Kissed by an Angel (Elizabeth Chandler)
Loewe Verlag, 1. Auflage Juni 2011
Originaltitel: Kissed by an Angel
Aus dem Amerikanischen von Claudia Max
Klappenbroschur, 256 Seiten
€ 12,00 (D) | € 12,40 (A)
ISBN: 978-3-78557-360-0
Leseprobe
Genre: Jugendfantasy
Klappentext:
Die Liebe hat ihr die Freude am Leben,
das Lachen und das Glück wiedergeschenkt.
Der Tod hat ihr diese Liebe genommen,
hat ihr Tristan genommen,
gerade als ihr gemeinsames Leben so richtig beginnen sollte.
Doch wahre Liebe überwindet alles,
sogar den Tod –
sogar die Pläne eines brutalen Mörders …
Rezension:
Im Alter von vier Jahren hatte Ivy ein traumatisches Erlebnis, seit dem sie Angst vor Wasser hat und geradezu in Panik verfällt, wenn es darum geht, hinein zu springen oder weiter als bis zur Hüfte rein zu gehen. Sie ist fest davon überzeugt, dass ihr damals ein Engel zur Seite stand, und glaubt seitdem ebenfalls voller Überzeugung an die Existenz von Engeln. Ihre Sammlung aus Porzellanengeln umfasst fünfzehn kleine Figuren, die sie wie ihren Augapfel hütet. Nur ihr kleiner Bruder darf sie anfassen. Nach einem Schulwechsel lernt sie – erstmal nur von Ferne – das Schwimmtalent Tristan kennen, der klares Interesse an ihr zeigt und sie schließlich zum Schwimmunterricht überreden kann. Und tatsächlich findet Ivy Gefallen am Schwimmen und auch immer mehr an Tristan – eine zarte Liebesgeschichte entsteht. Doch nach einem romantischen Date kommt es zu einem verheerenden Autounfall, bei dem Tristan stirbt, und plötzlich ist in Ivys Leben nichts mehr, wie es sein sollte. Tristans Tod nimmt ihr nicht nur die Lebensfreude, sondern auch den Glauben an ihre Engel – und das ist so ziemlich das Schlimmste, was beiden passieren kann.
Elizabeth Chandler greift wie viele andere AutorInnen ebenfalls das Trendthema Engel auf und verbindet es mit jugendlichen Charakteren zu einem Konzept, das grundsätzlich einfach klappen muss. Und grundsätzlich tut es das auch, denn Kissed by an Angel liefert als Trilogie-Start durchaus interessante Komponenten, die zwar alle irgendwie schon mal da waren und nicht wirklich innovativ sind, jedoch in ihrem Zusammenspiel durch Frische überzeugen können. Dass die Autorin den Leser dabei im ersten Band noch nicht tief in die Geschichte eintauchen lässt, sondern sich viel mit Geplänkel und Zeitschinderei durch Wiederholungen von Szenen aufhält, wirft allerdings ein negatives Licht auf die netten Grundideen. So wird dem Leser zum Beispiel bereits im Klappentext verraten, dass Tristan ums Leben kommen wird, im Buch selbst kommt man jedoch erst nach der Hälfte tatsächlich auch bei diesem Unfall an – vorher gibt es jede Menge Unsicherheit, Geschwafel und derlei Momente, in denen man beide Protagonisten packen und schütteln möchte, da ihre Zuneigung so offensichtlich ist, dass sie fast schon wieder nervt, weil sie nicht zueinander kommen.
Und während die Story selbst locker vor sich hinplätschert, versuchen die Charaktere mitunter durch ihre schlimmen Lebenserfahrungen trotz des jungen Alters, etwas mehr Tiefgang einzubringen. Was nur bedingt funktioniert, denn all die Schicksale und Zufälle auf einem Haufen sind letzten Endes dann doch ein ganz kleines bisschen zu viel. So hat sich die Mutter des einen Charakters umgebracht, der Vater eines anderen ist gestorben und irgendwie finden ausgerechnet diese beiden Familien zueinander – ehrlich, man kann es auch übertreiben. Die geballte Ladung an Negativität lässt Kissed by an Angel sehr viel düsterer wirken, als die Geschichte letztendlich tatsächlich ist und wohl auch sein soll.
Etwas zwiespältig bleibt der Leser auch auf Grund der optischen Gestaltung des Buches. Passend zum Thema sind auf dem Cover die Schatten von Federn zu erkennen, allerdings stören die beiden unterschiedlichen Schriftarten doch sehr: beide für sich sind schön anzuschauen, sodass sie sich durch das Miteinander eher gegenseitig aus- als den Leser bestechen. Und auch der starre Blick des abgebildeten Gesichtes berührt eher unangenehm – nicht nur weil (Frauen-)Gesichter aktuell offenbar Standard in der Jugendliteratur sind. Ein Lob hingegen muss unbedingt für die Kapitelanfänge und den Aufdruck am längsseitigen Schnitt ausgesprochen werden. Letzteres kommt nur selten vor und ist eine wirklich ansehnliche Idee; man kommt tatsächlich ins Grübeln, in welche Richtung zeigend man das Buch ins Regal stellen soll.
Wirft man einen Blick auf das Gesamtpaket, weist der Trilogie-Start von Elizabeth Chandler noch zahlreiche Schwächen auf, die sich mit dem erkennbaren Potential die Waage halten. Es bleibt also abzuwarten, ob die Charaktere und auch die Geschichte sich in beiden Folgebänden weiterentwickeln können und der Leser doch noch mitgerissen wird.
Fazit:
Der erste Teil der Trilogie um Ivy und Tristan Kissed by an Angel bietet noch nicht besonders viel, um den Leser von sich zu überzeugen. Langes Vorhergeplänkel und das durch den Klappentext vorweg genommene „Geheimnis“ lassen die Geschichte nur langsam anlaufen, aber auch darauf hoffen, dass die beiden Folgebände mehr zu bieten haben. Ein flüssiger Sprachstil macht das Debüt von Elizabeth Chandler zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, von dem zwar nicht unbedingt viel hängen bleibt, das jedoch auch Lust auf die Folgeromane macht.
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5
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