Todeskind (Karen Rose)
Klappentext:
»Habe ich dir gefehlt?«, stammelt der 20-jährige Ford wieder und wieder. Er liegt verwirrt im Krankenhaus. Tagelang irrte er durch verschneite Wälder, auf der Flucht vor seinen Entführern. Doch er kann sich an nichts mehr erinnern. Seine Mutter, Daphne Montgomery, ist schockiert, als sie hört, was ihr Sohn wie ein Mantra vor sich hin murmelt. Seit Jahren wird sie von quälenden Erinnerungen gepeinigt. Ausgerechnet diese Worte flüsterten die Männer, die sie selbst als Kind gefangen gehalten und missbraucht haben. Sie vertraut sich FBI-Agent Carter an, der alle Hebel in Bewegung setzt, um der attraktiven Anwältin und ihrem Sohn zu helfen. Die Wahrheit muss endlich ans Licht …
Rezension:
Daphne Montgomery hat eine schwere Vergangenheit hinter sich gelassen und sich trotz aller zu einer erfolgreichen Staatsanwältin hochgearbeitet, obwohl sie immer wieder mit den Erinnerungen an diese Zeit und die damit verbundenen Schuldgefühle zu kämpfen hat. Aktuell hat sie wieder einmal einen großen, für die Öffentlichkeit unheimlich interessanten Fall fast zum Abschluss gebracht, als ihr Sohn Ford und seine Freundin Kimberly nach einem Kinobesuch außer Gefecht gesetzt und entführt werden. Schnell wird vermutet, dass die Familie des allem Anschein nach durch Daphnes Auftreten vor Gericht bald Verurteilten dahinter steckt und schon bald eine entsprechende Lösegeldforderung und weitere Bedingungen kommen wird. Doch dann wird Ford aufgefunden und bringt nicht nur etwas Licht in die Sache, sondern liefert auch neue Erkenntnisse, die allerdings so gar nicht zu den ersten Vermutungen passen wollen. Denn Ford berichtet, dass seine Entführer ihm immer wieder eine Frage gestellt haben, die vor allem Daphne viel zu bekannt sind – schließlich begleiten sie sie Nacht für Nacht durch ihre Alpträume und unruhigen Schlaf. Das hinzugezogene FBI-Team unter der Leitung von Agent Joseph Carter versucht, den Entführungsfall von allen möglichen und unmöglichen Seiten zu beleuchten, tritt aber lange auf der Stelle. Schließlich begreift Daphne, dass das Seelenheil ihres Sohnes und auch ihre eigene psychische Genesung davon abhängt, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellt und die ganze Geschichte auspackt, so unangenehm das auch ist und so sehr sie sich auch wünscht, all das endlich hinter sich lassen zu können …
Endlich ein neuer Lady-Thriller von Karen Rose! Viel zu lange hat es gedauert, dass Daphne Montgomery und Agent Joseph Carter nach all den mal mehr, mal weniger bedeutsamen Nebenrollen in anderen Romanen selbst in die Hauptrollen schlüpfen und ihre eigene Geschichte erzählen und erleben dürfen. Da einige Zeit seit dem letzten Buch vergangen ist, die Geschichte aber fast direkt an dieses anknüpft, ist es selbst für den im Rose-Universum versierten Leser anfänglich etwas schwer, sich zwischen all den bekannten, aber nicht gleich zuzuordnenden Namen zurecht zu finden. Daher sind die ersten Kapitel mit einigem Stirnrunzeln zu lesen, aber mit jeder Seite kommen die Erinnerungen an die einzelnen Verbindungen zurück und das Lesevergnügen gedeiht zu seiner bereits gewohnten Größe. Trotzdem ist Todeskind nicht direkt mit seinen Vorgängern zu vergleichen, denn obwohl von vornherein klar ist, wer sich finden und wie die Geschichte zumindest in diesem Punkt enden wird, gibt es hier sehr viel weniger erotische Szenen zu lesen. Das Augenmerk hat Karen Rose ganz deutlich auf die Geschichte um das entstehende Liebespaar herum arrangiert und das merkt man bereits auf den ersten Seiten. Das gibt dem ganzen einen ganz neuen Eindruck vom Spannungsaufbau und nachdem sich die Fäden um die vielen Charaktere ein wenig entwirrt haben, kommt der Leser kaum noch zum Durchatmen. Seite um Seite wird verschlungen – wieder einmal hat die begnadete Autorin einen echten Pageturner vorgelegt.
Vielmehr bleibt eigentlich auch nicht zu sagen, denn wie schon mal in einer anderen Rose-Rezension erwähnt, könnte man immer wieder das Gleiche schreiben. Das Konzept geht einfach auf – Storyline, Charaktergestaltung, Spannungsaufbau – Karen Rose ist und bleibt eine Koryphäe auf ihrem Gebiet und wird immer ein nicht wegzudenkender Teil des Lady-Thriller-Genres sein. Schon jetzt freut man sich auf das nächste und das übernächste und alle weiteren, noch folgenden Romane und kann es kaum abwarten, das bald kommende etwa 600 Seiten starke Buch – Todesschuss erscheint im Juni 2014 – in den Händen zu halten und ein weiteres Mal im Rose-Universum zu versinken. Ein spaßiger und unterhaltsamer Lesegenuss, jedes Mal wieder!
Fazit:
Ganz klassisch im allbekannten Stil kann auch Todeskind dem Leser eine in Ansätzen vorhersehbare, aber trotzdem spannende Geschichte bieten. Wieder einmal beweist Karen Rose, dass man sich noch so sicher sein kann – am Ende ist der Täter dann doch jemand, von dem man es am allerwenigsten erwartet hätte. Auf früheren Fällen aufbauend und schon mal für kommende Bücher vorbereitend ist auch dieser Lady-Thriller erneut ein Genuss, der nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten durchaus zu unterhalten weiß und schon Lust auf den nächsten Ausflug ins Rose-Universum macht.
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