Jede Menge gute Voraussetzungen für ein einschlagendes Debüt und großes Potential als Auftakt einer lesenswerten Thriller-Reihe – wenn es nicht ein ebenso großes Aber gäbe. Denn Nadine Matheson bringt als Strafverteidigung zwar jede Menge Wissen über Ermittlungsarbeit und rechtliche Hintergründe mit, schafft es aber trotzdem nicht, das Potential ihres Debüts auszuschöpfen. Während die Grundidee, gemessen an der Seitenzahl, nur wenig Raum bekommt, werden eher irrelevante Details aufgebauscht. Natürlich wirken sich Budgetkürzungen und Personalmangel auf Ermittlungen aus, auch private Anliegen haben einen großen Anteil an der Geschichte. Doch dem Leser fehlen zwischendurch immer wieder Informationen, die nur häppchenweise serviert werden – ähnlich wie die sehr plastisch beschriebenen Leichenteile. Dabei bleiben die Charaktere weitestgehend eher blass und können nur wenige Sympathiepunkte sammeln. Es werden verschiedene, klischeebehaftete Eigenschaften und Eigenarten eingebunden, aber nur oberflächlich behandelt und nehmen trotzdem eine überladene Stellung ein.
Auch dreht sich die Geschichte nicht wirklich um den Jigsaw Man, sondern spielt eigentlich nach seiner Verhaftung und Verurteilung. Es scheint, als hätte Nadine Matheson einen Schritt übersprungen und statt des Auftakts bereits den zweiten Band der in London spielenden Reihe veröffentlicht. Was besonders schade ist, da der Charakter des Killers eine der wenigen mit Substanz gestalteten Personen ist – auf eine verstörende Weise. Die Erlebnisse, die DI Henley mit ihm hatte, werden immer wieder angerissen, doch richtigen Einblick auf diese Geschehnisse erhält der Leser nicht. Es ist fraglich, ob dieser relevante Teil in einem der Folgebände noch einmal ausführlicher aufgegriffen wird. Abgesehen davon verbringt die Autorin viele Seiten damit, die gerichtlichen Hintergründe des damaligen Verfahrens auseinanderzunehmen, die aber im Grunde nur wenig mit der im Buch erzählten Geschichte zu tun hat. Das macht Im Zeichen des Killers teilweise sehr langatmig und verwirrend, obwohl der Schreibstil und die kurzen Kapitel für einen angenehmen Lesefluss sorgen.
Alles in allem ist Jigsaw Man leider eine ziemliche Enttäuschung, denn viel Blut und grausige Beschreibungen machen noch keinen anspruchsvollen und spannenden Thriller aus. Zu viele irrelevante Details, langwierige Beschreibungen, ermüdende Klischees und unsympathische Charaktere verderben den erwarteten Lesespaß und machen einen potentiellen Pageturner zu einem eher frustrierenden Leseerlebnis, das immer wieder für Aufreger sorgt. Erst die letzten knapp 100 Seiten bieten dem Leser genau das, was man sich beim Griff nach Im Zeichen des Killers gewünscht hat. Für die Folgebände sollte sich Nadine Matheson ein etwas anderes Konzept überlegen, um zukünftige Leser in den Bann ihrer grundsätzlich interessanten Ideen zu ziehen und den sehr speziellen Einblick in Ermittlungsarbeiten zu gewähren.
Fazit:
Der Jigsaw Man lässt den Leser sehr zwiegespalten zurück – denn leider steht hier so gut wie gar nichts Im Zeichen des Killers. Vielmehr hat man das Gefühl, mitten in eine bereits fortgeschrittene Reihe zu stolpern und viele relevante Informationen aus den Vorgängern verpasst zu haben. Dass Nadine Matheson sich als Strafverteidigerin im Milieu auskennt, hilft dabei nicht weiter, sondern macht aus dem eigentlichen Thriller eher einen mit sämtlichen Klischees vollkommen überladenen Krimi, in dem kaum ein Charakter glänzen kann. Hier wurde eine große Menge an Potential verschenkt – schade, denn die Grundidee bietet eigentlich einen Garanten für blutige und spannende Unterhaltung.
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