Meridian – Flüsternde Seelen (Amber Kizer)
PAN, 1. Auflage Dezember 2011
Originaltitel: Wildcat Fireflies
Flexcover, 432 Seiten
EUR (D) 14,99 | EUR 15,50 (A)
ISBN 978-3-426-28365-3
Leseprobe
Genre: Fantasy
Klappentext:
Es ist wunderschön, eine Seele zu retten – und gefährlich!
Das Mädchen Meridian schwebt in größter Gefahr: Als Fenestra ist es ihre Aufgabe, den Seelen der Verstorbenen den Weg in dem Himmel zu weisen – doch sie hat dunkle Gegenspieler, die dies verhindern wollen. Auf der Flucht vor den Aternocti gelangt Meridian in eine friedlich wirkende Kleinstadt, in der sie die Gegenwart einer anderen Fenestra spürt. Kann sie diese finden, bevor die Aternocti es tun?
Rezension:
Nach dem Tod ihrer Tante Merry und ihres Widersachers Perimo ist Meridian gemeinsam mit ihrem Wächter und der Liebe ihres Lebens Tens sozusagen auf der Flucht – und auf der Suche nach weiteren ihrer Art. Sie suchen ganz bewusst die Nähe von Gegenden, in denen Menschen sterben – wie zum Beispiel Krankenhäuser und Hospize -, um Meridian immer wieder die Chance zu geben, ihre Funktion als „Fenster“ zu trainieren und auszubauen. In einer Kleinstadt stoßen sie auf freundliche (und lebende) Seelen, die sie nicht nur herzlich empfangen und aufnehmen, sondern ihnen auch noch Unterschlupf und Arbeit anbieten. Meridian und Tens ist dieses Angebot sehr willkommen, denn in der Umgebung nimmt Meridian deutliche Schwingungen einer zweiten Fenestra wahr.
Juliet steht kurz vor ihrem sechzehnten Geburtstag und ist somit das älteste Kind in einem Heim, in dem die Direktorin mit strenger Hand herrscht. Das junge Mädchen tut ihr Bestes, um die jüngeren Kinder vor Strafen zu schützen, und versucht gleichzeitig, ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Eine Besonderheit ist, dass sie beim Tod der alten Menschen, die zum Sterben ins Heim gebracht werden, den Geschmack von deren Lieblingsspeisen auf der Zunge hat – und, obwohl sie noch nie etwas von den Gerichten gehört hat, sämtliche Rezepte inklusive Geheimzutaten kennt.
Was es jedoch mit dem alten Kinderheim, das gleichzeitig auch als Hospiz genutzt zu werden scheint, tatsächlich auf sich hat, in welchem Zusammenhang all das steht und welche Rolle die netten Menschen, die Meridian und Tens so wohlgesonnen gegenübertreten, in der weiteren Geschichte spielen sollen, das sind zwei Punkte, werden die drei erst noch heraus finden müssen.
Nach über zwei Jahren Wartezeit dürfen sich die überzeugten Leser von Meridian – Dunkle Umarmung freuen, denn endlich war pünktlich zur Weihnachtszeit der zweite Band der bisher als vierteilig geplanten Reihe um die Fenestra und ihre Widersacher, die Aternocti, in den deutschen Buchläden zu finden. Und diese zwei Jahre machen sich beim Lesen auch bemerkbar, denn auch wenn die zeitliche Nähe zu den Geschehnissen aus dem ersten Band gegeben ist, dauert einen Moment, bis man wieder voll in der Geschichte steckt. Ist dies jedoch dann tatsächlich der Fall, fühlt man sich sofort wieder mittendrin – und das auf mehrfache Weise, denn die Story wird dieses Mal nicht nur aus zwei Perspektiven, deren Fäden erst nach und nach zusammengeführt werden, und damit auch in einem sehr gut passenden Hell-Dunkel-Gemisch erzählt, sondern auch die Charaktere sind der Autorin wieder hervorragend authentisch und sympathisch gelungen.
Meridian macht sich nachvollziehbare Gedanken um ihre wachsende Beziehung zu Tens, Tens macht sich vor allem Sorgen um Meridian – typische Teenager-Empfindungen werden hier realitätsnah eingebunden und bringen dem Leser die Protagonisten so näher. Aber auch die neuen Charaktere fügen sich wunderbar ins Bild ein, schaffen neue Perspektiven und Möglichkeiten und ergänzen die Besetzung durch liebenswerte Feinheiten und Hintergrundgeschichten. Vor allem Juliet beeindruckt durch ihre Stärke, sich allen Aufgaben und Strafen zu stellen, die sich die Heimleiterin einfallen lässt, um zu schikanieren. Beispielhaft für ein mutiges Mädchen und einen starken Charakter, der wie geschaffen zu sein scheint für die Aufgabe einer Fenestra.
Besonders der Perspektivenwechsel bietet dem Leser hier Abwechslung, denn während sich Meridians Leben langsam in Richtung Sonnenseite des Lebens zu bewegen scheint, wird aus Juliets Sicht vor allem die dunkle Seite des Daseins geschildert. Hierdurch wird eine dichte Atmosphäre geschaffen, die zwar be-, jedoch niemals erdrückend wird, da in genau den richtigen Momenten ein Kapitelende aufzeigt, dass es doch auch anders geht. Und auch wenn im Gesamtpaket weniger Mystisches zu finden ist, so haben auch hier zahlreiche magische Momente ihren Platz gefunden. Sprachlich, inhaltlich und vor allem optisch, in Blau zum Vorgänger passend, kann also auch der zweite Band auf ganzer Linie überzeugen – und schon jetzt freut man sich auf eine weitere Fortsetzung. Man sollte sich jedoch auf eine wieder lange Wartezeit einstellen, denn die Originalausgabe wird wohl erst im Herbst 2012 erscheinen.
Fazit:
Mit Flüsternde Seelen setzt Amber Kizer Meridians Geschichte nach langer Wartezeit angemessen fort und da dieses Mal deutlich eine Fortsetzung derselben aus dem Ende hervorgeht, darf der Leser hoffen, nicht wieder über zwei Jahre warten zu müssen, um zu erfahren, wie es mit Meridian, Tens und Juliet weitergeht.
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Gestaltung: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
Kizer, Amber: Meridian – Dunkle Umarmung
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