Talon – Drachenzeit (Julie Kagawa)
Klappentext:
Drachen: gefährlich, magisch, unwiderstehlich!
Strand, Meer, Partys – einen herrlichen Sommer lang darf Ember Hill das Leben eines ganz gewöhnlichen kalifornischen Mädchens leben! Danach muss sie in die strenge Welt des Talon-Ordens zurückkehren – und kämpfen. Denn Ember verbirgt ein unglaubliches Geheimnis: Sie ist ein Drache in Menschengestalt, auserwählt, um gegen die Todfeinde der Drachen, die Krieger des Geheimordens St. Georg, zu kämpfen.
Garret ist einer jener Krieger, und er hat Ember sofort als Gefahr erkannt. Doch je näher er ihr kommt, umso mehr entflammt er für das ebenso schöne wie mutige Mädchen. Und plötzlich stellt er alles, was er je über Drachen gelernt hat, infrage …
Rezension:
Ember und ihr Bruder Dante kennen bisher nur das Leben im Drachenorden Talon, wo sie die letzten sechzehn Jahre in der Jungdrachenausbildung verbracht haben. Nun liegen allerdings drei ganze Monate Freiheit vor ihnen – der erste Sommer, den sie nicht in der Wüste und unter der Erde verbringen werden, sondern am kalifornischen Strand. Wie ganz normale Jugendliche. Das ist zumindest der Plan, als die beiden dort ankommen. Doch schon nach ein paar Tagen ist es mit dem zerbrechlichen Frieden vorbei, denn ein geheimnisvoller Fremder taucht auf – Riley, der nach Gefahr riecht und prompt den Drachenorden wieder auf den Plan ruft. Viel zu schnell werden Ember und Dante aus ihren Ferien gerissen und wieder in Trainingseinheiten gesteckt. Aber dieser gefährliche und zugleich anziehende Fremde ist nicht der einzige, von dem Gefahr ausgeht. Auch der geheime St. Georgs-Orden treibt sich in der kleinen behaglichen Stadt herum, in Person von Garrett. Und sein Ziel ist es, Talon zu vernichten – vor allem die Jungdrachen, die die Zukunft des Drachenordens sind …
Julie Kagawa hat sich mit ihrer Plötzlich Fee-Reihe schnell in die Herzen der Romantasy-Fans geschrieben. Nun wagt sie einen weiteren Schritt und begibt sich mit Talon in die Welt der Drachen. Zumindest ihr Konzept ist in jedem Fall vielversprechend und macht Lust auf die Geschichte. Leider bleibt die Story jedoch lange auf mittelmäßigem Niveau – was vor allem daran liegt, dass der Leser sofort mitten in die Geschichte geworfen wird, jedoch kaum Hintergrundinformationen erhält. Weder der Drachen- noch der gegnerische Kriegerorden werden wirklich beleuchtet, immer wieder bekommt man nur kleinere Häppchen serviert, die jedoch mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben. Dadurch bleibt Drachenzeit im Großen und Ganzen eine süße, sommerliche Teenie-Geschichte, die viel am Strand stattfindet und von heimlichen Aktionen wie nachts aus dem Haus stehlen und sich auf Klippen mit geheimnisvollen Fremden treffen lebt. Was an sich eine lockerleichte, aber unterhaltsame Lektüre darstellen könnte, würden nicht auch die Charaktere eher blass bleiben. Wodurch leider auch die obligatorische Dreiecks-Lovestory nicht so richtig zünden möchte. Einzig der Gefahr ausstrahlende Biker Riley schafft es zumindest ansatzweise, den Leser ein wenig neugierig zu machen. Er hat etwas an sich, das nicht nur Ember anzieht – die hingegen fast zu perfekt rüberkommt, dabei aber so naiv ist, dass es schwer fällt, sich voll auf sie einzulassen.
Da Talon ebenfalls als Reihe angesetzt ist, hat Julie Kagawa für die Folgebände viel Potential nach oben offen. Grundlagen sind definitiv genügend da und zumindest in den letzten Kapiteln schafft es die Autorin, eine gewisse Grundspannung und –dynamik aufzubauen. So ist man zwar etwas enttäuscht vom Auftaktband, aber gleichzeitig auch ein wenig zu neugierig, wie sich die Welt und die Geschichte weiterentwickelt, als dass man am Nachfolger Drachenherz vorbeigehen könnte. Es bleibt zu hoffen, dass sowohl die Hintergründe der beiden Orden und dessen Feindschaft mehr beleuchtet werden als auch die Charaktere an Substanz gewinnen und sich weiterentwickeln. Alles in allem bleibt aber auch Drachenzeit eine nette Story für zwischendurch, zu der Romantasy-Fans ruhigen Gewissens greifen können – sofern sie nicht allzu viel Wert darauf legen, dass die Geschichte sie noch lange nach dem Lesen beschäftigt. Denn das schafft Julie Kagawa mit diesem Auftaktband leider nur bedingt. Es bleibt abzuwarten, ob sie das Ruder im Folgeband noch herumreißen kann.
Fazit:
Nachdem Julie Kagawa sich bereits mit einigen anderen Fantasy-Wesen beschäftigt hat, greift sie mit Talon nun eine weitere sagenumwobene Gestalt auf, die das Genre momentan wieder ziemlich aufmischt. In Drachenzeit schafft sie es allerdings nur bedingt, den Leser in die Geschichte zu holen. Zeitweilig ist die Handlung sehr schleppend, wobei die Szenerie durchaus ansprechend ist – aber eher zu Urlaubsträumereien hinreißt anstatt wirklich mitzureißen. Erst in den letzten Kapiteln fesselt dieser Reihenauftakt, die Chancen für seinen Nachfolger Drachenherz stehen daher tendenziell gut, etwas mehr aus dieser im Grunde guten Idee zu machen.
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