Only One Letter (Anne Goldberg)
Klappentext:
Es ist drei Wochen her, seit Liz‘ Leben sich plötzlich komplett gewendet hat. Seitdem begleiten Panikattacken ihren Alltag und verwandeln sie in einen Menschen, den sie nicht akzeptieren kann. Und noch weniger will sie irgendwem zeigen, wie verzweifelt sie gegen dieses neue Ich kämpft.
Dann begegnet sie Nate. Für ihn scheint es unglaublich leicht, Geduld mit ihren Ängsten zu haben – und sich in Liz zu verlieben. Er bleibt bei ihr, wenn die Panik sie im Griff hat. Und er setzt alles daran, ihr zu zeigen, dass es in Ordnung ist, nicht klarzukommen.
Was Nate dabei verborgen hält, sind seine eigenen seelischen Narben. Wunden, die er eigentlich hinter sich lassen wollte, und die nun beginnen, wieder aufzubrechen.
Rezension:
Seit einem einschneidenden Erlebnis vor knapp drei Wochen hat Liz ein enormes Problem mit geschlossenen, engen Räumen, in denen sich viele unbekannte Menschen aufhalten. Sie hofft, dass ihre Panikattacken im Laufe der Zeit von allein verschwinden werden und sie einfach Geduld haben muss. Bis dahin geht sie gefährlichen Situationen einfach aus dem Weg und gibt sich locker in der Gesellschaft von anderen. Nicht einmal ihre engsten Freunde wissen, wie sehr sie wirklich zu kämpfen hat. Auf einer WG-Party bei ihrer besten Freundin lernt Liz den Austauschstudenten Nate kennen, der ihr in der gleichen Nacht nach einem Alptraum in einer kritischen Situation zur Seite steht. Die beiden kommen sich näher und arbeiten gemeinsam einen Mehrere-Schritte-Plan aus, um Liz von ihrer Panik zu heilen. Dabei weicht er nicht von ihrer Seite und hilft ihr, brenzlige Augenblicke souverän zu überstehen. Dass auch Nate mit einer schwierigen Vergangenheit zu kämpfen hat, zeichnet sich erst im Laufe der kommenden Monate ab, und endet in einem Desaster, als es schon fast zu spät ist.
Ich war mir eigentlich sehr sicher, dass mir klar ist, dass du nicht perfekt bist. Einfach aus dem Grund, dass niemand perfekt sein kann. Vollkommenheit ist eine dumme Lüge, die uns rosafarbene, glitzernde Hormone der Verliebtheit vorgaukeln.
(Seite 204)
Obwohl die Geschichte nur bedingt mit seinem Vorgänger zu tun hat, kann man Only One Letter durchaus als indirekte Fortsetzung betrachten. Die Erzählung setzt etwa drei Wochen nach dem Showdown von Only One Song ein und im Verlauf des Buches gibt es auch ein paar Querverweise, die aber keine tragende Rolle spielen. Im Grunde kann der Roman um Liz und Nate als eigenständiges Buch gelesen werden. Das macht sich auch am Inhalt der Story bemerkbar – aufgebaut wie ein Tagebuchroman wird hier aus zwei Perspektiven erzählt. Der Großteil besteht aus einer Art langem Brief, in dem der gemeinsame Weg vom ersten Kennenlernen bis in die Gegenwart wie ein Rückblick erzählt wird. Unterbrochen werden diese langen Notizbucheinträge von aktuellen Einblendungen, und irgendwann treffen beide Erzählstränge aufeinander und erlauben dem Leser ein Gesamtbild. Dadurch, dass beide Perspektiven lediglich aus Liz‘ Sicht erzählt werden, geht einiges an Tiefe verloren – gerade bei der Thematik, mit der Nate sich beschäftigen muss, wären ein paar zusätzliche Einblicke aus seinem Standpunkt sehr hilfreich gewesen, um mehr Bindung zu den Charakteren aufbauen zu können. So bleiben beide Protagonisten leider eher blass und unnahbar, wodurch auch einiges an Tiefe verloren geht, obwohl sowohl Nate als auch Liz einige wunderbare Eigenschaften mitbringen, die den Zugang etwas erleichtern.
Die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse ist ein Thema, das in Büchern oft verwendet wird, und der Leser erwartet bei derartiger Lektüre eine gewisse authentische Auseinandersetzung. Dies ist Anne Goldberg im ersten Band der Trilogie recht gut gelungen, was vielleicht daran lag, dass das Trauma erst auf den letzten knapp 100 Seiten thematisiert wurde. In Only One Letter spielt es von Anfang an eine Rolle, aber zu keinem Zeitpunkt wird eine ernsthafte Tiefgründigkeit erreicht. Tatsächlich plätschert das Geschehen, von einigen humorvollen Schlagabtauschen zwischen Nate und Liz, sehr seicht vor sich hin und spielt mit einigen eher unglaubwürdigen Eindrücken. Erst nach 80 Seiten wird ein Punkt erreicht, an dem der Leser das Gefühl hat, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können. Die Handlung bleibt durchweg gleichförmig, es gibt nur wenige Szenen, in denen ein wenig Spannung vermittelt wird. Insgesamt ist Only One Letter sehr viel ruhiger und ernster als sein Vorgänger, was dem Roman allerdings ein Stück weit auch zum Verhängnis wird. Das Potential der Geschichte wurde dieses Mal leider nicht vollends ausgeschöpft, doch durch den wieder sehr angenehmen Schreibstil bleibt es jedoch eine nette Lektüre, die trotz allem Lust auf den dritten Band der Reihe macht.
Fazit:
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger benötigt Only One Letter ein wenig Anlauf, um seine Wirkung zu entfalten. Als eine Art Tagebuchroman aufgebaut, was mitunter zu einigen zeitlichen Überschneidungen und dadurch Verwirrungen führt, erzählt Anne Goldberg im zweiten Band der Trilogie von den Nachwirkungen des Finales von Only One Song. Ein kurzes Wiedersehen mit Winston und Theo lässt den Leser lächeln, ansonsten hat dieser Brief insgesamt sehr viel ernstere Töne und legt sein Augenmerk auf gänzlich andere Emotionen als das Knistern zwischen den Protagonisten.
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