Schwesterlein, komm stirb mit mir (Karen Sander)

Schwesterlein, komm stirb mit mir (Karen Sander)

Klappentext:

Du hast mich vergessen. Doch ich vergesse nicht.

Eine Frau wird in ihrer Wohnung umgebracht. Regelrecht abgeschlachtet. Hauptkommissar Georg Stadler fühlt sich an einen früheren Fall erinnert. Ein Serienmörder? Keiner der Kollegen glaubt daran: Denn für die erste Tat sitzt bereits ein Mann in Haft.
Stadler bittet eine Psychologin um Hilfe. Liz Montario hat im Vorjahr spektakulär eine Mordserie aufgeklärt. Sie sagt zu, obwohl sie selbst bedroht wird. Denn jemand schreibt ihr anonyme Briefe. Jemand, der sehr viel über sie weiß.
Es kommt zu weiteren Morden. Und Liz beginnt sich zu fragen: Ist hier wirklich ein Serienmörder am Werk? Oder ein Mörder, der einen Serienmörder spielt?


Rezension:

Drei Frauen werden ermordet. Auf den ersten Blick haben sie keine Gemeinsamkeiten, doch im Laufe der Recherche fällt auf: Sie sind keine „echten“ Frauen. Entweder haben sie geschlechtsangleichende Operationen vornehmen lassen oder verkleiden sich nur – kurzum, sie sind transsexuell und scheinbar geht hier ein Serienmörder gezielt auf die Suche nach ebensolchen Personen. Der ermittelnde Kommissar Georg Stadler stößt bei diesem Fall an seine Grenzen und sucht sich Hilfe bei der jungen Psychologin Liz Montario, die erst vor kurzem eine Mordserie aufgeklärt hat, an der sich die Polizei die Zähne ausgebissen hat. Klar, dass deshalb nicht unbedingt alle Kollegen gut auf sie zu sprechen sind. Hinzu kommt, dass Liz auch eine ganz eigene Lebensgeschichte hat, die sie aber lieber im Geheimen halten möchte. Ebenso die anonymen Drohbriefe, die sie seit einiger Zeit erhält und die deutlich darauf schließen lassen, dass der Absender sie sehr gut zu kennen scheint. Trotzdem reizt der Auftrag ungemein und schließlich lässt Liz sich auf eine offizielle Unterstützung der Ermittlungsarbeit ein. Niemand ahnt, wie tief sie selbst tatsächlich in den Fall verwickelt ist und dass bei weitem nicht nur das Leben weiterer Transsexueller auf dem Spiel steht.

Karen Sander ist das Pseudonym einer deutschen Autorin von historischen- und Kriminalromanen, die auch als Übersetzerin für englische, portugiesische und spanische Literatur tätig ist. Man sollte also meinen, dass ihr das Schreiben einigermaßen liegt und sie weiß, worauf sie sich bei einem Sprung ins Thriller-Genre einlässt. Leider scheint genau dies nicht der Fall zu sein, denn obwohl sie an einer Promotion über die sehr erfolgreiche Thriller-Autorin Val McDermid arbeitet, kann Schwesterlein, komm stirb mit mir in keiner Weise mit anderen Werken aus dieser Rubrik mithalten – unabhängig davon, ob es sich dabei um gestandene Schreiber oder absolute Neulinge handelt. Zwar erkennt man hier und da ein Hauch von Finesse, doch im Gesamtbild ist dieses Thriller-Debüt vor allem eins: Purer Durchschnitt. Und dieser Punkt zieht sich leider tatsächlich durch alle Kriterien, die man aufführen könnte.

Angefangen bei den Charakteren, die bis auf wenige helle Momente sehr stereotyp sind und deren Ecken und Kanten zu gewollt wirken, über die eigentlich wirklich interessante Setting-Idee, die allerdings nur sehr unzureichend umgesetzt wurde, bis hin zur sehr leichten und nahezu ohne Spannungsbögen versetzte Sprache kann Schwesterlein, komm stirb mit mir dem Leser zwar kurzweilige Unterhaltung bieten, bleibt aber nach dem Lesen keineswegs im Kopf hängen. Dabei spielen sicherlich die sehr zögerlichen Versuche einer aufkeimenden Liebesgeschichte, bei deren Einsatz sich Karen Sander selbst nicht ganz sicher zu sein schien, eine große Rolle. Insgesamt ist das gesamte Buch nichts Halbes und nichts Ganzes – es ist solider Lesestoff, der jedoch nur sehr wenig Spaß macht und schnell für andere Genrebrüder den Platz räumen darf. Es fällt schwer, nicht ganze Passagen zu überfliegen, weil kaum etwas passiert und die Ermittlungsarbeit sich dadurch extrem hinzieht. Gute Ansätze sind vorhin, werden aber nicht ausreichend ausgebaut, sondern im Kern abgewürgt. Und trotzdem weiß der Leser recht schnell, worauf all das Verwirrspiel hinauslaufen wird – nicht zuletzt, weil auch der Titel einfach schon ein sehr wichtiges Detail verrät.

Für eine mit beiden Beinen im Literaturgeschehen stehende Autorin ist Karen Sander bei Schwesterlein, komm stirb mit mir einiges unter den Tisch gefallen. Deutliches Potential kann hier keineswegs abgesprochen werden, doch die Umsetzung wird teilweise als lieblos empfunden und für den Leser kommt am Ende nicht viel zusammen, das ein nochmaliges Lesen befürworten würde. Mit etwas mehr Enthusiasmus beim Schreiben und gerne auch eine gehörige Portion mehr Selbstsicherheit für ihre Charaktere könnte Karen Sander allerdings mit dem nächsten Roman um Georg Stadler und Liz Montario schon sehr viel mehr Leser auf positive Weise erreichen. Die Messlatte nach oben lässt noch viel Platz und Spielraum, der lediglich genutzt werden muss.


Fazit:

Mit Schwesterlein, komm stirb mit mir wird der Buchmarkt um einen weiteren Thriller aus deutscher Feder reicher, auch wenn nichts wirklich Neues geliefert wird. Hier und da weist dieses Genre-Debüt noch grobe Schwachstellen auf, doch der erste gemeinsame Fall von Georg Stadler und Liz Montario hat auch einiges an Potential zu bieten. Etwas weniger Verwirrspiel und Unentschlossenheit würden dem Ermittlerduo durchaus gut tun, die Story könnte etwas weniger Vorhersehbarkeit vertragen – doch insgesamt darf man gespannt sein, was Karen Sander aus ihren Möglichkeiten noch machen wird.



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