Schlaft doch, wie ihr wollt (Stephanie Grimm)
Klappentext:
Reclaim Your Sleep! Holen wir uns unseren Schlaf zurück!
Während die Ernährung manchen Menschen mittlerweile zur Ersatzreligion geworden ist, führt der Schlaf, obschon genauso wichtig, in unserer Gesellschaft ein Schattendasein: Diskutiert wird er nur dann, wenn man ein Problem mit ihm hat. Stephanie Grimm will den Schlaf zurückerobern, denn er ist keine vergeudete Lebenszeit, sondern Freizeit in Reinform. Deshalb sollte jeder wissen, was da nachts eigentlich vor sich geht, und sein individuelles Schlafbedürfnis kennen – und durchsetzen.
In unserer Gesellschaft wird Schlaf vor allem dann zum Thema, wenn er nicht so recht klappen will. Davon zeugt ein unüberschaubarer Markt an Ratgebern zu Schlafstörungen. Außerdem hat der Schlaf ein Imageproblem: Wer viel schläft, ist entweder faul oder versteht es nicht, sein Leben auszukosten. Stephanie Grimm plädiert dafür, unsere Einstellung einer Überprüfung zu unterziehen, denn: Viel Schlaf ist kein Zeichen von Trägheit oder Passivität, sondern wahnsinnig nützlich, lebenserhaltend und beglückend. Wie Urlaub, den uns die Natur zwangsverordnet hat. Gerade deshalb sollten wir unser Wissen zum Schlaf aufpolieren und ihm einen größeren Stellenwert in unserem täglichen Leben einräumen. Was unsere wertvollsten Stunden des Tages betrifft, gibt es eine Menge zu entdecken, auch dann, wenn wir keine Probleme mit ihnen haben.
Rezension:
Wer viel schläft, ist faul. Und wer ständig müde ist, trinkt zu wenig Kaffee. In unserer Gesellschaft, in der es immer schnell, schnell gehen muss und jede Sekunde zählt, wird Schlaf als negativer Zeiträuber oder gar pure Zeitverschwendung betrachtet. Man bedenke nur, was man in all den unproduktiven Stunden schaffen und erledigen könnte, die man nachts verschwendet. Dabei verkennen die meisten Menschen jedoch die Wichtig- und vor allem die Notwendigkeit der erholsamen Stunden in der Nacht. Stefanie Grimm befasst sich in Schlaf doch, wie ihr wollt mit genau diesen Stunden und bricht eine große Lanze für das heilige Gut der nächtlichen Regeneration von geistigen und körperlichen Kräften.
Der Schlaf hinterlässt im Körper einen wohligen Nachklang, und im Kopf fühlt man sich angenehm entwirrt. Obendrein werden Erlebnisse aus unserem Alltag in aufregende Träume verwandelt. Und klüger ist man nach einer erholsam verbrachten Nacht auch noch – behaupten zumindest die Neurowissenschaftler.
(aus der Einleitung, Seite 7)
Dabei wirft die Autorin nicht nur einen Blick auf die unterschiedlichen Schlaftypen – hier gibt es nämlich rein vom Produktivitätsverhalten her gravierende Unterschiede, die sich natürlich auch auf das Schlafverhalten auswirken – und schreibt über ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Gedanken, sondern kann auch anhand wissenschaftlich bewiesener Argumente belegen, warum der Schlaf ein sehr viel ernster zu nehmender Bestandteil unseres Lebens sein sollte. Manchmal greift sie dabei ein wenig zu tief in die Statistik-Schublade und wirft mit ein paar zu vielen Fachsimpeleien um sich, doch im Großen und Ganzen bleibt dieses Sachbuch unterhaltsam und informativ. Und ja, zugegebenermaßen bisweilen auch ein wenig einschläfernd, was irgendwie gleichzeitig für und gegen das Buch spricht. Möglicherweise ist dieser Eindruck nicht ganz objektiv, doch nach der Lektüre könnte der Schlaf durchaus erholsamer als sonst erscheinen. Vielleicht deshalb, weil Stephanie Grimm es schafft, das von der Gesellschaft eingeimpfte schlechte Gewissen auszuschalten und den Schlaf einfach das sein zu lassen, was er tatsächlich ist: (über)lebensnotwendig und die Lebensqualität steigernd.
Der Schlaf hat schließlich Besseres verdient, als dass man nur über ihn spricht, wenn er Ärger macht.
(aus der Einleitung, Seite 9)
Sicherlich wird bei echten Schlafgegnern oder gar –hassern auch Schlaft doch, wie ihr wollt keine große Meinungsänderung wachrufen. Aber vielleicht doch zumindest ein leises Nachdenken anregen oder wenigstens ein Einsehen wecken, dass die Schlafgewohnheiten einfach so verschieden sind wie die Menschen selbst. Vielleicht wird das Verständnis für die Andersartigkeit unterstützt und möglicherweise kann anhand dessen ein Dialog stattfinden. Fest steht in jedem Fall, dass der Schlaf ein großes Comeback verdient hat und auch dringend benötigt – so dringend, wie der Mensch eben auch den Schlaf an sich, um gut funktionieren zu können.
Fazit:
Lesens- und liebenswert bricht Stephanie Grimm eine Lanze für einen der wichtigsten Bestandteile für unser Überleben: den Schlaf. In Schlaft doch, wie ihr wollt zeigt sie auf humorvolle und informative Weise, wie das schlechte Bild der nächtlichen Stunden entstanden ist und warum wir dagegen ankämpfen sollten, welche unterschiedlichen Schläfer es gibt und wie sich daraus auch verschiedene Schlafverhalten ergeben. Die Autorin räumt auf mit Vorurteilen und setzt sich ganz klar dafür ein, dem verhassten „Zeitfresser“ zu neuem Glanz zu verhelfen. Eine Leseempfehlung nicht nur für diejenigen, die gerne schlafen!
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