Layers (Ursula Poznanski)
Klappentext:
Seit Dorian von zu Hause abgehauen ist, schlägt er sich auf der Straße durch – und das eigentlich recht gut. Als er jedoch eines Morgens neben einem toten Obdachlosen aufwacht, der offensichtlich ermordet wurde, gerät Dorian in Panik, weil er sich an nichts erinnert: Hat er selbst etwas mit der Tat zu tun?
In dieser Situation bietet ihm ein Fremder unverhofft Hilfe an und Dorian ergreift die Gelegenheit beim Schopf – denn das ist seine Chance, sich vor der Polizei zu verstecken. Der Unbekannte engagiert sich für Jugendliche in Not und bringt Dorian in eine Villa, wo er neue Kleidung, Essen und sogar Schulunterricht erhält.
Doch umsonst ist nichts im Leben, das erfährt Dorian recht schnell. Die Gegenleistung, die von ihm erwartet wird, besteht im Verteilen geheimnisvoller Werbegeschenke – sehr aufwendig versiegelt. Und als Dorian ein solches Geschenk nach einem unerwarteten Zwischenfall behält, wird er von diesem Zeitpunkt an gnadenlos gejagt.
Rezension:
Dorian hat gelernt, dass das Leben auf der Straße kein einfaches ist, doch inzwischen sind seine Abläufe routiniert und er kommt einigermaßen zurecht. Alles ist besser, als sich zu Hause von seinem Alten schikanieren zu lassen, auch wenn er dafür die Nächte in zugigen U-Bahn-Stationen verbringen und auf Beutezüge durch die umliegenden Supermärkte gehen muss. Doch Dorians Alltag als obdachloser Jugendlicher gerät plötzlich total aus dem Gleichgewicht, als er eines Morgens mit schrecklichen Kopfschmerzen aufwacht und neben sich einen anderen Obdachlosen vorfindet. Emil, mit dem er schon mehrfach aneinander geraten war, liegt mit aufgeschlitztem Hals in einer riesigen Blutlache – und Dorian selbst umklammert mit blutigen Händen die offensichtliche Tatwaffe. Dumm nur, dass er sich an rein gar nichts erinnern kann.
Zum Glück findet ihn genau in dieser Situation ein barmherziger Samariter, der ihn mit- und bei sich aufnimmt. Mit einem Mal hat Dorian nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch Klamotten, Verpflegung und Schulbildung. Natürlich funktioniert das nicht ohne Gegenleistung, also findet Dorian sich mit einem Mal auf Botengängen wieder, bei denen er erst wahllos Flyer auf der Straße und später Werbegeschenke verteilen muss. Werbegeschenke, deren Inhalte streng geheim sind und die nur dem jeweiligen Empfänger persönlich ausgehändigt werden dürfen. Irgendwann siegt jedoch seine jugendliche Neugier und er begeht einen Fehler, der sein Leben wieder komplett auf den Kopf stellt. Ehe Dorian sich versieht, ist er wieder auf der Flucht – und weiß eigentlich gar nicht so genau, wer ihn verfolgt.
Thematisch immer nah am aktuellen Weltgeschehen – so kennt und liebt man Ursula Poznanski. Mit Layers begibt sich die österreichische Bestseller-Autorin einmal mehr an den Puls der Zeit. Eine durchaus spannende Grundidee, die jede Menge Potential mitbringt und ein aufregendes Lesevergnügen verspricht. Eben genau das, worauf man sich bei Poznanskis Thrillern immer freuen kann. Und doch kann der sechste Jugend-Thriller den Leser nur bedingt unterhalten. Nach einem flüssigen Auftakt verliert sich die Geschichte leider recht schnell in einigen Längen, während der sich mit vielen Beschreibungen aufgehalten wird. Ein durchgängiger Spannungsbogen, wie man ihn sonst gewohnt ist, ist nicht wirklich vorhanden, an manchen Stellen dümpelt das Geschehen seicht vor sich hin und es fällt mehr als nur einmal erstaunlich schwer, als Leser am Ball bleiben zu wollen. Auch bedingt durch die recht schablonenhafte Gestaltung der Charaktere, zu denen man keinen richtigen Zugang findet, lässt man sich nur zu gerne von der Geschichte ablenken und überfliegt zwischendurch auch gerne mal ein paar Seiten, ohne die Sätze wirklich aufzunehmen. Vielleicht gehen dadurch kleine Besonderheiten verloren, die sich zwischen den teilweise ausschweifenden Umgebungsbeschreibungen und Gedankenwelten von Dorian verstecken.
