Schattenschwingen II: Die dunkle Seite der Liebe (Tanja Heitmann)
cbt, 1. Auflage März 2011
HC mit SU, 448 Seiten
€ 16,99 [D] | € 17,50 [A] | CHF 26,90
ISBN: 978-3-570-16068-8
Leseprobe
Genre: romantische Jugendfantasy
Klappentext:
»Ich liebe dich, Sam, aber du bist nun mal eine Schattenschwinge. Du kannst nicht immer wieder hierherkommen und Mensch spielen, wenn du doch eigentlich der Sphäre angehörst. Deshalb ist es besser, wenn du jetzt gehst.«
»Das kannst du nicht wirklich wollen.« Sams Gesicht war eine Handbreit von meinem entfernt, doch ich sah ihn nicht an. Durfte ihn nicht ansehen.
»Ich will es nicht, aber ich tu es trotzdem. Geh bitte.«
Ich blickte ihm nicht nach, als er sich abwandte.
Ich sah in den grauen Himmel und spürte, wie alles leblos in mir wurde.
Für Mila ist es zu schön, um wahr zu sein: Sam ist zu ihr zurückgekehrt! Doch das Leben zwischen den Welten droht Sam zu zerreißen und birgt große Gefahren für die Menschen in seiner Umgebung. Mila fasst einen folgenschweren Entschluss …
Dramatisch – schicksalhaft – romantisch: Die Fortsetzung der Liebesgeschichte von Mila und Sam.
Rezension:
»In der Liebe verbirgt sich auch eine dunkle Seite, das ist ein offenes Geheimnis«, sagte Shirin. »Nicht alles, was die Liebe berührt, verwandelt sich in einen Rosengarten, sie macht uns nicht unbedingt zu einer besseren Person. Wer liebt, ist imstande, Grenzen zu überqueren – selbst wenn man dazu über andere hinwegschreiten muss. Du siehst einzig deine Liebe und es ist dir gleichgültig, dass der Weg zu ihr voller Dornen ist. Dornen, die nicht nur dich, sondern auch andere verletzen. Doch du bist so geblendet von dem Verlangen nach dem einen, dass alle anderen plötzlich völlig bedeutungslos erscheinen.«
(aus dem zehnten Kapitel, Seite 148)
Nachdem Sam sich im ersten Teil der Schattenschwingen-Trilogie gegen Asami behauptet hat, ist es ihm gestattet, zwischen den beiden Welten zu springen. Für ihn bedeutet dies, dass er ohne Abstriche machen zu müssen sowohl seinem Leben als Schattenschwinge nachkommen als auch Zeit mit Mila verbringen kann. Doch in der Sphäre findet ein gravierender Wandel statt, der Sam dazu zwingt, täglich mehrere Stunden Kampftraining über sich ergehen zu lassen. Zusätzlich dazu erfordert natürlich auch der Wechsel zwischen den Welten immer wieder einen hohen Kraftaufwand, sodass die Besuche bei Mila schnell zu einer kräftezehrenden Sache werden. Trotzdem wissen sowohl Mila als auch Sam, dass sie nicht nur zusammen gehören, sondern es wider alle Gegenwehr schaffen können, ein Paar zu sein. Denn noch immer ist die Anziehungskraft, die beide aufeinander haben, ungebrochen und steigert sich im Gegenteil immer mehr.
Als Sam sich gemeinsam mit Kastor, einer befreundeten Schattenschwinge, auf den Weg in das weiße Licht macht, um ein für alle Mal zu klären, dass der Schatten – jener Gegner, der die Sphäre vor langer Zeit seiner Macht unterwerfen wollte – noch immer in seinem Gefängnis eingeschlossen ist, finden sie nicht nur dessen einbalsamierten Leichnam, sondern auch einen alten Freund Kastors. Doch irgendwas an Nikolai ist seltsam, nicht nur seine strahlende Aura und sein nahezu engelsgleiches Aussehen erregen Sams Aufmerksamkeit. Viel Zeit zum Grübeln bleibt ihm jedoch nicht, denn Mila und Rufus bereiten in St. Martin bereits seine menschliche Rückkehr vor. Bis bei einem Ausflug in der Menschenwelt schließlich Kastor und Nikolai vor Lena, Milas bester Freundin, auftauchen und das Mädchen in Gefahr gerät – für Mila ist dies eine Grenze, die sie vor eine schwere Entscheidung stellt.
Bereits mit dem ersten Band um Sam und Mila zeigte Tanja Heitmann, dass sie auch neben dem Vampir- und Werwolf-Hype wundervolle Jugendfantasy schreiben kann und ebendiese Wesen nicht zwingend nötig sind, um ansprechende Geschichten unter die Leser zu bringen. Auch in Band zwei gewinnt die Autorin nahezu auf Anhieb das Leserherz, das lange auf die Fortsetzung warten musste. Realistisch stellt sie die Gefühle und Bedenken der Charaktere wie auch die auftauchenden Probleme des Doppellebens, welches Sam führt, dar und vermag es auf eine behutsame Weise, nicht nur Romantiker, sondern auch skeptische Leser von ihren Protagonisten und deren Geschichte zu überzeugen. Mila und Sam behaupten sich als willensstarke, aber auch besonnene Jugendliche, die neben ihrer großen füreinander empfundenen Liebe und immer stärker werdenden körperlichen Sehnsucht auch einen Blick für das Wesentliche und ihre Mitmenschen bzw. Mitschattenschwingen haben. Beiden steht dieses Verantwortungsbewusstsein unheimlich gut und für den Leser bleibt die ganze Zeit klar, dass dieses Paar es auf irgendeine Art einfach schaffen muss.
Über die wieder zweigeteilte Erzählstruktur bekommt man als Leser erneut Einblick in beide Gefühlswelten: Die des Menschenmädchens und die der Schattenschwinge. Beide plagen sich mit ganz eigenen Gedanken, an denen sie den jeweils anderen nicht immer teilhaben lassen, doch die starke Verbundenheit wird nie unterbrochen. Doch auch in die Erinnerungen von anderen Charakteren, im Speziellen der Schattenschwinge Shirin, erhält der Leser Einsichten, die vieles aus dem ersten Band ins richtige Licht rücken und neugierig auf mehr von der Geschichte der Sphäre machen. Man kann nur hoffen, dass Tanja Heitmann auch im dritten und abschließenden Bann weitere historische Elemente einflechten wird und dem Leser so die Chance gibt, auch Sams Welt etwas besser kennen zu lernen. Denn diese zeigt sich mehr und mehr als eine überaus interessante Parallele zu der Welt, wie die Menschheit sie kennt.
Mit dem ziemlich eindeutigen, aber offenen Ende und dem kurzen, aber intensiven Ausblick auf Band drei verabschiedet sich die Autorin nach knappen 450 Seiten und lässt erneut einen hibbelnden und ungeduldigen Leser zurück, der sich schon jetzt darauf freut, gemeinsam mit Mila und Sam und deren Freunden das große Finale zu erleben.
Fazit:
Auch im zweiten Schattenschwingen-Band beweist Tanja Heitmann, dass sie im Bereich der Jugendfantasy mehr als Zuhause ist. Liebevoll gestaltete Charaktere, atmosphärische Umgebung und eine Liebesgeschichte, die nicht einfach nur allem trotzt, sondern bei der die Protagonisten sich tatsächlich auch Gedanken um andere machen. Mit Spannung wird nun Teil 3 erwartet.
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
Heitmann, Tanja: Schattenschwingen
Zurück zu:
Neva (Sara Grant) Weiter mit:
Elfenliebe (Aprilynne Pike)