Trauma (Angélique Mundt)
Klappentext:
Ich erinnere mich nicht.
Niemand glaubt mir.
Was, wenn ich eine Mörderin bin?
Leila wacht auf, und ihr Leben ist nicht mehr dasselbe. Wie ist sie an diesen Ort geraten, in diesem Bett, in diese Psychiatrie? Erinnerungen mischen sich mit Ahnungen, sie hat Angst. Wann ist ihr Trauma zum Alptraum geworden? Was hat sie getan? Und zu was ist sie fähig, wenn die Erinnerung sie einholt?
Rezension:
Als Leila nach einem sehr plastischen Alptraum aufwacht, stellt sie fest, dass sich ihr eigenes Leben in einen solchen verwandelt hat. Sie ist Hauptverdächtige in einem Mordfall, kann sich aber nicht an die Tatnacht erinnern. Aufgrund eines Suizidversuches im polizeilichen Gewahrsam wird sie in die geschlossene Psychiatrie gebracht, wo sie sich mit Hilfe einer engagierten Ärztin ihren Erinnerungen aussetzt und versucht, die Einzelheiten der Nacht zu entschlüsseln. Doch auch auf der Station geschehen einige Dinge, die seltsam sind, und Leila beginnt, an ihrem Verstand zu zweifeln. Hat sie ihren Manager und besten Freund tatsächlich kaltblütig ermordet oder will ihr Unterbewusstsein ihr mit ihren Träumen etwas Wichtiges mitteilen?
„Wenn die Erinnerung einsetzt, ist der Schmerz am größten.“
(Seite 161)
Der menschliche Verstand ist ein erstaunliches Wunderwerk und hat nach traumatischen Erlebnissen einen ganz eigenen Schutzmechanismus. In Trauma begleitet der Leser die Protagonistin auf der Suche nach Antworten und ist durch die Erzählperspektive quasi im Kopf der vermeintlichen Täterin. Angélique Mundt ist selbst Psychotherapeutin und hat mehrere Jahre in der geschlossenen Psychiatrie gearbeitet. Dadurch bekommt der Psychothriller einen ganz besonderen Einblick in die Thematik. Bereits der Einstieg zeigt deutlich, dass die Autorin sehr genau weiß, worüber sie schreibt. Vor allem die Alpträume und Flashbacks der Protagonistin erlauben dem Leser einen anderen Blick auf verschiedene mentale Krankheitsbilder, denn neben Leila lernt man auch andere Patienten und mit ihnen die Dynamik auf einer solchen Station kennen. Diese Einblicke bringen ein wenig Abwechslung in die ansonsten recht düstere Geschichte, die sich vor allem mit der Frage beschäftigt, wozu der Mensch fähig ist und was der Verstand zu verschleiern weiß. Die Suche nach Antworten bildet den Hauptbestandteil des Buches, aber nicht nur auf die Frage, wer der wahre Mörder ist, sondern auch, welche Beziehungen und Beweggründe die einzelnen Charaktere miteinander verbindet.
Es stürzen keine Wände ein, wenn das eigene Leben zusammenbricht. Im Gegenteil. Es geht still und leise in einem Büro zu Ende.
(Seite 168)
Nach einem äußerst rasanten Einstieg bleibt der weitere Verlauf weitestgehend ruhig, wirft aber mit jedem Kapitel neue Fragen auf. Auch als Leser zweifelt man die meiste Zeit an Leila, obwohl sich recht früh auch ein anderer Verdacht einschleicht. Etwa zur Hälfte des Buches entwickeln sich dann weitere Möglichkeiten der Täterschaft, doch die Zusammenhänge bleiben weiterhin unklar. Spätestens ab diesem Punkt häufen sich leider einige Wiederholungen und Gedankenspiralen, die das Dranbleiben trotz der spannenden Grundthematik und des angenehmen Sprachstils mit weitestgehend knappen Sätzen und kurzen Kapiteln ein wenig anstrengend macht. Die Charaktere bleiben dabei konstant interessant und zeigen nur wenig persönliche Entwicklung, man lernt aber immer mehr Hintergründe der anderen Patienten kennen und baut so auch eine Beziehung zu ihnen auf. Leider hat Angélique Mundt diese Einblicke eher rar gesät, was zur Folge hat, dass am Ende ein paar Fäden zu viel ins Leere laufen. Auch das Finale lässt den Leser ein wenig unbefriedigt zurück, denn nach dem teilweise langwierigen Aufbau wirken die letzten Kapitel sehr überstürzt. Die Auflösung kommt für eingefleischte Thrillerleser nicht unbedingt überraschend und nicht alles ist am Ende nachvollziehbar. Trotzdem sorgt Trauma für spannende und kurzweilige Unterhaltung und dürfte so manchem Leser interessante Einblicke gewähren, die man sonst eher selten bekommt.
Fazit:
Welche Schutzmauern fährt der Verstand hoch, wenn er Erlebtes nicht verarbeiten kann? Mit dieser Frage beschäftigt sich Trauma und schenkt dem Leser durch die beruflichen Erfahrungen von Angélique Mundt besondere Einblicke in das Leben auf einer psychiatrischen Station und verschiedene Krankheitsbilder. Trotz einiger Längen und unbeantworteter Fragen kann der Psychothriller für spannende Lesestunden sorgen.
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