Dabei gibt es durchaus auch immer wieder Momente, in denen Ursula Poznanski wieder zeigt, warum sie im Jugend-Thriller-Genre so erfolgreich ist und gern gelesen wird. Die Idee der mehrdimensionalen Blickschichten zum Beispiel ist eine solche Besonderheit, bei der dem Leser das Herz aufgeht und wo mitunter vor Spannung auch gerne mal die Luft angehalten wird. Im Gesamtbild reicht dies aber nicht aus, um aus dem vorhandenen Potential wieder einen echten Pageturner zu machen. Irgendwas fehlt Layers, sodass man zwar größtenteils kurzweilige Lesestunden verbringt, am Ende jedoch nicht so viel hängen bleibt. Was nichts daran ändert, dass man auch dem nächsten Buch von ihr entgegenfiebert und ganz bestimmt genauso begeistert danach greifen wird, wenn es so weit ist.
Fazit:
Ursula Poznanski hat ein Händchen dafür, sich mit ihren Thrillern – egal, ob für Jugendliche oder für Erwachsene – immer genau am Puls der Zeit zu bewegen. Auch in Layers greift sie wieder ein aktuelles Thema auf und schickt den Leser gemeinsam mit ihrem Protagonisten auf ein rasantes Abenteuer. Leider gibt es dieses Mal einige Schwachstellen in Sachen Spannungsbogen und auch bei der Charakterzeichnung, wodurch die Geschichte teilweise etwas zäh wird, was wiederum das Lesevergnügen insgesamt ein wenig schmälert. Trotzdem bleibt Frau Poznanski eine Koryphäe auf ihrem Gebiet und wird auch weiterhin immer eine Empfehlung wert sein.
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5 Kommentare
Hi Jessica
Ich selbst gab layers auch nur drei Sterne.
An die ersten Jugendbücher kommt sie irgendwie nicht mehr heran, was ich schade finde.
Lieben Gruß an dich
Nicole
Guten Morgen,
vielleicht spare ich mir dieses Buch dann lieber. Erebos und auch die Eleria-Trilogie habe ich verschlungen, aber mit Saeculum konnte mich die Autorin so gar nicht begeistern. Fünf fand ich super, Blinde Vögel konnte mich nicht fesseln. Irgendwie ist Ursula Poznanski für mich immer eine gewisste Überraschung, ob ich das Buch mag, oder nicht. Schwierig, zu entscheiden, ob man das nächste Buch dann kauft.
LG
Yvonne
Hallo :),
ich muss dir in allen Punkten zustimmen und ich habe es als sehr zäh empfunden und nur mit 3 Sternen bewertet. Dieses Herumgondeln in der Stadt fand ich total langweilig und mir ist viel zu wenig passiert. Dafür hat mich das neue Buch „Elanus“ voll und ganz überzeugt.
Schönen Abend!
Liebe Grüße,
Nicole
Hallo,
also mich konnte dieses Buch nicht überzeugen und auch das neue Buch Elanus war nicht so meins.Ich weiß nicht, ob ich es nun noch einmal mit einen älteren Buch probiere oder nicht. Es schwärmen ja so viele von der Autorin.
#Litnetzwerk
LG
die Yvi
http://www.yviswelt.de
Moin Yvi,
ja, mit „Layers“ und „Elanus“ habe ich auch nicht wirklich viel anfangen können. Aber ich mag zum Beispiel ihre Jugenddystopie-Trilogie sehr gerne und ihre Erwachsenen-Thriller (erscheinen bei Rowohlt) finde ich auch großartig. Da kommt hoffentlich bald das nächste Buch, das hat sie zumindest gerade fertig geschrieben.
Liebe Grüße,
Jess