Nixenblut (Helen Dunmore)

cbj Fantasy, 1. Auflage April 2011
Originaltitel: Ingo
Aus dem Englischen von Knut Krüger
Taschenbuch, 320 Seiten
€ 7,99 [D] | € 8,30 [A] | CHF 13,90
ISBN: 978-3-570-40036-4

Genre: Jugendfantasy


Klappentext:

Als die dreizehnjährige Sapphy an der Küste Cornwalls auf den Meerjungen Faro trifft, der sie in die Tiefen des Meeres mitnimmt, spürt sie: Derselbe Sog, der ihren Vater ein Jahr zuvor in die Welt der Nixen und Wassermagier gelockt hat, zieht auch sie dorthin. Denn in ihr fließt das Blut der Nixen – sie gehört der Welt der Meerwesen ebenso an wie der der Menschen.
Als eine Gruppe von Tauchern die heiligen Gefilde der Meermenschen zu zerstören droht, muss Sapphy sich entscheiden, zu welcher Welt sie gehören will …


Rezension:

Als Sapphires Vater vor knapp einem Jahr eines Nachts mit dem Boot aufs Meer raus fährt und nicht zurückkehrt, geht die ganze Stadt davon aus, dass er entweder ertrunken oder mit einer anderen Frau abgehauen ist. Für Sapphy und ihren Bruder Connor steht jedoch fest, dass beides nicht zutrifft: Ihr Vater fuhr aufs Meer, seit er ein kleiner Junge war, und oft nahm er seine Kinder mit, um ihnen ebenfalls den reibungslosen Umgang mit seinem Boot beizubringen. Und die bedingungslose Liebe des Familienvaters macht die Annahme, er könnte seine Familie bei Nacht und Nebel für eine andere Frau verlassen haben, ziemlich unwahrscheinlich. Während Sapphys Mutter ihr Leben wieder in Angriff nimmt und weiterlebt, einen Job findet und das Beste aus der Situation zu machen versucht, ist Sapphy auch ein Jahr nach dem Verschwinden überzeugt, dass ihr Vater am Leben ist.

Schon immer übte das Meer eine gewisse Anziehungskraft auf das Geschwisterpaar aus, doch erst seit dem Verschwinden des Vaters spüren sie auch die Gefahr, die von der Urkraft ausgeht. Als Sapphy eines Tages auf der Suche nach ihrem Bruder den Meerjungen Faro kennen lernt, der sie schließlich mit in die Unterwasserwelt Indigo nimmt, stellt sie fest, dass sie in beiden Welten Zuhause sein kann. Faro zeigt ihr nicht nur die Faszination des Lebens unter Wasser, sondern macht Sapphy auch klar, was die Menschen dieser wundervollen Welt antun. Und als schließlich die Kunde laut wird, Taucher würden ein bestimmtes Gebiet vor der Küste Cornwalls genauer untersuchen wollen, wird Sapphire klar, dass sowohl Indigo als auch die Taucher auf ihre Hilfe angewiesen sind, denn für beide Parteien besteht Lebensgefahr.

Aus der Sicht Sapphires entführt Helen Dunmore den Leser in eine Welt, die sich unterhalb des Meeresspiegels abspielt, und arbeitet hierbei nicht nur mit wundervollen Bildern, sondern auch mit versteckten moralischen Denkanstößen, die geschickt eingeflochten sind und niemals als belehrender Zeigefinger verstanden werden. Durch die jungen Protagonisten ist auch die Sprache und der inhaltliche Aufbau eher einfach gehalten, was den Lesegenuss jedoch nicht schmälert. Gegenteilig scheint sich die Autorin hier ganz klar ihrer Ziellesegruppe anzupassen und bietet ein sprachlich leicht verständliches Niveau, bei dem man trotzdem das eine oder andere raffinierte Spiel vorfinden kann. In realem Hintergrund gehalten erfährt man als Leser vieles über die Landschaft und einiges über die Geschichte und Sagenwelt Cornwalls. Ob Liebhaber dieser Gegend vom Buch überzeugt sein können, ist fraglich, unbedarfte Leser dürfen sich jedoch an bildhaften Landschaftsbeschreibungen, vor allem der Küstenregion, erfreuen und davon ihre Reiselust anstacheln lassen.

Sapphire ist eine aufgeweckte Protagonistin, die manches Mal ein bisschen erwachsener wirkt als sie laut angegebenem Alter sein müsste, doch der Verlust des Vaters und der Kampf der übrigen Familie um Haus und Hof lassen einen Menschen sicherlich früher reifen. Überhaupt sind die zwischenmenschlichen Beziehungen im Buch sehr vielseitig gestaltet – einige Male wird man als Leser doch überrascht, wie die Protagonisten agieren und reagieren, andere Male sind eben diese Handlungen wunderbar nachvollziehbar, was eine Identifikation zumindest jüngeren Lesern leicht machen dürfte.
Ebenfalls interessant gestaltet sind die Unterwasserlebewesen, von denen man im ersten Band der Nixen-Trilogie zwar nur Faro wirklich kennen lernt, jedoch durch Erzählungen seinerseits auch von anderen Meermenschen erfährt. Obwohl Faro in seinen Denkweisen recht festgefahren und in seinen Äußerungen oftmals unbedacht scheint, ist seine Einstellung doch ebenfalls nachvollziehbar. Man schafft es, sich in seine Gedanken und seine Lage hineinzuversetzen, und wirft sozusagen – mit Hilfe Helen Dunmores – auch einen Blick hinter die Kulissen der Wasserwelten.

Abseits der typischen Vampir- oder Werwolf-Teenager-Romane und der momentan auch sehr angesagten Elfen- und/oder Feen-Geschichten lässt sich Helen Dunmore mit ihrer Nixen-Trilogie auf ein neues Unterkapitel der Jugendfantasy ein, das sicherlich auf seine Anhänger stoßen wird. Wahrscheinlich anfänglich noch als Geheimtipp gehandelt, dürften sich diese Bücher jedoch schon bald etablieren und hoffentlich nicht nur für gute Unterhaltung sorgen, sondern auch einiges in den Köpfen der überwiegend jungen Leser wachrütteln und anstoßen.


Fazit:

Für Leseanfänger und jugendliche Leser stellt Nixenblut nicht nur den Auftakt einer Fantasy-Trilogie abseits von Vampiren und Werwölfen dar, sondern verspricht auch kurzweilige Unterhaltung mit versteckten moralischen Denkanstößen. Erwachsene Leser können der Geschichte vor allem geweckte Erinnerungen an Kindheitsträume abgewinnen.


Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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