Magisterium – Der Weg ins Labyrinth (Holly Black / Cassandra Clare)
Klappentext:
Callum Hunt hasste Magie – er hasste einfach alles an ihr
Geschlagen mit einem lahmen Bein und einer scharfen Zunge ist der zwölfjährige Callum nicht gerade der beliebteste Junge auf dem Planeten. Doch das ist erst mal sein geringstes Problem. Denn just in diesem Moment befindet er sich auf dem Weg ins Magisterium. Der unterirdischen Schule für Zauberei. Ein dunkler und geheimnisvoller Ort. Dort soll er bei Master Rufus, dem mächtigsten Magier der Schule, in die Lehre gehen. Doch alles, was Call über ihn und das Magisterium weiß, lässt ihn befürchten, das erste Schuljahr nicht lebend zu überstehen …
Rezension:
Callum Hunt hatte einen wahrlich holprigen Start ins Leben – neben der von seiner gerade ermordeten Mutter ins Eis geritzten Botschaft „Tötet das Kind!“ wird das Baby nach einem Angriff durch erstmal Unbekannte in einer versteckten Höhle inmitten eines Gebirges gefunden. Sein Vater beschließt daraufhin, auch aus Sicherheitsgründen, der Magie so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, und erzieht seinen Sohn in genau diesem Stil. So gibt sich Call bei der Pflicht-Eignungsprüfung zur Aufnahme ins Magisterium redliche Mühe, diese auf ganzer Linie zu vermasseln. Als sozial bisher eher schwacher Mensch, der zudem ein verkrüppeltes Bein hat, sollten die Chancen auf ein Versagen in diesem Punkt eigentlich nicht schlecht stehen – doch weit gefehlt. Callum weckt das Interesse des Meisters Rufus und findet sich unversehens auf dem Weg in die Magieschule wieder. Begeisterung sieht definitiv anders aus und so zeigt Call auch sehr deutlich, was er von seiner Anwesenheitspflicht im Magisterium hält. Erstaunlicherweise findet er allerdings recht schnell andere Schüler, die ihn ziemlich gut leiden können, und baut sogar Freundschaften auf. Diese Verbindungen helfen ihm, den mal langweiligen, mal anstrengenden, zwischendurch aber sogar auch spannenden Alltag durchzustehen. Aber natürlich wäre alles viel zu einfach, würden nicht doch einige Hürden auf die Schülerschaft warten – wie zum Beispiel der uralte Kampf zwischen den Magiern der hellen Elemente und denen des dunklen Elements, der auch am Magisterium nicht spurlos vorbeizieht und Call und seine Freunde früher direkt betrifft, als sie zu Beginn ihrer Ausbildung ahnen können.
Jugend-Fantasy, die an einer Zauberschule spielt – klar, dass hier sofort sämtliche Alarmglocken in den Köpfen der Anhänger des berühmtesten Zauberlehrlings der Welt schrillen und schnell „Abklatsch“-Rufe laut werden. Umso cleverer ist es, wenn genau auf diesen Zug aufgesprungen und der junge Protagonist der Magisterium-Reihe direkt als der neue Harry Potter angekündigt wird. Inwiefern tatsächlich Parallelen auftauchen und wie weitreichend diese sind, darüber dürfen sich gerne die Potterheads und ihre „Gegner“ streiten, denn wenn man weder Bücher noch Filme kennt, freut man sich einfach auf eine spannende, gut vermarktete Geschichte. Wobei natürlich auch die Namen des Autorinnenduos allein schon Grund genug für viele Fans sind, trotz aller Skepsis zum Auftaktband Der Weg ins Labyrinth zu greifen. Holly Black und Cassandra Clare schaffen eine ganz eigene Atmosphäre, die im Großen und Ganzen vor allem düster anmutet, was aufgrund des Schauplatzes – nämlich dem weitreichenden Höhlensystem der Schule – nicht weiter verwunderlich ist. Doch die Bilder, die dem Leser hier vermittelt werden, vermitteln zwischendurch auch immer mal wieder kleine Lichtblicke, da in den Katakomben durchaus auch schöne Ecken existieren. Dadurch bleibt das Magisterium zwar weitestgehend unterirdisch, wirkt aber nicht immer so. Natürlich spielen manche Szenen auch über der Erdoberfläche, doch der Großteil der Geschichte findet tatsächlich unterirdisch statt. Was dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch tut.
Man merkt schnell, dass die Charaktere den beiden Autorinnen sehr am Herzen liegen. Allen voran kann vor allem Callum als Hauptprotagonist sofort überzeugen und den Leser auf seine Seite ziehen. Als bisheriger Außenseiter behauptet er sich ziemlich gut in seinem Leben und lässt sich nicht unterkriegen. Sein vorlautes Mundwerk entlockt dem Leser oft ein kleines Schmunzeln, gerade wenn er sich mit Mitschülern oder gar Lehrern anlegt und ihnen die Stirn bietet. Das macht Call einfach rundherum sympathisch, sodass man früh warm mit ihm wird und auf sein weiteres Abenteuer gespannt ist. Doch auch die anderen Charaktere haben ihre wunderbaren und liebeswerten Seiten, selbst mit den „Bösewichten“ kann man sich recht gut anfreunden. Dass Der Weg ins Labyrinth noch nicht ganz klassisch mit Gut und Böse auffährt, übt dabei einen ganz besonderen Reiz aus. Erst in den letzten Kapiteln wird einiges in die richtigen Bahnen gelenkt und das Ende birgt ein wirklich überraschendes Feuerwerk, welches den Leser ein wenig verwirrt, vor allem aber neugierig zurück lässt. Und so darf man sich schon jetzt auf den zweiten Band Der kupferne Handschuh freuen, der pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2015 den Buchmarkt erobern wird. Wenn die Qualität der Geschichte und der Aufmachung im Verlauf des kompletten Fünfteilers aufrechterhalten werden kann, darf sich ein Harry Potter vielleicht auf ernstzunehmende Konkurrent freuen.
Fazit:
Callum, der Hauptcharakter im Magisterium, wurde vielerorts als der neue Harry Potter angekündigt. Und vielleicht sind tatsächlich gewisse Parallelen zu erkennen – doch Holly Black und Cassandra Clare schaffen eine ganz eigene Atmosphäre, sodass bereits der Auftaktband Der Weg ins Labyrinth beweist, dass diese Quintologie ihre ganz eigene Leserschaft anziehen und begeistern wird. Insgesamt eher düster macht die Geschichte neugierig und vor allem das große, überraschende Finale lässt sehnsüchtig die Hände nach dem zweiten Teil Der kupferne Handschuh (ET Oktober 2015) ausstrecken.
Zurück zu:
Die Achse meiner Welt (Dani Atkins) Weiter mit:
Bayou Heat – Raphael & Parish (Alexandra Ivy / Laura Wright)
2 Kommentare
Deine Rezension macht Lust auf mehr :-) Gut, dass das Buch bei mir schon ganz weit oben auf der Wunschliste steht :-D
Liebe Grüße :-)
Hey,
schön, dass du das genauso siehst wie ich. Gerade das Ende beweist für mich, dass es keine Nachmache ist. Die Ähnlichkeiten sind da, klar, aber man kann es auch übertreibe . Finde ich. Mir sind die Rezis irgendwann total auf die Nerven gegangen, weil nicht das Buch an sich rezensiert wurde, sondern es waren nur Vergleiche mit Harry Potter.
Naja, dann haben sie eben Pech gehabt :) Ich freu mich auch schon auf den zweiten Teil :)
Lg Kerstin